Ich beschäftige mich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen inhaltlich intensiv mit dieser Erkrankung Covid-19, dem Erreger SARS-CoV2 und seinen Folgen, aber auch mit den angeordneten Maßnahmen, ihren Konsequenzen und vor allem ihrer Verhältnismäßigkeit.
Ich gebe nicht vor, im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein. Das kann unter diesen Umständen niemand. Aber nach sorgfältigem Abwägen, nach dem Vergleich mit anderen Ländern und deren Erfahrung, nach allem was mir an Fakten als belastbar erscheint und letztlich vor allem auch in Verantwortung, die jeder für sich und andere trägt, erscheinen mir alle getroffenen Maßnahmen und insbesondere die ab Montag geltende Pflicht, einen Mund- und Nasenschutz bzw. eine Alltagsmaske zu tragen, zum jetzigen Zeitpunkt absolut richtig, notwendig und auch angemessen.
Covid-19 ist nicht "nur eine kleine Grippe".
Ja: Covid-19 kann harmlos verlaufen. Und das macht die Krankheit auch recht oft.
Aber das Virus kann auch schlimme Folgen haben.
Die Erkrankung kann sich, von einer Minute auf die andere, dramatisch verschlimmern und dann auch tödlich verlaufen.
Und das eben nicht nur bei Alten und Kranken.
Und eben nicht nur bei Menschen "mit einer Vorbelastung".
Und was heißt überhaupt "Vorbelastung"?
"Vorbelastung" heißt eben nicht, dass es sich um Menschen handelt, die sowieso morgen oder übermorgen sterben würden.
Auch mit Erkrankungen der Atemwege wie COPD oder chronischem Asthma, auch mit Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder auch mit nur einer Niere könnten diese "vorbelasteten Menschen" vielleicht noch Jahre oder Jahrzehnte im Kreise ihrer Familie und ihrer Freunde gut leben, vielleicht in vielen Fällen auch ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen.
Der "Vorbelastete" kann vielleicht dein Opa oder deine Oma sein, deine Mutter, dein Vater. Dein bester Kollege und Freund. Dein Bruder, deine Schwester.
Vielleicht sogar deine Tochter, die als Frühchen schon eine Lungenentzündung hatte und deshalb auch als Schulkind oder Teenager noch unter Asthma leidet. Oder dein Neugeborenes, das gerade mit seiner Mama aus dem Krankenhaus entlassen wird und daheim auf einen Papa oder ein Schwesterchen trifft, die "eigentlich noch gar keine Symptome" zeigen.
Ich habe nichts dagegen, wenn jemand eine andere Meinung vertritt.
Was mir aber in den letzten Tagen des Öfteren begegnet, ist etwas, das mich erschreckt:
Arroganz, Ignoranz und Egoismus, wo Verständnis, Toleranz, Nächstenliebe und Verantwortungsbewusstsein sein sollten.
Das bereitet mir Sorge. Denn es kann uns um die Chance bringen, das Virus im Griff zu haben und seine Verbreitung wirksam einzudämmen.
Wenn wir uns aber an die Empfehlungen halten, können wir gemeinsam dafür sorgen, dass die Einschränkungen nur so lange andauern, wie absolut nötig, und nur so kurz, wie irgend möglich.