Mehr als eineinhalb Jahre ist es nun her, dass ich die letzte Rezension im EppelBlog veröffentlichte. Es waren turbulente 20 Monate. Beruflich. Politisch. Privat. Mein ältestes Hobby, das Lesen, musste leider viel zu lange hinten anstehen - und damit auch die entsprechenden Rezensionen in meinem Blog. Umso mehr wurde es jetzt wieder Zeit, ein neues Buch zur Hand zu nehmen. Erfreulicherweise war dieses neue Buch auch gleichzeitig ein gutes Buch:
Vielen ist Gregor Weber ja noch als saarländischer Tatort-Kommissar Deininger oder zumindest als der Stefan in den Heinz-Becker-Filmchen bekannt. Mit "Asphaltseele" stellt Weber aber eindrucksvoll unter Beweis, dass er nicht nur als Schauspieler in Krimis mitspielen, sondern als Autor auch fesselnde Thriller schreiben kann.
Der Protagonist des Romans, Ruben Rubeck (47, geschieden, kinderlos, desillusioniert) streunt eines x-beliebigen Abends durch das Frankfurter Bahnhofsviertel, irgendwo auf dem Weg zwischen seiner Stammkneipe "Schlabbekicker" und dem nächsten Puff, als er in eine Schießerei gerät. Er befördert ein junges Pärchen aus der Schusslinie, zieht seinerseits die Waffe und trifft!
Mit (zunächst) nur zwei Schüssen befördert er sich mitten hinein in ein undurchsichtig wirkendes Gespinst aus vermeintlichem Bandenkrieg, organisierter Kriminalität, Korruption, Kriegsverbrechen aus dem Kosovo-Krieg, nicht aufgearbeiteten persönlichen Kriegstraumata und alten Rechnungen.
Alledem begegnet Rubeck dann auf die ihm eigene Art. Nicht ohne Grund steht in fetten Lettern auf der Buchrückseite: "Sie müssen diesen Bullen nicht mögen - aber Ruben Rubeck ist einer von den Guten!" Obwohl Kriminalkommissar Ruben Rubeck ziemlich abgerissen wirkt, ist er wohl den meisten Lesern auf Anhieb sympathisch.
Rubeck kann austeilen - muss aber auch einstecken. Das wird in dieser Story derart deutlich, dass man als Leser auf den ersten Blick nicht umhin kommt, Parallelen zu den guten alten Schimanski-Tatorten zu ziehen. In ein Klischee aber lässt sich der Krimi trotzdem nicht so einfach einordnen.Ähnlich wie bei Schimanski darf man den Protagonisten zu keiner Zeit auf die Rolle eines halb heruntergekommenen, mehr oder weniger perspektivlosen Haudrauf reduzieren. Die schnörkellose Erzählweise des Ich-Erzählers ergänzt sich in "Asphaltseele" vielmehr mit einem vielschichtigen Plot und Rückblenden, die sich erst im Verlauf des Romans richtig einsortieren lassen.
Das tut der Spannung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Gregor Weber findet genau die richtige Mischung, um sowohl seine Botschaften zu transportieren als auch einen durchweg spannenden Thriller zu generieren, dem nichts fehlt, das zu einem guten Krimi dazugehört. Ich freue mich schon auf die kommenden Rubeck-Geschichten aus der Feder von Gregor Weber.
Mein Fazit: Lesenwert!
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