In der jüngsten Sitzung des Saarländischen Landtages haben die CDU- und SPD-Landtagsfraktionen einen gemeinsamen Antrag eingebracht, der sich mit der Stärkung der geschlechtersensiblen Medizin und der Entstigmatisierung von Endometriose befasst. Ziel ist es, eine bessere Gesundheitsversorgung für alle Geschlechter zu gewährleisten und damit die gesundheitliche Versorgung der Gesamtbevölkerung nachhaltig zu verbessern. Eine verstärkte Fokussierung auf geschlechtersensible Medizin ist deshalb eine dringend notwendige Entwicklung.
Die Forschung zeigt klar, dass Männer und Frauen unterschiedliche Symptome, Krankheitsverläufe und Reaktionen auf Therapien haben. Dennoch wurden viele medizinische Studien historisch primär an männlichen Probanden durchgeführt, sodass die geschlechtsspezifischen Unterschiede oft unzureichend berücksichtigt werden. Die beiden Debattenrednerinnen unserer Fraktion, meine Kolleginnen Anja Wagner-Scheid und Dagmar Heib, machten in ihren Beiträgen deutlich, dass diese Erkenntnisse verstärkt in die universitäre Lehre, in die medizinische Praxis und in die öffentliche Gesundheitsvorsorge integriert werden müssen.
Im Saarland gibt es bereits positive Entwicklungen in diesem Bereich. So wurde an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes das Zentrum für geschlechtsspezifische Biologie und Medizin gegründet, um geschlechtsspezifische Unterschiede in Biologie und Medizin weiter zu erforschen. Die Landesregierung hat zudem die geschlechtersensible Gesundheitsversorgung als Handlungsfeld in der Gleichstellungsstrategie verankert.
Ein besonders eindrückliches Beispiel für die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung ist die Erkrankung Endometriose. Dabei handelt es sich um eine chronische und oft schmerzhafte Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Obwohl Schätzungen zufolge jede zehnte Frau betroffen ist – eine Zahl vergleichbar mit der Häufigkeit von Diabetes oder Demenz – gibt es bislang keine flächendeckende statistische Erfassung der Diagnosen.
Ein großes Problem ist die mangelnde Bekanntheit dieser Erkrankung sowohl in der Bevölkerung als auch bei Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Dies führt häufig zu Diskriminierung am Arbeitsplatz und zu verspäteter medizinischer Behandlung, was für die Betroffenen nicht nur gesundheitliche, sondern auch wirtschaftliche Folgen haben kann. Auch in der medizinischen Ausbildung gibt es hier noch erhebliche Defizite, die zu Fehldiagnosen und langen Leidenswegen führen.
Um die geschlechtersensible Medizin und die Versorgung von Endometriose-Patientinnen zu verbessern, fordert der Landtag unter anderem:
- Bessere Gesundheitsberichterstattung im Saarland, insbesondere zum Gender Data Gap. Erweiterte Forschungsförderung im Bereich geschlechtersensible Medizin und Einbindung von Fachkreisen.
- Aufklärungsmaßnahmen für die Bevölkerung, insbesondere an Schulen.
- Bundesweite Endometriose-Strategie, die unter anderem eine bessere medizinische Behandlung, eine angemessene Vergütung für Ärztinnen und Ärzte sowie Aufklärungskampagnen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber vorsieht.
- Anpassung der Lehrpläne für medizinische und andere Heilberufe, um die geschlechtersensible Medizin stärker zu verankern.
Mit dem Endometriosezentrum am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) nimmt das Saarland bereits eine Vorreiterrolle in der Behandlung dieser Erkrankung ein. Durch den weiteren Ausbau der Versorgungsstrukturen könnte das Saarland bundesweit eine führende Rolle einnehmen.
Der gemeinsame Antrag der CDU- und SPD-Fraktionen ist ein wichtiger Schritt, um die geschlechtersensible Medizin voranzutreiben und die Situation von Endometriose-Betroffenen deutlich zu verbessern. Jetzt liegt es an der Landes- und Bundesregierung, diese Forderungen entschlossen umzusetzen.
Wir müssen die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen so gestalten, dass Frauen und Männer gleichermaßen optimal versorgt werden – und das Saarland kann hier eine Vorbildfunktion übernehmen.
Ich möchte mich an dieser Stelle für die im Grundsatz weitgehend sachliche Diskussion im Plenum bedanken.
Der Vertreter der AfD - und das muss ich in aller Deutlichkeit feststellen - hat hingegen noch einmal bewiesen, dass er und seine Kollegen sich inhaltlich so gut wie überhaupt nicht inhaltlich mit wichtigen Themen beschäftigen, sondern fest in einem kruden und populistischen Weltbild mit einem sehr eingeschränkten Horizont verhaftet sind.
Ich möchte aber auch nicht verhehlen, dass der Redebeitrag der SPD-Kollegin Réka Klein sehr stark am Thema vorbeiging.
Die Stärkung der geschlechtersensiblen Medizin und der Entstigmatisierung von Endometriose ist ein viel zu wichtiges und drängendes Thema, um es auf dem Altar neofeministischer Kampfrhetorik zu opfern.
In beiden Fällen zeigt sich, dass sich meine Kolleginnen und Kollegen der CDU-Landtagsfraktion gemeinsam mit mir in weiten Teilen vor allem dadurch von Vertreterinnen und Vertretern der anderen beiden Fraktionen von rechts und links vor allem dadurch unterscheiden, dass wir pragmatisch und zielorientiert die Menschen in unserem Land in den Vordergrund stellen und nicht eine letztlich immer nur einer rückwärtsgewandten parteipolitischen Ideologie oder gar einem ungezügelten Hang zu billigem rechtem Populismus.
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