Vor einigen Wochen habe ich in meinem Blogbeitrag „Wenn am Himmel die Unsichtbarkeit regiert“ über die Sorgen zahlreicher Bürgerinnen und Bürger berichtet, die sich wegen möglicher Kerosinablässe über dem Saarland an mich gewandt haben. Diese Sorgen habe ich ernst genommen und der Landesregierung eine entsprechende parlamentarische Anfrage gestellt. Die nun vorliegende Antwort ist ernüchternd.
Keine offiziellen Ablässe über dem Saarland – aber in unmittelbarer Nähe
Laut Luftfahrt-Bundesamt wurde für das Jahr 2024 kein offizieller Kerosinablass über dem Saarland registriert. Dennoch weist die Landesregierung selbst darauf hin, dass es drei Fälle gab, die aufgrund ihrer geografischen Nähe sehr wohl das Saarland betreffen könnten:
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Am 9. Februar 2024: 15 Tonnen über dem südlichen Rheinland-Pfalz (Flughöhe ca. 2.400 Meter)
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Am 26. Juni 2024: 50 Tonnen im Umkreis von 50 km um Ramstein
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Am 15. Oktober 2024: nicht näher bezifferte Menge zwischen Memmingen und Trier
Insgesamt summieren sich die bekannten Ablassmengen in Saarland-Nähe also auf mindestens 65 Tonnen – zuzüglich einer nicht erfassten Menge.
Keine Messungen, keine Entschädigungen, keine Untersuchungen
Trotz dieser Zahlen hält die Landesregierung eine systematische Überwachung oder Messung der Kerosinbelastung in der Luft oder im Boden für nicht erforderlich. Begründet wird dies mit einer Studie des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2020, die keine kritischen Auswirkungen festgestellt haben will.
Auch auf meine Frage nach gesundheitlichen Folgen, Unterstützungsleistungen für betroffene Bürgerinnen und Bürger oder kommunale Entschädigungen blieb die Landesregierung vage bis abweisend. Wer betroffen sei, müsse zivilrechtlich klagen – eine unzumutbare Perspektive für viele Betroffene!
Ein Thema, das Aufmerksamkeit verdient
Die Landesregierung verweist auf Messstationen in Rheinland-Pfalz, die in Grenznähe zum Saarland gelegene Werte erfassen. Doch reicht das wirklich aus? Sollte nicht wenigstens geprüft werden, ob in bestimmten Regionen unseres Landes – etwa in Grenznähe zur Westpfalz oder zum Raum Ramstein – doch relevante Belastungen auftreten?
Mein Fazit
Die Antwort der Landesregierung offenbart ein erschreckendes Desinteresse an einem Thema, das viele Menschen mit Sorge betrachten. Der Verweis auf ältere Studien ersetzt keine aktuelle und gezielte Überwachung dort, wo es wiederholt zu Ablässen kommt – ob offiziell über dem Saarland oder „nur“ in direkter Nachbarschaft.
Ich bleibe bei meiner Überzeugung: Wer Sorgen von Bürgerinnen und Bürgern ernst nimmt, muss Transparenz schaffen – und nicht auf Sichtflug schalten, wenn es um den Schutz von Gesundheit und Umwelt geht.
Das gilt umso mehr, wenn man wie Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung selbst noch vor wenigen Jahren eine "Meldekette" zur Weitergabe solcher Vorfälle direkt an die zuständige Landesbehörde forderte und betonte, die Infos sollten auf einer Homepage öffentlich gemacht werden.
Euer
Alwin Theobald
MdL, CDU-Fraktion Saarländischer Landtag
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