Er war einer meiner Lieblingsautoren. Seine Bücher legte ich nach meinen "Lesestunden" immer nur ungern beiseite. Denn sie sind spannend. Fesselnd. Faszinierend.
Sie machen einen der größten Stapel aus in meiner kleinen, privaten Bibliothek und sie waren es auch wert, dass ich sie mehrmals in meinem Blog empfohlen habe.
Jacques Berndorf, der vor allem durch seine Eifel-Krimis vielen Freunden kriminalistischer Lektüre bestens bekannt ist, ist tot. Er starb in dieser Woche im Alter von 85 Jahren.
Mehr als sechs Millionen Bücher hat er verkauft. Seine Eifel-Krimis sind nicht nur legendär, sondern haben mit den Grundstein gelegt für die Erfolgswelle zahlreicher Kriminalromane mit starkem regionalem und lokalem Colorit.
Neben den überaus bekannten Eifelkrimis von Band 1 "Eifel-Blues" bis Band 23 "Eifel-Krieg" legte der als Michael Preute geborene Schriftsteller unter seinem Pseudonym Jacques Berndorf unter anderem mit "Ein guter Mann" und mit "Bruder Dienst" aber auch insgesamt fünf Geheimdienst- und Politthriller vor, die man problemlos in eine Reihe mit den Büchern von John le Carré und Tom Clancy stellen kann.
Immer wieder gelang es dem Autor, der als gerade mit großem Geschick mehrere Handlungsstränge parallel laufen zu lassen um sie schließlich im richtigen Moment zusammenzuführen. Nicht eine einzige Passage seiner Bücher erscheint überflüssig.
Eines seiner Bücher will ich an dieser Stelle herausgreifen. "Nürburg-Papiere" zeigt exemplarisch sehr gut, wie auch aktuelle Ereignisse wie das maßgeblich von der rheinland-pfälzischen Landesregierung unter tatkräftiger Mithilfe dubioser Geschäftemacher angerichtete Desaster rund um die "grüne Hölle", den legendären Nürburg-Ring, Einfluss in seine Eifel-Krimis fanden.
Der Erfolgsautor griff in diesem ganz besonderen Eifel-Krimi eines der bis heute noch ganz heißen Eisen im rheinland-pfälzischen Politikgeschehen auf: Den monumentalen Ausbau des Nürburg-Rings, der zunächst als Zukunftsprojekt für die Eifel gefeiert wurde um anschließend als Millionengrab zu enden. Es wurde daraus einer der spannendsten Krimis, die je in Deutschland geschrieben wurden und es war fast schon schade, dass es "nur" 370 Seiten wurden.
Der Klappentext auf der Rückseite des Buches umreißt kurz und prägnant den Rahmen der Story:
"Am Nürburg-Ring sind mehr als 200 Millionen in gewaltigen Betongebirgen verbaut worden. Fachleute versprachen hoch und heilig, privates Kapital heranzuschaffen, und obwohl keiner auch nur einen einzigen Cent auftreiben konnte, wurden absurd hohe Beraterhonorare gezahlt.
Die Eifeler Kneipenwirte, Pensionsinhaber und Hoteliers wurden von einer unbarmherzigen Clique von Managern rüde aus dem Geschäft gedrängt. Das Klima auf den Eifelhöhen ist zu Eis geworden.
Eines Tages wird Claudio Bremm, der wichtigste Mann aus den Reihen der Manager, brutal mit einer Maschinenpistole niedergestreckt. Und noch ehe die Mordkommission eine brauchbare Spur hat, gibt es ein weiteres Opfer (...).
Natürlich ermittelte auch in diesem Eifel-Krimi Berndorfs Alter Ego, der Journalist Siggi Baumeister. Und wie immer wieder auf eigene Faust, wenn auch mit etwas Rückendeckung der lokalen Kripo. Und wie immer wird er mehr oder weniger unterstützt von seinem kauzigen Freund, dem pensionierten Kriminalbeamten Rodenstock und dessen Partnerin Emma. Berndorf erliegt (zum Glück) nicht der zweifelhaften Versuchung, den ganz großen politischen Skandalroman aus dem Provinz-Stoff stricken zu wollen. Er blieb dem roten Faden, der sich durch alle Siggi-Baumeister-Eifel-Krimis zieht, treu. Und das ist gut so.
Denn auch "Die Nürburg-Papiere" ist somit ein typischer Eifel-Krimi.
Es geht um die Eifel, ihre Eigenschaften und ihre Eigenheiten.
Es geht um Menschen, die sich übernehmen, jedes Maß verlieren und Grenzen überschreiten, ohne es zu merken.
Und es geht um Eifeler Bauern, die nicht einfach alles mit sich machen lassen, deren Herzen bodenständig und selbstbewusst an ihrer Heimat und auch an "ihrem alten Ring" hängen.
Das Bedienen von Klischees ist auch in diesem Buch nicht Berndorfs Sache - und so beschreibt und schildert er die handelnden Personen detailliert, arbeitet die Charaktere mit all ihren Widersprüchen und Fehlbarkeiten heraus und zeigt letztendlich, dass nicht der ganz große Plan hinter allem steckt, sondern wieder einmal das allzu Menschliche der Schlüssel zum Geschehenen ist.
"Die Nürburg-Papiere" ist ein guter, ein spannender Roman. Es ist nicht der ganz große Thriller - aber es ist ein Eifel-Krimi. So wie er sein soll und wie ihn die ständig wachsende Fangemeinde (zu Recht) liebt. Es ist sogar einer der Besten aus der beliebten Reihe rund um den Journalisten Siggi Baumeister.
Und es ist schade, dass keine weiteren mehr folgen werden.
Ruhe in Frieden, Jacques Berndorf!
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