Fast zwölf Stunden dauerte heute die Befragung vor dem Untersuchungsausschuss "Umgang mit Hinweisen auf Verdachtsfälle von Kindesmissbrauch am Universitätsklinikum des Saarlandes seit Oktober 2003" im Saarländischen Landtag. Die damals zuständigen Vertreter der Staatsanwaltschaft und die frühere Justizstaatssekretärin Anke Morsch sollten durch ihre Aussagen unter anderem Antworten liefern auf die Frage, warum die Eltern damals nicht darüber informiert wurden, was möglicherweise ihren Kindern durch einen mutmaßlich pädophilen Arzt zugemutet und angetan wurde. Was die Zeugen dann zu berichten hatten, stellte die meisten Ausschussmitglieder nicht zufrieden.
Meine Kollegin Jutta Schmitt-Lang, Obfrau unserer CDU-Landtagsfraktion im Untersuchungsausschuss, fasste nach der Befragung das Gehörte noch einmal zusammen: „Wir haben heute viele Zeugen gehört, die im relevanten Zeitraum im Schwarzen Loch der Informationskette bei der Staatsanwaltschaft gearbeitet haben."
Die Staatsanwaltschaft habe hin und zurück überlegt, ob die Eltern der mutmaßlich missbrauchten Kinder informiert werden sollten oder nicht. Man habe so lange überlegt - über wechselnde Leitende Oberstaatsanwälte hinweg - bis zum Tod des Angeklagten, der dann letztlich Anlass zur Nichtinformation war.
"Es ist wirklich unfassbar, dass die Brisanz dieses Falles nicht erkannt wurde," so Jutta Schmitt-Lang. Sie betonte: "Alle verfügbaren Informationen lagen der ermittelnden Staatsanwältin und ihren Vorgesetzten vor. Und wir sprechen hier von expliziten Fotoaufnahmen, von einem Zimmer mit Matratzenlager und deutlichen Hinweisen auf eine klare Täterstrategie."
Auch Anke Morsch, die damalige Staatssekretärin, habe sich offensichtlich nicht mit den Menschen hinter den Akten beschäftigt: "Kommentarlos, ohne Rücksprache wurde die Vorgehensweise gebilligt und damit die Nichtinformation der Eltern hingenommen. Die juristischen Scheingefechte am heutigen Tag ließen jedes Gespür für die menschlichen Schicksale vermissen, denn wo dann ein Wille gewesen wäre, hätte man auch einen Weg gefunden", so das Resumée von Jutta Schmitt-Lang nach der intensiven Sitzung des Untersuchungsausschusses.
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