In der zurückliegenden Woche besuchte ich als neuer Landesvorsitzender des Volksbundes die Landesgeschäftsstelle des Deutschen Roten Kreuzes Landesverband Saar in Saarbrücken, um mich mit dessen Präsidenten Michael Burkert auszutauschen. Begleitet wurde ich dabei von unserem Landesgeschäftsführer Carsten Baus und unserer Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Amélie Zemlin-Kohlberger, während auch der DRK-Präsident seinen Landesgeschäftsführer Christian Groß sowie seinen Leiter für Presse- und Medienarbeit Nicola Lehberger an seiner Seite hatte.
Wir stellten jeweils die Arbeit unserer beider Organisationen vor um dann gleich im nächsten Schritt auch mögliche Formen der Zusammenarbeit zu erörtern. Insbesondere in der Bildungsarbeit zeigten sich Parallelen und mögliche Synergieeffekte, und zwar sowohl in der Kinder- und Jugendarbeit als auch für die Erwachsenenbildung. Es entspann sich in diesem Spitzentreffen der beiden Verbände ein reger und fruchtbarer Austausch, der hoffentlich in den nächsten Monaten und Jahren auch Früchte tragen wird. Gleichzeitig bedankten wir uns als Volksbund auch für die Bereitschaft des DRK, uns auch in diesem Jahr als Sanitätsdienst bei unserer zentralen Veranstaltung zum Volkstrauertag zu unterstützen.
So unterschiedlich auf den ersten Blick die Tätigkeitsfelder sind, so sind es doch auch gleich mehrere Faktoren, die das Deutsche Rote Kreuz und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gemeinsam haben. Die Entstehungsgeschichte beider Organisationen sticht dabei besonders heraus, denn in beiden Fällen waren es schlimme Kriege und daraus erwachsende schmerzliche Erkenntnisse, die zur Gründungsidee führten.
Mit rund 6000 Toten und 30.000 Verwundeten auf beiden Seiten gilt die Schlacht von Solferino im Sardinischen Krieg zwischen Kaiserreich Österreich und dem Königreich Sardinien als eine der blutigsten Schlachten der Menschheitsgeschichte. Die Bilder der erschreckenden Zustände und der Hilflosigkeit der Verwundeten brannten sich tief in die Seele des Schweizer Geschäftsmannes und Humanisten Henri Dunant, der auf einer Reise Zeuge des blutigen Geschehens wurde. Auf seine Initiative hin würde das Internationale Komitee vom Roten Kreuz gegründet und es entstanden Nationale Rotkreuz- und Roter-Halbmond-Organisationen auf der ganzen Welt und damit auch das Deutsche Rote Kreuz. Aus Anregungen aus seinem Buch "Eine Erinnerung an Solferino" gründen übrigens auch die Genfer Konventionen.
Und so wie das Rote Kreuz aus der Sorge um die Verwundeten und Überlebenden auf den Schlachtfeldern entstand, so steht im Mittelpunkt der Arbeit des Volksbundes die Achtung und das Gedenken derjenigen, die nicht mehr aus dem Krieg heimkehren. Die Grundlage seiner Arbeit bildete nach dem Ersten Weltkrieg der Friedensvertrag von Versailles, den das Deutsche Reich unterzeichnen musste. In Artikel 225 und 226 regelt der Versailler Vertrag den Umgang mit den Kriegsgräbern beider Seiten:
Artikel 225 des Versailler Vertrages:
"Die alliierten und assoziierten Regierungen und die deutsche Regierung werden dafür Sorge tragen, dass die Grabstätten der auf ihren Gebieten beerdigten Heeres- und Marineangehörigen mit Achtung behandelt und instandgehalten werden.
Sie verpflichten sich, jeden Ausschuss, der von irgendeiner der alliierten oder assoziierten Regierungen mit der Feststellung, der Verzeichnung, der Instandhaltung dieser Grabstätten oder der Errichtung würdiger Denkmäler auf ihnen betraut wird, anzuerkennen und in der Erfüllung seiner Aufgaben zu unterstützen.
Sie kommen ferner überein, Wünsche wegen Überführung der irdischen Reste ihrer Heeres- und Marineangehörigen in die Heimat, vorbehaltlich der Bestimmungen ihrer Landesgesetze und der Gebote der öffentlichen Gesundheitspflege, gegenseitig nach Möglichkeit zu erfüllen."
Artikel 226 des Versailler Vertrages:
"Die Grabstätten, der in Gefangenschaft verstorbenen, den verschiedenen kriegsführenden Staaten angehörenden Kriegsgefangenen und Zivilinternierten sind nach Maßgabe der Bestimmungen im Artikel 225 des gegenwärtigen Vertrags würdig instandzuhalten.
Die alliierten und assoziierten Regierungen einerseits und die deutsche Regierung andererseits verpflichten sich weiter einander:
- eine vollständige Liste der Verstorbenen mit allen zur Feststellung der Person dienlichen Angaben und
- alle Auskünfte über Zahl und Ort der Gräber sämtlicher Toten, die ohne Feststellung der Person beerdigt worden sind, zu übermitteln."
Damit wird der Versailler Vertrag wird zu einer wichtigen Grundlage für die Arbeit der deutschen Kriegsgräberfürsorge.
Und so wie das Engagement des Roten Kreuzes fest auf seinen sieben Grundsätzen Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität gründet, so muss auch für das nahezu weltweite Engagement des Volksbundes ein hohes Maß an Neutralität und an partnerschaftlicher Zusammenarbeit über Grenzen hinaus gelten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen