Donnerstag, 30. April 2020

Vive l'amitié franco-allemande! Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!

"Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?" Dieser kurze Satz, dieser Ausruf  Jesu, niedergeschrieben in Matthäus 8,26, kam mir spontan in den Sinn, als ich das kakophone Lamentieren und die beleidigenden Angriffe auf Ministerpräsident Tobias Hans und Innenminister Klaus Bouillon wegen der pandemiebedingten Kontrollen und Einreisebeschränkungen an den saarländischen Grenzen zum benachbarten Frankreich hören musste. Denn wahrhaft kleingläubig müssen die sein, die allen Ernstes der Meinung sind, einige wenige Wochen der Beschränkung zum Schutz vor einem hochansteckenden Virus könnten das gefährden, was in Jahrzehnten gewachsen ist.

Vor mittlerweile bereits 57 Jahren unterzeichneten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer den Élysée-Vertrag, den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. 

1963 war den beiden großen Staatsmännern sehr bewusst, das sie damit und auch mit der Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks Geschichte schrieben. 
Ihnen war bewusst, dass sie zwei Nationen zusammenrückten, die kaum mehr als eine Dekade zuvor noch erbitterte Feinde waren.
Und ihnen war vor allem bewusst, dass dauerhafter Frieden dann möglich sein würde, wenn Frankreich und Deutschland gemeinsam das Herz eines neuen Europas bilden würden.
Wie kaum ein anderer Politiker in den Nachkriegsjahren war der Christdemokrat Konrad Adenauer davon beseelt, ein festes Band der Freundschaft zu schmieden und damit das fortzusetzen, was er selbst gemeinsam mit Albert Einstein, Otto Dix, Georges Duhamel, André Gide und Thomas Mann bereits 1928 versucht hat, durch die Gründung der Deutsch-Französischen Gesellschaft Berlin, der Société franco-allemande Berlin, auf den Weg zu bringen.

Rund zwanzig Jahre später war es erneut ein Christdemokrat, der den nächsten wichtigen Meilenstein zementierte: Im Juli 1984 waren es Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Präsident François Mitterand, die im sogenannten Saarbrücker Abkommen den Abbau der Grenzkontrollen zwischen beiden Staaten vereinbarten.
Seither hat sich viel getan. Was Helmut Kohl gemeinsam mit seinem Freund Mitterand begann, bringt heute 400 Millionen Menschen in Europa freie Fahrt durch 26 Ländern. Nur mal zum Shoppen nach Metz oder Straßburg zu fahren, sich auf einen Kaffee in Saargemünd zu treffen oder sich ein frisches Baguette auf der anderen Seite der Grenze zu holen, ist für uns Saarländer heute ebenso selbstverständlich, wie beispielsweise über französische Autobahnen bis zur Costa Brava in den Spanienurlaub zu fahren, ohne mit D-Mark. Franc und Peseten mindestens drei verschiedene Währungen im Portemonnaie  haben zu müssen.

Ergänzend zu diesem kurzen Ausflug in die Historie könnte ich ganze Romane schreiben über mein eigenes, mein ganz persönliches Erleben und Miterleben einer wachsenden deutsch-französischen Freundschaft. Über meine Urlaubserlebnisse in unserem Nachbarland, über meine Liebe zum Süden Frankreichs und gleichzeitig auch zum Pas-de-Calais, wo sich nicht nur unsere Eppelborner Partnerstadt Outreau findet, sondern beispielsweise auch die wunderschönen Strände von Le Touquet.

Vielleicht ist es dieses eigene Erleben von Geschichte, das eigene Erleben geschlossener und auch offener Grenzen sowie das eigene Erleben wachsender und blühender deutsch-französischer Freundschaft, das mein Vertrauen in diese Freundschaft geprägt hat.
Umso wütender und ärgerlicher macht es mich, wenn ich lesen muss, wie sich eine Saarbrücker Bundestagsabgeordnete nun über die deutsch-französische Freundschaft äußert und über die notwendigen, aber vorübergehenden pandemiebedingten Einschränkungen im deutsch-französischen Grenzverkehr.

Nein! Die deutsch-französische Freundschaft wird nicht daran zerbrechen, dass französische Bürgerinnen und Bürger vorübergehend an der Grenze zurückgeschickt werden, wenn sie die derzeit in ihrem Land geltenden Ausgangsbeschränkungen verletzen um in Saarbrücken einkaufen zu gehen.
Das Saarland bleibt trotzdem das französischste aller Bundesländer. Denn wahre Freundschaft geht deshalb nicht verloren. Im Gegenteil. 
Die Vorfreude auf die Tage und Wochen nach der Pandemie wächst und ich bin mir sicher: Es wird Feste geben, wenn alles wieder gut ist und wir das Virus ausgestanden haben. Gemeinsame Feste.
Feste der Freundschaft und des Zusammenhalts.

Wie schwach deutsch-französisch aber muss hingegen das Herz von Josephine Ortleb (SPD) schlagen, wenn sie in völlig unangebrachter Art und Weise unserem engagierten Innenminister Klaus Bouillon unterstellt, er zerreiße das deutsch-französische Band der Freundschaft "in Fetzen" oder er reiße damit "alles ein, was wir historisch mit unseren Nachbarn geschafft haben".
Das ist kleingläubig, das ist geschichtsvergessen!
Es ist arrogant und dreist gegenüber einem Politiker, der sich schon mit Herzblut als Bürgermeister für die deutsch-französische Freundschaft eingesetzt hat, als Ortleb diese drei Worte noch nicht einmal schreiben konnte.
Liebe Josephine Ortleb:
Ihre Aussagen sind einer Bundestagsabgeordneten nicht einmal ansatzweise würdig.
Sie sind beschämend.