Sonntag, 16. Oktober 2022

Ein Lichtermeer aus 3.500 Kerzen für die Sternenkinder im Saarland

Es war ein beeindruckendes Zeichen der Erinnerung, das viele Helferinnen und Helfer der SternenEltern Saarland e.V. vor der Saarbrücker Ludwigskirche gestern Abend geschaffen haben. 3.500 Kerzen bildeten einen großen, leuchtenden Stern.
Die 3.500 Kerzen stehen für die saarländischen Sternenkinder des vergangenen Jahres und damit für die große Zahl von Kindern, die das Licht der Welt nicht oder nur nur kurz erblicken durften, weil die Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt oder mit einer Totgeburt endete oder die Kinder nicht lebensfähig genug waren.
Die 3.500 Kerzen stehen auch für die Eltern, die ihr Baby nicht lebend in den Arm nehmen und es beim Aufwachsen begleiten durften. Sie stehen auch für die Geschwisterkinder, Großeltern, Freunde, die sich vielleicht mit den werdenden Eltern schon auf die neuen kleinen Erdenbürgerinnen und Erdenbürger gefreut haben.
Und letztlich stehen die 3.500 Kerzen auch für die dringende Notwendigkeit, auf das Thema Sternenkinder aufmerksam zu machen, es aus einer Tabuzone ins Licht zu rücken und unsere Gesellschaft für einen offenen Umgang mit den Sternenkindern und mit den Sterneneltern zu sensibilisieren.

Sehr gerne bin ich gestern der Einladung des Vereins SternenEltern Saarland e.V. und ihrer Vorsitzenden Sandra Kern gefolgt zu ihrer Veranstaltung, zu dem Lichtermeer auf dem Vorplatz der Ludwigskirche gefolgt. Die Arbeit des Vereins ist unendlich wichtig - wie die Realität und der Umgang sowohl mit den Sternenkindern, den Sterneneltern und dem Thema insgesamt leider noch immer zeigen.
Seit Jahren pflegen wir als CDU-Landtagsfraktion einen engen Austausch mit dem Verein und haben gemeinsam auch schon einiges erreicht.
Einiges, aber noch nicht genug.

Seit 2019 haben wir ein neues Bestattungsgesetz im Saarland, das für einen würdevollen Umgang mit früh verstorbenen Kindern (Sternenkindern) und für die Berücksichtigung der Belange von Eltern früh verstorbener Kinder sorgen und sie stärker berücksichtigen soll.
Der würdevolle Umgang mit Verstorbenen, aber insbesondere der mit verstorbenen Kindern und deren Eltern, stellt für alle daran Beteiligten eine große emotionale Herausforderung dar. Nicht anders ist dies aber auch bei tot geborenen, nach der Geburt verstorbenen Kindern bzw. bei Fehlgeburten (sog. Sternenkinder).

Deshalb haben wir in dem neuen Gesetz den Eltern die Möglichkeit eröffnet, eine Bestattung/Beisetzung durchführen zu lassen. Und um ihnen diese Möglichkeit auch offenbar werden zu lassen, soll in der Einrichtung, in der die Geburt erfolgt ist, auf diese ausdrücklich hingewiesen werden müssen.
Dass dies noch immer nicht in jedem Krankenhaus und in jeder Facharztpraxis unseres Landes ins Bewusstsein gedrungen ist, ist nicht akzeptabel. Deshalb sind einerseits Veranstaltungen wie gestern auf dem Ludwigsplatz so wichtig, deshalb sind andererseits aber auch das konkrete Handeln der Politik und ein gesteigerter gesellschaftlicher Druck vonnöten.

Bei jedem meiner Gespräche in den Krankenhäusern, aber auch mit den Krankenkassen und den Ärzteverbänden werde ich in den kommenden Wochen und Monaten deshalb dieses wichtige Thema ansprechen. Wir brauchen nicht nur eine deutliche Verbesserung bei der Informationspflichten, sondern wir brauchen zudem auch eine deutlich verbesserte statistische Erfassung und Aufarbeitung der tatsächlichen Zahlen. 

"Als totgeboren gelten in Deutschland Kinder mit einem Mindestgewicht, bei denen sich keines der folgenden Merkmale des Lebens außerhalb des Mutterleibs gezeigt hat: Herzschlag oder pulsierende Nabelschnur oder Einsetzung der natürlichen Lungenatmung. Nachdem die Gewichtsgrenze im Jahr 1994 im vereinten Deutschland zunächst von 1 000 Gramm auf 500 Gramm herabgesetzt wurde, erfolgte eine zweite Anpassung im Jahr 2018. Demnach muss entweder das Gewicht mindestens 500 Gramm betragen oder die 24. Schwangerschaftswoche erreicht worden sein", so die Bundesregierung in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage.
Fehlgeburten hingegen werden statistisch nicht erfasst, deshalb konnte die Bundesregierung auf eine konkrete parlamentarische Anfrage keine ausreichende Antwort geben. Der Berufsverband der Frauenärzte geht jedoch davon aus, dass jede dritte Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt endet.

Dass hierüber kaum geredet wird ist nicht nur ein Problem für die Betroffenen, es ist ein Problem für die Gesellschaft insgesamt. Deshalb muss sich hier dringend etwas ändern. Auch dafür arbeite ich und bin Vereinen wie den SternenEltern Saarland e.V. für ihr ehrenamtliches Engagement unendlich dankbar!







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