Die Geburtshilfe im Saarland steht unter Druck – das zeigen nicht nur die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts, sondern auch die aktuellen Warnungen der Hebammen. Mit einer Kaiserschnittrate von 36,4 Prozent liegt das Saarland bundesweit an der Spitze. Zwar können Kaiserschnitte Leben retten, doch oft spiegeln sie auch wider, wie schwierig es geworden ist, natürliche Geburten gut zu begleiten. Besonders in den ländlichen Regionen des Saarlands wird der Rückzug der Geburtshilfe aus der Fläche immer deutlicher spürbar.
Besonders nachdenklich stimmt mich der parallele Trend, dass immer weniger Krankenhäuser überhaupt Geburtshilfe anbieten: Nur noch 31,4 % und damit weniger als ein Drittel der Kliniken in Deutschland führten 2023 Entbindungen durch – 1993 waren es mit 49,4 Prozent noch knapp die Hälfte. Hinzu kommt, dass es damals auch über 500 Krankenhäuser mehr gab!
Auch im Saarland spüren wir diese Konzentration deutlich, vor allem in den ländlichen Regionen. Wenn werdende Mütter immer weitere Wege ins Krankenhaus zurücklegen müssen, steigt auch das Risiko, dass Kaiserschnittgeburten geplant oder vorgezogen werden, um Planbarkeit und Sicherheit zu gewährleisten.
Aktuelle Situation im Saarland
Im Saarland gibt es derzeit nur noch sechs Geburtskliniken: je zwei in Saarbrücken und Saarlouis sowie je eine in Homburg und Neunkirchen. Die Geburtshilfe am Marienhaus Klinikum St. Wendel wurde im Oktober 2024 geschlossen und nach Neunkirchen verlagert. Damit gibt es im nördlichen Saarland keine geburtshilfliche Versorgung mehr.
Die Schließung in St. Wendel bedeutet für viele werdende Mütter längere Anfahrtswege von bis zu 40 Minuten, was insbesondere in Notfällen problematisch sein kann. Zudem wurde mit der Schließung auch der einzige Hebammenkreißsaal im Saarland geschlossen, der für viele Frauen ein einzigartiges, natürliches Geburtserlebnis bot.
Zusätzlicher Druck durch neuen Hebammenhilfevertrag
Am Welthebammentag (5. Mai 2025) wurde nicht nur der wichtige Beitrag der Hebammen gewürdigt, sondern auch auf ihre zunehmend prekäre berufliche Situation hingewiesen. Ein neuer Hebammenhilfevertrag, der im November in Kraft treten soll, sieht drastische Kürzungen für freiberufliche Hebammen vor, insbesondere für Dienstbeleghebammen, die Geburten in Kliniken persönlich begleiten.
Kritiker warnen, dass der Vertrag Einkommensverluste von bis zu 30 Prozent mit sich bringen könnte. Bereits jetzt betreuen freiberufliche Hebammen rund ein Viertel aller Geburten in Deutschland. Besonders in ländlichen Regionen wie Teilen des Saarlands könnte dies dazu führen, dass viele Hebammen ihre Tätigkeit aufgeben müssen, was die Versorgungslage weiter verschärfen würde.
Eine öffentliche Petition gegen den Vertrag hat bereits tausende Unterstützerinnen und Unterstützer mobilisiert. Die Initiatorinnen betonen, dass der Vertrag im Widerspruch zum „Nationalen Aktionsplan Gesundheit rund um die Geburt“ der Bundesregierung stehe und eine wohnortnahe, persönliche Geburtshilfe langfristig unmöglich mache.
Unsere Forderungen
Wir als CDU-Landtagsfraktion fordern daher:
- Eine Stärkung der geburtshilflichen Versorgung im Saarland – gerade auch außerhalb der Ballungsräume.
- Eine gezielte Unterstützung der Kliniken mit Geburtshilfe, damit diese nicht aus wirtschaftlichen Gründen ihre Stationen schließen müssen.
- Eine stärkere Förderung von Hebammen und Entbindungspflegern, um den Frauen individuelle und umfassende Betreuung vor, während und nach der Geburt zu sichern.
- Eine Überprüfung und Anpassung des neuen Hebammenhilfevertrags, um die Existenz freiberuflicher Hebammen zu sichern und die Versorgung werdender Mütter nicht weiter zu gefährden.
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