Am gestrigen Nachmittag ereignete sich in Saarbrücken ein bemerkenswerter Fund: Bei Hangsicherungsarbeiten an der Großblittersdorfer Straße, am Fuße des Sonnenbergs, stießen Bauarbeiter auf menschliche Knochen. Schnell wurde klar, dass es sich hierbei um die sterblichen Überreste gefallener Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg handelt.Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. wurde umgehend informiert. Gemeinsam mit unserem Landesgeschäftsführer, Carsten Baus, begab ich mich als Landesvorsitzender des VDK umgehend zur Fundstelle, wo ich dann auch bis zum späten Nachmittag blieb um - so gut es ging - auch von unserer Seite möglichst viel Unterstützung zu zeigen. Unser vorrangiges Ziel dabei ist es, die Identität der Gefallenen zu klären und ihnen eine würdige letzte Ruhestätte auf einer Kriegsgräberstätte zu ermöglichen.
Besonders hervorheben möchte ich das respektvolle und umsichtige Verhalten aller Beteiligten: Die Bauarbeiter, der Kampfmittelräumdienst und die Beamtinnen und Beamten des LPP213 handelten sofort und verantwortungsbewusst. Nach dem Fund wurden die Gebeine sorgfältig sortiert, um eine spätere Zuordnung zu erleichtern. Zudem stellte die Polizei ein Kommando zur Bewachung der Fundstelle ab, um mögliche Störungen oder Diebstähle zu verhindern.
In enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Soziales, dem Landesdenkmalamt und dem Volksbund werden nun die weiteren Bergungsarbeiten und die Umbettung der Soldaten geplant. Ziel ist es, alle möglicherweise noch vorhandenen Überreste zu sichern und die Gefallenen würdevoll zu bestatten.
Dieser Fund erinnert uns eindringlich an die Spuren, die der Krieg hinterlassen hat, und an unsere Verantwortung, die Erinnerung an die Gefallenen zu bewahren.
Der Kampf um Saarbrücken im Zweiten Weltkrieg
Die Entdeckung der Überreste verweist unweigerlich auf die heftigen Kampfhandlungen und Luftangriffe, die Saarbrücken im Herbst 1944 und Frühjahr 1945 erlebt hat.
Vom 5. auf den 6. Oktober 1944 warfen dabei 325 britische Bomber warfen über 350.000 Spreng- und Brandbomben auf Saarbrücken ab. Dabei kamen 361 Menschen ums Leben, 45.000 wurden obdachlos. Von ursprünglich 10.175 Anwesen vor dem Krieg waren nach mehreren Luftangriffen rund 8.000 Gebäude (78,7 %) zerstört.
Der verheerendste Einzelangriff forderte 342 Todesopfer.
Im Frühjahr 1945 begann dann die alliierte Frühjahrsoffensive zur Überquerung des Rheins und Eroberung des Saarlands. Die US Seventh Army, unterstützt von französischen und dritten US-Korps, stieß von Saarbrücken aus über einen 75 km breiten Frontabschnitt nach Osten vor. Am 19. März 1945 rollten US-Panzer von Norden her über den Rastpfuhl nach Saarbrücken ein. Bereits am 21. März war die Stadt weitgehend kampflos in alliierter Hand.
Die deutsche Verteidigung entlang der Westwall‑/Siegfried‑Linie im Saarbecken war mit rund 125.000 Soldaten unterhalten, doch angesichts der Übermacht und des Drucks auf mehreren Fronten konnte sie dem alliierten Vorstoß nur noch wenig entgegensetzen.
Opferzahlen im Überblick
Zivilbevölkerung: Tausende Saarbrückerinnen und Saarbrücker verloren durch Bombardements ihr Leben oder ihre Heimat. Allein in der Stadt sind durch Luftangriffe mindestens 361 Zivilisten getötet worden; landesweit werden die Opferinnern und Opfer der Luftkriegshandlungen auf über 2.300 geschätzt.
Militär: Genaue Zahlen zu den Gefallenen beider Seiten direkt in Saarbrücken liegen kaum separat vor. Doch die schweren Kämpfe um die Westwallanlagen und das Vorrücken der Alliierten forderten insbesondere auf deutscher Seite hohe Verluste.
Erinnerung bewahren – Verantwortung übernehmen
Der gestrige Fund macht noch einmal deutlich, welche Spuren der Krieg hinterlassen hat: unsortierte Knochen am Rand unserer Straßen, Mahnmale in unseren Kirchen und Kriegsgräberstätten als Orte des Gedenkens. Unsere Aufgabe ist es, diese Erinnerung zu bewahren und den Gefallenen einen würdigen Platz zu geben.
In enger Abstimmung mit dem Landesamt für Soziales, dem Landesdenkmalamt und den Fachbehörden werden wir nun alle Überreste sichern, identifizieren und in eine angemessene Ruhestätte überführen. Dabei bleibt das Gebot bestehen: Nie wieder Krieg – nie wieder Opfer ohne Namen.
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