Vergangene Woche führte unser diesjähriger Betriebsausflug mein Team vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Saarland und mich in einen Ort, der wie kaum ein anderer für industrielle Tradition und wirtschaftliche Identität unseres Landes steht: die Dillinger Hütte.
Als ältestes aktive Stahlwerk Deutschlands steht Dillingen seit Generationen für Qualität, Innovation und Heimatverbundenheit – aber auch für die Herausforderungen einer Branche im Umbruch. Grund genug, sich vor Ort über die aktuelle Lage zu informieren und den Blick sowohl zurück als auch nach vorn zu richten.
Stahl – Rückgrat unseres Landes und Symbol des Wiederaufbaus
Für den Volksbund ist Erinnerung ein zentrales Anliegen. Wir arbeiten dafür, die Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wachzuhalten und für Versöhnung einzutreten. Stahlwerke wie die in Dillingen waren nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur Motoren des Wiederaufbaus, sondern auch Symbole für Frieden und Fortschritt: Aus Kriegsmaterial wurde Baumaterial, aus Ruinen wurden Lebensräume.
In diesem Sinne war es für mein Team und mich mehr als nur ein Betriebsausflug – es ist ein Besuch an einem Ort, an dem Geschichte und Zukunft unseres Landes zusammenlaufen.
Grüner Stahl – Ideales Ziel oder gefährlicher Umweg?
Im Mittelpunkt unseres Besuchs stand der geplante Umbau der Dillinger Hütte hin zur CO₂-neutralen Stahlproduktion – sogenannter „Grüner Stahl“. Die Idee: Mit Hilfe von grünem Wasserstoff und neuer Technologien soll Stahl künftig klimafreundlich produziert werden.
Das ist grundsätzlich zu begrüßen – denn Umwelt- und Klimaschutz sind gemeinsame Aufgaben. Aber: Der Umbau der Stahlindustrie im Saarland wird derzeit eher durch ideologische Zielvorgaben als durch praxistaugliche Innovationen vorangetrieben. Die Sorgen, die wir bei Gesprächen vor Ort spüren konnten, waren deshalb greifbar:
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Werden die neuen Prozesse wirklich wettbewerbsfähige Produkte hervorbringen?
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Können unsere Stahlstandorte im internationalen Vergleich bestehen, wenn Energiepreise weiter steigen und Planungssicherheit fehlt?
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Und: Wo bleibt die Unterstützung der Politik, wenn es um die nötige Infrastruktur und bezahlbare Energieversorgung geht?
Die Mitarbeitenden der Hütte leisten Enormes – aber sie erwarten zu Recht, dass Politik nicht nur Anforderungen formuliert, sondern auch verlässliche Rahmenbedingungen schafft. Dazu gehört eine sichere Wasserstoffversorgung ebenso wie international wettbewerbsfähige Energiepreise.
Unsere Verantwortung: Industrie erhalten – Zukunft gestalten
Als Landesvorsitzender des Volksbundes ist mir bewusst: Erinnerungskultur und Zukunftsgestaltung gehören zusammen. Wer aus der Geschichte lernen will, darf nicht nur zurückblicken – sondern muss Verantwortung für das Heute und Morgen übernehmen.
Die Dillinger Hütte steht sinnbildlich für diese Verantwortung. Sie zeigt: Transformation braucht Rückhalt. Sie braucht den Mut zur Innovation, aber auch politische Vernunft statt regulatorischer Überforderung. Nur wenn wir beides miteinander verbinden, bleibt unser Saarland ein starker und lebenswerter Standort – mit Stahl aus der Region, mit guten Arbeitsplätzen und mit Perspektiven für die nächsten Generationen.
Mein Dank gilt dem Team der Dillinger Hütte für die Offenheit, mit der sie uns empfangen haben – und meinem Team vom Volksbund für das Engagement, mit dem wir gemeinsam an einer erinnerungsbewussten, zukunftsfesten Gesellschaft arbeiten.
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