Dienstag, 7. Juni 2011

Geschmacklos.


Satire darf, ja sie muss überspitzen. 
Die Provokation ist ein probates Stilmittel einer Glosse, eines "kurzen und pointierten, oft satirischen  oder polemischen, journalistischen Meinungsbeitrags in einer Zeitung oder Zeitschrift", wie wikipedia treffend schreibt.
Was uns jedoch heute unser saarländisches Regionalblättchen "Saarbrücker Zeitung" unter der Überschrift "Mündige Bürger" als angebliche Glosse zum Thema Politische Mitbestimmung via facebook serviert, ist, zurückhaltend ausgedrückt, ein krasser Fehlgriff.

Viel mehr schafft es die - eigentlich erfahrene - Journalistin Pia Rolfs  in ihrer heutigen Geschmacklosigkeit (bildlich gesprochen) selbst aus der untersten Schublade noch den Boden herauszutreten:

"(...)  Und die nächste Bundestagswahl könnte sich vollends erübrigen. Dann nämlich, wenn die Bürger jetzt im Internet abstimmen könnten, was ihre Politiker in der Bundestagskantine serviert bekommen. Gerüchten zufolge sind die Favoriten "Hähnchenfilet an Salmonellen", "Sushi Fukushima" und großer "Ehec-Salat"."

Vor dem Hintergrund des millionenfachen Leids in Japan und der Tatsache, dass eine steigende Zahl von Menschen in den Kliniken unseres Landes um ihr Überleben kämpft und viele der an EHEC Erkankten bleibende körperliche Schäden zurückbehalten werden, finde ich diesen kläglich gescheiterten Versuch einer Glosse mit Verlaub: ZUM KOTZEN.

Hätte ein Politiker eine solche Äußerung getan, ein Flut von Rücktrittsforderungen wäre (zu Recht) über ihn hereingebrochen - und mit an der Spitze stünden auch die Kommentatoren unserer Gazetten.


10 Kommentare:

  1. Pia Rolfs ist ein Pseudonym. Es handelt sich um Bernard Bernarding, den stellv. Chefredakteur des Blattes.

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  2. Das, lieber anonymer Kommentierer, stimmt leider nicht.
    Pia Rolfs ist kein Pseudonym sondern eine reale Person. Als Redakteurin der Frankfurter Neuen Presse (FNP) ist die geborene Oldenburgerin geradezu eine Spezialistin auf dem Gebiet der Glosse, wie dieser Artikel zeigt:

    http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/vermischtes/pianissimo-abstimmen_rmn01.c.8969673.de.html

    Auch die heute in der SZ abgedruckte Glosse, die mein Missfallen erregt hat, ist in nahezu identischer Form in der FNP erschienen:

    http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/vermischtes/pianissimo-abstimmen_rmn01.c.8969673.de.html

    Viele Grüße
    Alwin Theobald

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  3. Ja Alwin,

    ich habe es auch gelesen und genauso empfunden wie Du. Nicht falsch verstehen: Satiere ist ein ganz wichtiger Teil in der sozialen Entwicklung, und gerade Dieter Hildebrand hat uns doch gezeigt, dass man niveauvoll damit umgehen kann und es uns hilft auch mal 5 in der Politik gerade sein zu lassen.
    Jedoch ist das was hier geschrieben wurde einfach nurnoch unterirdisch und peinlich.

    Grüße
    Patrick

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  4. Hallo Patrick, danke für deine Ergänzung. Auch ich schätze Satire, mag sie sogar sehr.
    Gerade gute politische Satire kommt heute in Zeiten schnelllebiger Comedy oft etwas kurz - aber es gibt sie zum Glück immer noch, die guten Kabarettisten.
    Nicht ohne Grund bin ich auch ein recht regelmäßiger Besucher von "Alfons & Gäste" beim SR auf dem Saarbrücker Halberg und hab dort bereits einige gute Leute miterlebt.

    Viele Grüße
    Alwin Theobald

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  5. Warum veröffentlichst du nicht alle Kommentare, die gepostet werden?

    Das riecht ja fast nach Angst vor Diskussionen!

    Wenn jemand ne andere Meinung hat wird er nicht gepostet!

    Schwach für nen Blogger!!!!!

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  6. Ja tatsächlich:
    Ich veröffentliche nicht alle Kommentare.
    Dass ich Angst vor Diskussionen hätte, ist allerdings nicht der Grund, wie aufmerksamen Lesern des EppelBlog vermutlich nicht entgangen ist.

    Ich erwarte jedoch - und dieses Recht nehme ich mir als "Hausherr" des EppelBlog heraus - ein Mindestmaß an Sachlichkeit - vor allem wenn anonym kommentiert wird.
    Auch persönliche Angriffe werden nicht veröffentlicht, solange der Schreiber nicht mutig genug ist, aus dem Schatten der Anonymität herauszutreten.

    Ich habe zu vielen Ereignissen meine eigene Meinung. Die ich dann auch äußere. Im EppelBlog und anderswo. Und dazu stehe ich. Mit meinem Namen.

    Viele Grüße

    Alwin Theobald

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  7. Wie dreist muss man eigentlich sein, um einem Blogger der wirklich einen klasse Job macht in dem er alle seine Kommentare sehr sachlich kommentiert, vorwirft, er würde Kommentare nur wegen anders lautender Meinungen nicht veröffentlichen.

    Bin genau der gleichen Meinung wie Alwin. Man kann alles kritisieren, aber bitte oberhalb der Gürtellinie und nicht anonym. Und wenn man eine Meinung hat, dann sollte man auch dazu stehen, vor allem wenn man an der Diskussion über selbige interessiert ist.

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  8. Ja super! Andrea ist natürlich gar nicht anonym! Dann bin ich halt jetzt mal der Horst!

    Die Blogs find ich ja auch super, sonst würd ich es nicht lesen! Aber leider vertritt Alwin wohl die Meinung, dass andere Meinungen nicht zählen! Das hat schon fast etwas von Diktatur ;-) - - überspitzt formuliert!

    Schönes Pfingstwochenende!

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  9. Lieber "Horst" - natürlich ist Andrea garnicht anonym.
    Ein Klick auf den Namen und du befindest dich in Andreas' Blog - den ich übrigens sehr empfehlen kann!

    Ich vertrete nicht nur, um deine Wortwahl zu aufzugreifen, die Meinung, dass andere Meinungen sehr wohl zählen - ich mache auch was daraus und dafür: Einen Blog mit Kommentarfunktion.

    Wenn mir nun aber in einem Kommentar unsachliche Argumente oder gar Unterstellungen, Beschimpfungen und persönliche Angriffe begegnen - der Verfasser sich jedoch in der Anonymität verbirgt - kann ich nicht auf Augenhöhe diskutieren.

    Niemand käme im übrigen auf die Idee, beipielsweise die SZ zu kritisieren, weil sie keine anonymen Leserbriefe veröffentlichent.
    Im Internet scheint die Anonymität jedoch mittlerweile selbstverständlich zu sein - eine Fehlentwicklung, wie ich finde.

    Michael Spreng, bekannter Medien- und Kommunikationsberater und selbst Blogger (SprengSatz) empfindet das ebenso:
    "Leider ist Anonymität eine Internet-Seuche, die ich auch bei den Kommentaren meines Blogs erleben muss. Es ist schade, dass im Internet kaum noch einer mit seinem Namen zu dem steht, was er tut oder schreibt."

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  10. hier wird ja scharf geschossen...
    mache verstehen wohl nicht den sinn und zweck eines blogs.
    zum glück gehts in "meinen" blogs friedlicher zu.
    anonyme grüße
    XXX

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