Mittwoch, 6. Januar 2021

Impfbeginn bringt Hoffnungsschimmer - Kampf gegen die Pandemie bleibt gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Ja: Der Beginn ist holprig. Und ja: es ist alles andere als zufriedenstellend, wenn man weit über eine Stunde in einer Warteschleife hängt und dann doch keinen Impftermin bekommt, weil alle Termine bereits vergeben sind. Es ist belastend, es ist frustrierend, es ist ärgerlich. Und trotzdem bin ich froh, dass wir überhaupt schon so weit sind, dass wir mit dem Impfen beginnen konnten. Denn das ist alles andere als selbstverständlich. Noch im Herbst ging beispielsweise die WHO davon aus, dass ein wirksamer Impfstoff frühestens Mitte 2021 zur Verfügung stünde.
Aber wir impfen. Und das finde ich nicht nur sensationell, sondern bin ganz vielen Leuten dafür auch richtig dankbar. 

Dankbar bin ich beispielsweise den Wissenschaftlern an unseren Universitäten und Universitätskliniken:
Ihnen ist es gelungen, das Virus zu isolieren und kennenzulernen und sein Erbgut zu entschlüsseln. Sie haben durch ihre Forschung, durch ihre Erkenntnisse überhaupt erst die Basis geschaffen, damit ein Wirkstoff entwickelt werden konnte.

Ich bin - natürlich - dankbar, für die unglaublich zielorientierte Arbeit der Pharmaunternehmen, die Hand in Hand mit der Wissenschaft die Forschungsergebnisse in funktionierende Vakzine umsetzen konnten und trotzdem auch die Sicherheit des Impfstoffes stets ganz vorne an stellten.

Ich bin den verantwortlichen Politikern in Berlin, in Brüssel und in den anderen Hauptstädten der Europäischen Union dankbar. Denn auch wenn jetzt so viele rummeckern und fordern, dass Deutschland schließlich zuerst an sich denken solle: Ohne die geballte Finanzkraft der EU hätten wir es nicht geschafft, die Forschung derart schnell und zielgerichtet voranzutreiben.
Ohne zu wissen, welches Unternehmen denn überhaupt als erstes einen funktionierenden Impfstoff "erfinden" und auf den Markt bringen kann, hat die EU investiert und bestellt. Es war ein Glücksfall, dass es mit BioNTech gerade ein deutsches Unternehmen war, das die Nase vorne hatte. Ein ausgemachte Sache war das aber keineswegs.
Früh schon hat die EU Verhandlungen mit BioNTech aufgenommen und der Firma mit 100 Millionen Euro beim Aufbau der jetzigen Produktionskapazitäten geholfen. Gleichzeitig hat man aber auch mit anderen Herstellern Verträge geschlossen. Es war und es ist bis heute richtig, in einer solch schweren Krise, wie es diese Pandemie ist, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Ein deutscher Alleingang hätte dazu führen können, dass wir zum Schluss ohne einen wirksamen Impfstoff dagestanden hätten.

Schon seit Weihnachten haben wir einen funktionierenden Impfstoff von BioNTech, der bereits verimpft wird. Insgesamt hat die EU 300 Millionen Impfdosen bei Pfizer und Biontech vorbestellt - eine Menge, mit der bis zu 28 Millionen Deutsche geimpft werden können. Es wurde also nicht "zu wenig bestellt", es hängt bloß daran, dass der Impfstoff erst hergestellt werden muss. Und auch das wird sich in Kürze beschleunigen, denn in Marburg wird schon bald ein neues, zusätzliches Werk von BioNTech die Produktion aufnehmen können.

Heute hat der nächste Impfstoff, ein Produkt des Unternehmens Moderna, seine Zulassung erhalten und wahrscheinlich noch diesen Monat wird auch das Vakzin von Astrazeneca von den zuständigen Genehmigungsbehörden freigegeben werden. Bei Moderna hat die EU 160 Millionen Impfdosen bestellt, bei Astrazeneca und dem US-Pharmariesen Johnson und Johnson weitere 400 Millionen Impfdosen.
Dabei ist zu beachten, dass bei dem Astrazeneca-Impfstoff bereits eine Einmaldosis genügt, während bei den anderen beiden Vakzinen zwei Impfungen erforderlich sind um den vollen Schutz zu erreichen. Dafür darf der Astrazeneca-Impfstoff aber (voraussichtlich) nur an unter 55-jährige verimpft werden.

Weitere 405 Millionen Impfdosen hat die EU bei einem weiteren deutschen Unternehmen bestellt, das lange bei der Impfstoffentwicklung die Nase vorne hatte: Curevac hofft nun ebenfalls, möglichst bald die Zulassung beantragen zu können. Ob das aber noch in diesem Quartal gelingt, ist bislang fraglich.
Auch die Zulassung des Impfstoffs des namhaften europäischen Herstellers Sanofi lässt nach einigen Rückschlägen bei der Erprobung nach derzeitigen Einschätzungen noch mindestens bis Jahresende auf sich warten.
Gerade diese beiden Fälle zeigen, wie klug es war mit der gesamten Kraft eines vereinten Europas auf verschiedene, teilweise völlig unterschiedliche Hersteller und Impfstoff-Hoffnungen zu setzen und wie absurd gleichermaßen ein Impfstoffnationalismus wäre, wie er nun von mehreren Seiten gefordert wird.

Und letztlich bin auch unserer Gesundheitsministerin Monika Bachmann und Staatssekretär Stephan Kolling, vor allem aber auch ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie dankbar, die in den vergangenen Wochen und Monaten gemeinsam und Hand in Hand mit den Landkreisen und dem Regionalverband, den Katastrophenschutzverbänden wie THW und DRK, der Bundeswehr und der Berufsfeuerwehr Saarbrücken so vieles auf die Beine gestellt haben - von Testzentren und Impfzentren über den Versuch der Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern selbst in schwierigster Zeit bis hin zu den mobilen Teams, die die Menschen in mittlerweile bereits mehr als vierzig Seniorenheimen geimpft haben.
Bis gestern Abend konnten bereits mehr als 5.600 Impfungen im Saarland durchgeführt werden, mehr als 19.000 Impftermine wurden vergeben. Mit jeder Woche wird sich die Menge an Impfstoff und damit die Zahl der Menschen, die geimpft werden können, weiter erhöhen.
Ich bin mir sicher: Wir werden bis spätestens im Herbst jeder impfbereiten Saarländerin und jedem impfwilligen Saarländer einen Termin für seine Corona-Schutzimpfung genannt und zur Verfügung gestellt haben. Und wir werden auch die Menschen impfen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und zuhause gepflegt werden - weil wir neben dem logistisch anspruchsvollen BioNTech-Impfstoff auch über Impfstoffe verfügen werden, die der Hausarzt vor Ort bei den Menschen verabreichen kann. Die mittlerweile mit 120 Beschäftigten besetzte Impf-Hotline und die Online-Termin-Vergabe werden weiter einen wichtigen Beitrag leisten und ganz sicher mit jedem Tag besser und effizienter werden, damit ein Impftermin kein Hexenwerk bleibt.

Auch dafür bin ich dankbar!

Lassen wir also die meckern, die unbedingt meckern wollen.
Blicken Sie mit mir nach vorne!











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