Samstag, 6. November 2010

"Der Fluch des Mont-Saint-Michel" von Frédéric Lenoir und Violette Cabesos

"Ad accedendum ad caelum, terram fodere opportet - Um in den Himmel zu gelangen, muss man in der Erde graben".

Welche Bedeutung sich hinter diesem kryptischen Satz verbirgt, versucht die junge Archäologin Jeanne durch Ausgrabungen in einer ehemaligen Abtei am Mont-Saint-Michel herauszufinden - ein Vorhaben, das zur Obsession wird, nachdem ihr ein kopfloser Mönch mehrmals im Traum begegnet und ihr eben diesen mehrdeutigen Satz immer eindringlicher zuruft. 
Die Französin ist von den Grabungen und der Suche nach dem kopflosen Mönch geradezu besessen - eine Tatsache, die zunehmend auch ihr Privat- und Liebesleben sowie das Verhältnis zu den Menschen in ihrem Umfeld in Mitleidenschaft zieht.
Jeannes Ausgrabungsarbeiten werden immer wieder erschwert - zum Teil durch bürokratische Hindernisse, zum Teil durch Rivalitäten und Missgunst in ihrem Team und schließlich auch noch durch zwei Morde, die bizarre Parallen im Mittelalter haben...

Runde 1000 Jahre früher wird der Mönch Roman beauftragt, auf dem Felsen des Mont-Saint-Michel eine neue Abtei zu errichten - ein Traum des begabten Baumeisters geht in Erfüllung.
Sein Denken und Tun, das nun ausschließlich auf den Bau der Abtei ausgerichtet ist, erfährt einen jähen Bruch, als der gläubige Mönch die junge und attraktive Moira kennenlernt, die ihn nach einem räuberischen Überfall findet und gesund pflegt.  Fortan ist sein Leben geprägt von Zweifeln. 
Die innere Zerrissenheit Romans wird verstärkt, als Moira ihm gesteht, sie sei neben ihrem christlichen Glauben eine tiefe Verehrerin der keltischen Götter ihrer Vorfahren und deren Heilkunst. 
Parallel zu seiner Absicht, sie mit seinem Herzen für Gott zu gewinnen und sie von der Heiligen Schrift so tief zu überzeugen, dass sie ihrem ketzerischen Glauben abzuschwört, nimmt jedoch das Unheil seinen Lauf....


Der Leser/die Leserin des "Historischen Thrillers" von Frédéric Lenoir und Violette Cabesos muss bereit sein, große Zeitsprünge mitzumachen. Immer wieder springt die Handlung aus dem tiefsten Mittelalter in die Gegenwart und zurück, vom Leben und Wirken des Mönchs Roman zu den Grabungen und der verzweifelten Suche Jeannes nach der Geschichte des kopflosen Mönchs.
Dass man dabei in der Gegenwart gemeinsam mit der jungen Archäölogin mehr über Roman erfährt, als während dessen eigener Geschichte, sorgt für Überraschung.
Etwas stark strapaziert wird der Leser/die Leserin durch ausschweifende Schilderungen der geschichtlichen Hintergründe sowie nur bedingt interessanter Nebenhandlungen im historischen Umfeld. 
Trotzdem gelingt es den beiden Autoren immer wieder, die Spannung auf Neue aufzubauen, den roten Faden nicht zu verlieren und die beiden Handlungsstränge zu einem fesselnden Finale zu führen.

Fazit: 
Nicht gerade eine leichte Lektüre für zwischendurch, aber für Freunde des historischen Romans mit Interesse an den historischen Hintergründen auf jeden Fall lesenwert.

Der Fluch des Mont-Saint-Michel
590 Seiten
Erschienen im Februar 2010 
als Taschenbuch
im Piper-Verlag

2 Kommentare: