Mittwoch, 24. Juli 2013

Rot-Grün verbietet Lehrern die Nutzung Sozialer Netzwerke. Ein Fehler?

Soziale Netzwerke wie Twitter und facebook stehen im Verdacht, die Demokratiebewegungen in Diktaturen und totalitären Staaten gestärkt zu haben und - wie im sogenannten arabischen Frühling - sogar zum Sturz von Regimen beigetragen zu haben. Diese Tatsache scheint auch Politiker hierzulande ein wenig nervös zu machen, wie man ganz aktuell im grün-rot-regierten Baden-Württemberg verfolgen kann:  Das Kultusministerium in Baden-Württemberg schränkt den Einsatz sozialer Netzwerke an Schulen mit Hinweis auf den Datenschutz stark ein. 

In einer "Handreichung" wird die Rechtslage dargestellt, die den Pädagogen verbietet, etwa facebook für die Kommunikation mit den Schülern sowie untereinander zu nutzen. Laut der Handreichung ist neben Chats, der Vereinbarung schulischer Termine und der Einrichtung von Lerngruppen auch das Speichern personenbezogener Daten aus sozialen Netzwerken untersagt.

Michael Kretschmer, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat nun für die Union in eindeutiger Weise Stellung bezogen:

"Soziale Netzwerke wie facebook, Google+ oder Twitter gehören zum Lebensalltag für Schüler, Eltern und Lehrer. Es ist realitätsfern und zukunftsfeindlich, schulische Aktivitäten davon auszuschließen und die Kommunikation auf Mittel aus dem analogen Zeitalter wie Rundbriefe oder Aushänge am Schwarzen Brett zu beschränken. Viele Teenager kann man mit E-Mails, Briefen oder einer Sprechstunde im konventionellen Stil nicht mehr erreichen. Es ist ermutigend, dass sich gegenwärtig viele Lehrer bereits aktiv und professionell in sozialen Netzwerken bewegen - hier sollten die Kultusministerien nicht entgegenwirken."


Digitale Medien eröffneten die Möglichkeit eines schnellen und offenen Diskurses, den die Schule brauche - auch um Jugendlichen beizubringen, wie sie im späteren Universitäts-, Arbeits- oder Privatleben souverän Chats, Online-Terminvereinbarung oder Arbeitspapiere in der Cloud nutzen können, stellt Kretschmer völlig zu Recht fest und betont: "Soziale Netzwerke gehören nicht bloß als graue Theorie auf den Stundenplan, sondern müssen im schulischen Alltag verwendet werden. Schule muss Medienkompetenz vermitteln, statt zu verunsichern. Lehrer können nur vermitteln, wenn Sie sich selbst auskennen und ihre Schüler verstehen." 


Sehr sachlich und pragmatisch, aber auch mit einem angemessenen Maß an Skepsis sieht die ganze Diskussion auch der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband e.V. (SLLV).

SLLV-Chef Möser betonte gegenüber dem Saarländischen Rundfunk (SR), dass beim Kontakt mit Schülern eine gewisse Distanz gewahrt bleiben müsse. Manche Eltern lehnten es zudem ab, so Möser, dass ihre Kinder in den sozialen Netzwerken kommunizierten.  Aus diesem Grund stellt er klar: "Es darf kein Schüler diskriminiert werden, wenn er keinen Zugang zum Internet hat." 
Unkritisch sei vielleicht, wenn beispielsweis Hausaufgaben zusätzlich auch noch über Facebook verteilt würden, findet der Vorsitzende des SLLV.

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