Montag, 5. November 2012

VDE-Studie: Intelligente Netze machen Energiewende bezahlbar

VDE fordert mehr Systemdenken beim Ausbau 
von Smart Grids


Frankfurt am Main (ots) - Das Herzstück der Energiewende sind Smart Grids. Sie können nicht nur die dezentralen Erzeuger komplett mit einbeziehen, sondern passen den Netzbetrieb auch den Verbrauchergewohnheiten an. Jeder Verbraucher kann seinen Strom dann beziehen, wenn er am günstigsten ist.

Windräder können wegen der schwachen Netze nicht liefern. Strom aus Kraft-Wärme-Koppelung (KWK) wird nicht genutzt. Energiespareffekte verpuffen, weil das Netz an die unregelmäßige Erzeugung und den wechselnden Verbrauch von Strom nicht angepasst ist. Ohne Automatisierung der Verteilnetze drohen Einspeise-Staus und Netzinstabilität.
Das macht die Energiewende nicht nur für alle teurer. Dadurch werden auch keine Anreize zum Strom sparen gesetzt. 

Darauf verwies der Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik (VDE) in einem Papier zur Zukunft der Energieversorgung.

Technologieverband präsentiert Papier zur Energieversorgung der Zukunft

Die aktuelle Debatte über die Energiewende geht dem VDE zufolge zu einem großen Teil am Kern vorbei. Die zentrale Herausforderung lautet:
Umbau und Flexibilisierung des gesamten Systemdesigns mit den Elementen Ausbau der Netzinfrastruktur, der Speicherkapazitäten und des Kraftwerksparks. Das Herzstück sind Smart Grids, intelligente Netze. Sie integrieren sämtliche Akteure auf dem Strommarkt durch das Zusammenspiel von Erzeugung, Speicherung, Netzmanagement und Verbrauch. Sie beziehen die Sparanstrengungen der Verbraucher ebenso ein wie dezentrale kleine Energielieferanten und -speicherorte.
Heute schon beträgt der Überschuss an regenerativer und KWK-Einspeisung bereits zehn Prozent der Gesamtmenge an Energie aus erneuerbaren Quellen. Werden die Stromübertragungsnetze nicht zügig ausgebaut, könnten den Berechnungen des VDE zufolge 2020 bis 20 und 2030 bis zu 45 Prozent erneuerbare Energie nicht genutzt werden. Da der größte Teil des Leistungszubaus erneuerbarer Energiequellen bis 2020 zu erwarten ist, muss das Netz bereits zu diesem Zeitpunkt in der Lage sein, mit vollständiger Lastdeckung durch die erneuerbaren Energien umzugehen. Es gilt daher, innerhalb dieser Dekade ein komplett neues integriertes Gesamtsystem vorzubereiten.

Deutschland hat laut einer Umfrage unter den 1.300 VDE-Mitgliedsunternehmen und Hochschulen, die besten Voraussetzungen dafür, beim Thema Smart Grid voranzugehen. 80 Prozent der Befragten sehen hier wichtige Standortchancen und 74 Prozent sehen Deutschland an der Weltspitze. Auch in der Normung übernimmt Deutschland mit der Deutschen Normungsroadmap "E-Energy / Smart Grid 2.0" von VDE|DKE eine Vorreiterrolle. Es gilt, diese Expertise verstärkt für Gesetzesinitiativen zu nutzen, um verlässliche rechtliche und regulative Rahmenbedingungen zu schaffen.

Bereits heute nimmt die Anzahl der "Eingreif- und Gefährdungs-Tage" zu, das Risiko größerer Störungen mit überregionalen Auswirkungen wächst, und bereits Mini-Blackouts können spannungssensitive Industrieprozesse empfindlich stören. Mit Blick auf die Netzstabilität warnt der VDE davor, nach dem Motto "es funktioniert doch" vorzugehen. Denn ab einem Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung von 25 Prozent drohen zunehmend Netzausfälle - mit unabsehbaren Folgen für die hochtechnisierte deutsche Wirtschaft und Gesellschaft.



Beim Netzausbau fordert der VDE eine verstärkte EU-weite Kooperation. Nach dem deutschen Netzentwicklungsplan 2012 müssten rund 8.200 Trassenkilometer um- und ausgebaut werden. Bisher wurden pro Jahr gerade einmal 20 Kilometer geschafft. Die Herausforderung ist gewaltig, denn Europa braucht insgesamt rund 42.000 Kilometer neue Trassen. Die Netze in den europäischen Ländern isoliert voneinander ausbauen zu wollen, wäre sinnlos. Es sollte ein europäischer Energiebinnenmarkt geschaffen werden, dem ein gemeinsames Netz zum Transport und zur Speicherung von Energie zu Grunde liegt. Der VDE empfiehlt daher, die Maßnahmen zur Energiewende in eine gesamteuropäische Energiestrategie einzubetten.

Hintergrundinfo zum VDE:
Der Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik (VDE) ist mit 36.000 Mitgliedern (davon 1.300 Unternehmen, 8.000 Studierende, 6.000 Young Professionals) und 1.100 Mitarbeitern einer der großen technisch-wissenschaftlichen Verbände Europas. Der VDE vereint Wissenschaft, Normung und Produktprüfung unter einem Dach. VDE-Tätigkeitsfelder sind der Technikwissenstransfer, die Forschungs- und Nachwuchsförderung der Schlüsseltechnologien Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik und ihrer Anwendungen. Die Sicherheit in der Elektrotechnik, die Erarbeitung anerkannter Regeln der Technik als nationale und internationale Normen, Prüfung und Zertifizierung von Geräten und Systemen sind weitere Schwerpunkte. Die Technologiegebiete des VDE: Informationstechnik, Energietechnik, Medizintechnik, Mikroelektronik, Mikro- und Nanotechnik sowie Automation. 


Mehr Infos zum VDE unter: www.vde.com.

4 Kommentare:

  1. Na selbstverständlich macht die Energiewende nur mit den entsprechenden Netzen Sinn .....

    Die Frage ist nur wer für den Spass der Umrüstung sein Sparschwein schlachten darf ......

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  2. "Sparschwein schlachten" ist genau das richtige Stichwort!
    Wenn wir die Energiewende clever, dezentral und vor allem bereits vor Ort in unseren Dörfern angehen, wird sie selber zum Sparschwein für die Menschen.
    Bisher haben Mega-Konzerne den Reibach gemacht und die Taschen ihrer Vorstände und Aktionäre gefüllt.
    Doch der Wind beginnt sich zu drehen: Überall in Deutschland entstehen BürgerEnergieGenossenschaften. Wie bei uns in Eppelborn unsere BEE eG.
    Und schon beginnt sich das Schweinderl zu freuen:
    Die Mitglieder unserer Genossenschaft werden gleich mehrfach profitieren.
    Und weil das Geld des Dorfes künftig im Dorf und für das Dorf arbeitet, hat letztendlich jeder etwas davon.
    Deshalb wird bald das Sparschwein nicht mehr geschlachtet, sondern kräftig gefüttert!
    Wer mehr wissen will:

    Großer Info-Abend der BürgerEnergie Eppelborn eG
    am Mittwoch, dem 7. November 2012
    um 19 Uhr
    im big Eppel

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  3. Stimme ich zu aber dennoch muss die Grundlast weiterhin gesichert werden ......

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    1. Das ist richtig.
      Allerdings schließt die Nutzung Erneuerbarer Energie
      eine Grundlastsicherung keineswegs aus.
      Zwar können Windkraft und Photovoltaik eine zuverlässige Sicherung der Grundlast tatsächlich nicht garantieren, aber es gibt durchaus auch in der Grundlastsicherung Alternativen zur Kernenergie und zu fossilen Energieträgern.
      Bei Biomasse, Wasserkraft und Geothermie liegt die gesicherte Leistung im beispielsweise schon heute im Bereich konventioneller Anlagen.
      Als BEE eG wollen wir zudem auch in innovative Speicherlösungen investieren - ein Technologiebereich, der noch in den Kinderschuhen steckt, aber in den kommenden Jahren zu einem der Wachstumssektoren in Deutschland werden wird.
      Die Frage ist letztlich doch immer auch die: Wer verdient daran?
      Wenn wir nicht wollen, dass sich nur wieder die "üblichen Verdächtigen" ihre Kassen füllen, müssen wir vor Ort in unseren Heimatdörfern und Heimatregionen aktiv werden. Oder wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen es formuliert hat: "Das Geld des Dorfes dem Dorfe".

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