Gestern besuchte ich mit meiner Kollegin Anja Wagner-Scheid, der stellvertretenden Vorsitzenden unserer CDU-Landtagsfraktion, die Marktapotheke von Heinz-Peter Euschen in Bildstock.
Vergangene Woche war ich gemeinsam mit meiner Kollegin Sandra Johann bereits in der Rochus-Apotheke in Spiesen. Ebenso wie schon zuvor in der Apotheke in meinem Heimatdorf informierten wir uns dort über die aktuelle Situation im Gesundheitssystem und vor allem auch über die Lage in den Apotheken vor Ort, die zur Zeit aufgrund der gravierenden Lieferengpässe sehr angespannt ist.
Täglich müssen die Apothekerinnen und Apotheker kranke Patienten abweisen, da sie einfachste Arzneimittel wie Antibiotika und Fiebersäfte für Kinder nicht beliefern können, trotz größtmöglicher Anstrengungen. Die Landesregierung aber ignoriert weiter diese gravierenden Probleme, sieht nicht die Not der Patienten und der Apotheker. Der amtierende Gesundheitsminister im Saarland verschließt die Augen und beharrt stattdessen auf dem Mantra, das die Landesregierung als ersten Satz in die Antwort auf meine parlamentarische Anfrage geschrieben hat: "Derzeit liegen der Landesregierung keine Hinweise auf einen generellen Medikamentenengpass vor."
Diese Haltung gefährdet die Gesundheit, das Wohlergehen und in Einzelfällen womöglich das Leben der Menschen im Saarland!
Auch aus Berlin ist keine Hilfe zu erwarten. Ganz im Gegenteil: "Der kürzlich bekannt gewordene Gesetzesentwurf des BMG um Minister Karl Lauterbach bekämpft diese Probleme nicht, sondern ist vielmehr ein Schlag ins Gesicht aller Apotheken, der vor Misstrauen uns gegenüber geprägt ist", machte Christoph Rheinheimer, Eigentümer der Rochus-Apotheke in Spiesen gegenüber Sandra Johann und mir deutlich.
Das bestätigt auch Heinz-Peter Euschen, Apotheker in der Marktapotheke in Bildstock. Er weist ebenso wie Rheinheimer darauf hin, dass sich ab dem 7. April sich die Situation weiter verschärfen werde, denn dann werden sinnvolle Regelungen, der ehemalige Gesundheitsminister Spahn getroffen hat, wieder rückgängig gemacht.
"Statt die Situation durch wirkungsvolle Maßnahmen zu bekämpfen, wird uns als Apotheke wieder die Kompetenz entzogen, selbstständig eine Entscheidung über die Abgabe eines wirkstoffgleichen Medikaments zu treffen, wenn das verschriebene, oder von Rabattverträgen der Krankenkasse abweichende Präparat nicht lieferbar ist, außer wenn es auf der Engpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte steht. Da diese Liste nur verschreibungspflichtige Medikamente enthält, wird diese Maßnahme der Realität in den Apotheken nicht gerecht und ist eine Unverschämtheit gegenüber unserer Berufsgruppe und der Bevölkerung", erläuterte Christoph Rheinheimer.
Des weiteren sieht der Entwurf eine Kostenvergütungspauschale in Höhe von 50 Cent (!) vor, wenn die Apotheke in Rücksprache mit der Arztpraxis nach einer Ausweichmedikation sucht. Dass dieser Betrag nicht mal im Ansatz kostendeckend ist, bedarf keiner Erklärung und ist reine Symbolpolitik des Ministers, um sich nicht vorwerfen lassen zu müssen, untätig geblieben zu sein.
Die beiden Apotheker machen unabhängig von einander deutlich: "Die Realität ist, dass eine Abklärung einer Lieferproblematik in der Arztpraxis oder noch schlimmer in der Klinik teilweise Stunden dauert."
Jeder, der regelmäßig auch als Patient versucht, eine Arztpraxis an die Strippe zu bekommen, kann nachvollziehen, wovon die Apotheker hier sprechen...
Als gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion bekenne ich mich ebenso wie unsere gesamte Fraktion ganz klar zur Apotheke vor Ort.
In meiner parlamentarischen Anfrage habe und auch schon öffentlich habe ich meine Position mehr als deutlich gemacht und auch durch konkrete Vorschläge eine Brücke für den Gesundheitsminister gebaut:
Ich fordere Gesundheitsminister Magnus Jung auf, endlich ALLE relevanten Kräfte an einen Tisch zu rufen!
Eine gesicherte Arzneimittelversorgung ist ein elementarer Eckpfeiler der Daseinsvorsorge. Deshalb müssen wir gemeinsam überlegen, wie wir durch eine gezielte Strukturpolitik, das Setzen von Anreizen und die Diversifizierung von Lieferketten die Situation möglichst schnell verbessern können. Langfristig muss es unser Ziel sein, durch eine gezielte Unterstützung bei der Eigenherstellung von Arzneimitteln sowie eine koordinierte Vernetzung von Apotheken, regionalen Pharma-Unternehmen, des Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), der Universität des Saarlandes sowie des Universitätsklinikums mittel- und langfristig das Saarland als Pharma-Standort weiter zu stärken. und nachhaltig leistungsfähige Strukturen aufzubauen.
Minister Jung wäre gut beraten, sein Schweigen zu beenden und endlich das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Wir müssen unsere Abhängigkeit von Ländern mit Produktionsmonopolen beenden und weniger krisenanfällige Lieferketten schaffen - das Saarland könnte hierzu einen wichtigen Beitrag leisten!
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