Montag, 6. Februar 2012

Scharia vs. Bobby-Car: Die Parameter haben sich verschoben.



Bei Lichte betrachtet, ist es ein Stück aus dem Tollhaus.
Während eine breite Medienmacht und ein nicht geringer Teil der Bevölkerung unseres Landes sich mit moralischer Verve über geschenkte und angenommene Plastik-Autos entrüsten, darf ein außer Kontrolle geratener Justizminister lauthals die Einführung der Scharia in Deutschland fordern.
Und das bleibt weitgehend unkommentiert.
Wie kann das sein?.
Steht nicht mehr die Frage, ob eine gute Politik für unser Land und seine Menschen gemacht wird, im Mittelpunkt?
Die Parameter politischer Berichterstattung (und in der Folge auch des politischen Interesses weiter Bevölkerungsschichten) haben sich offenbar verschoben.


Die Tatsache jedenfalls, dass ausgerechnet ein Justizminister die Axt an unsere verfassungsmäßige Grundordnung legt, scheint für viele Medien gerade mal eine Randnotiz wert.
Presse, Funk und Fernsehen bleiben so verdächtig still, dass in Internetforen bereits die Frage diskutiert wird, welcher Privatsender und welches Boulevard-Blatt sich wohl die Übertragungsrechte für die ersten Steinigungen gesichert haben.
Natürlich dürfe "das Steinigen nicht erlaubt werden" betont der rechtspolitische Geisterfahrer der rheinland-pfälzische Justizminister Jochen Hartloff vollmundig. 
Es müsse schon eine moderne (?) Form der Scharia sein, sagt er und verkennt, dass es schlichtweg keine weichgespülte Scharia gibt.
Es ist sicherlich keine vermessene Forderung, dass ein Minister wenigstens über ein Mindestmaß an Hintergrundwissen verfügen sollte - zumal ihm die Bundeszentrale für politische Bildung sicherlich gerne unter die Arme greifen würde. 
Der Artikel "Frauen unter der Scharia" sei dem (Noch-) Minister in diesem Zusammenhang jedenfalls ausdrücklich empfohlen.


Ebenfalls erschreckend:
Auch fast ausnahmslos alle politischen Vertreter links der Mitte hüllen sich ob der Tatsache dass dieser Hartloff einer der ihren ist  lediglich in betroffenes Schweigen.
Nur CDU/CSU, FDP und Junge Union äußern sich.
Zum Glück auch recht deutlich.
Und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Beck (SPD)?  
Er stärkt seinem Minister reflexartig den Rücken: 
"Ministerpräsident Beck steht hinter den Äußerungen" ließ die Mainzer Staatskanzlei in seinem Auftrag verlauten.
Auch Beck scheint sich nicht näher mit der Scharia auszukennen. 
Vielleicht wüsste er sonst, was ihm nach dem Besuch des nächsten pfälzischen Weinfestes nach der Scharia drohen könnte:
"(...) Die Überlieferung fordert 40 (andere Überlieferungen: 80) Schläge zur Bestrafung von Weingenuss."  
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung

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