Seiten

Sonntag, 7. September 2025

Dramatischer Lehrermangel – Nur 25 von 122 Reservestellen an Grundschulen besetzt

Drei Wochen nach Beginn des neuen Schuljahres wird deutlich, wie angespannt die Lage an den Grundschulen im Saarland ist. Auf unsere Initiative hin wurde das Thema auf die Tagesordnung im Bildungsausschuss des Landtages gesetzt und das Bildungsministerium musste einräumen: Von den insgesamt 122 vorgesehenen Reservestellen für Grundschulen sind aktuell lediglich 25 besetzt.
Das bedeutet, dass vielerorts krankheitsbedingte oder anderweitige Ausfälle kaum noch kompensiert werden können – mit gravierenden Folgen für den Unterricht und die Förderung unserer Kinder.



CDU fordert klare Antworten der Landesregierung

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, meine Kollegin Jutta Schmitt-Lang, bringt die Situation auf den Punkt:

„Bereits drei Wochen nach Schuljahresbeginn zeigt sich die prekäre Personalsituation an den Grundschulen im Saarland in aller Deutlichkeit. Alarmierend ist, dass bei der Grundschul-Lehrerreserve aktuell lediglich 25 volle Stellen von den insgesamt vorgesehenen 122 besetzt sind. Das Ministerium konnte nicht einmal beantworten, ob diese ohnehin minimale Reserve schon vollständig ausgeschöpft ist. Stattdessen verweist man vage auf Rückkehrer aus der Elternzeit, die irgendwann im Laufe des Schuljahres den Mangel abfedern sollen. Doch weder gibt es eine klare Aussage, wann mit einer funktionierenden Reserve zu rechnen ist, noch, wie die stetigen und ungeplanten Ausfälle kompensiert werden sollen.“

Und sie warnt weiter:

„Schon jetzt, nur drei Wochen nach Schulbeginn, können längerfristige Ausfälle vielfach nicht mehr ersetzt werden. Gleichzeitig berichten die Schulen unisono von massiven Herausforderungen bei Sprache, Motorik und Grundkenntnissen der Grundschüler. Gerade deshalb können wir uns Unterrichtsausfälle ohne Ersatz schlichtweg nicht leisten. Wir brauchen den vollen Einsatz, damit Kinder im Saarland die Förderung erhalten, die sie dringend benötigen. Wer gerade im Grundschulbereich die Probleme auf die lange Bank schiebt, verspielt die Zukunftschancen unserer Kinder.“


Ein strukturelles Problem

Der Lehrermangel ist kein neues Phänomen – aber er spitzt sich immer weiter zu. Schon 2023 haben Lehrerverbände im Saarland auf die viel zu geringe Zahl an Studienplätzen, unattraktive Arbeitsbedingungen und fehlende Quereinsteiger-Programme hingewiesen.

Ein Gutachten des Bildungsforschers Klaus Klemm im Auftrag der Arbeitskammer zeigt, dass bis 2035/36 rund 4.158 zusätzliche Lehrkräfte im Saarland gebraucht werden. Das entspricht fast 300 Neueinstellungen pro Jahr – zusätzlich zu den ohnehin notwendigen Nachbesetzungen.

Auf Bundesebene warnen Experten ebenfalls vor einer langfristigen Unterdeckung, vor allem im Primarbereich. Spätestens mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab 2026 wird der Druck weiter steigen.


Was jetzt passieren muss

Die Landesregierung darf die Augen vor dieser Realität nicht verschließen. Es braucht endlich entschlossenes Handeln:

  • Kurzfristig: Besetzung der vorgesehenen Reservestellen, transparente Angaben zum Einsatz von Rückkehrern und wirksame Vertretungskonzepte.

  • Mittelfristig: Mehr Studienplätze im Lehramt, attraktivere Bedingungen für Quer- und Seiteneinsteiger, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

  • Langfristig: Planungssicherheit und nachhaltige Personalstrategie, damit unsere Schulen nicht Jahr für Jahr in Not geraten.


Fazit

Das Saarland braucht eine funktionierende Lehrerreserve und eine klare Strategie, um den Unterrichtsausfall wirksam zu bekämpfen. Unsere Kinder dürfen nicht die Leidtragenden einer verfehlten Personalpolitik sein. Bildung ist Zukunft – und Zukunft darf man nicht auf die lange Bank schieben.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen