Gute Nachrichten, wie epochal sie vielleicht auch sein mögen, schaffen es in vielen Fällen bestenfalls in die Kurzmeldungen.
Wie sonst ist es erklärbar, dass nahezu völlig unbemerkt bleibt, dass es für die aktuellen Schulabgänger und auch für alle, die in den vergangenen Jahren ohne Lehrstelle blieben, noch nie derart viele Chancen für einen Ausbildungsplatz gab?
Dass die Auswahl für die allermeisten noch nie größer war?
Kurz gefragt, dass der Ausbildungsmarkt boomt, wie noch nie in der Geschichte des wiedervereinigten Deutschlands?
Die Berufsstartermesse "TopJob", die regelmäßig im Wechsel in den Erweiterten Realschulen Eppelborn und Theley stattfindet, bringt Ausbildungsbetriebe mit potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern zusammen. Die etablierte Veranstaltung leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Unser Foto zeigt (von links): den "Vater" der Berufsstartermesse Giacomo Santalucia, AOK-Leiter Markt/VertriebHelmut Koppey, Staatssekretärin Gaby Schäfer, Landrat Udo Recktenwald, den ehemalige CDU-Bundestagsabgeordneten Herlmut Rauber, Bürgermeister Hermann-Josef Schmidt sowie den Paten der Messe, die SR-Sportikone Werner Zimmer, die sich die Funktionen eines modernen Nivellier- und Messgerätes erläutern lassen.
Dass über die tollen Zahlen vom Ausbildungsmarkt so wenig zu lesen und zu hören ist, ist schade.
Ein breiteres Medienecho auf diese guten Nachrichten würde - gerade im Umfeld der vielen schlechten Nachrichten und vor dem Hintergrund des Geredes um Krisen und solchen, die es noch werden wollen - zeigen, dass keineswegs alles schlecht ist.
Ein breiteres Medienecho würde aber auch ein genaueres Hinschauen ermöglichen, vielleicht sogar eine Diskussion um zwei wichtige Punkte anstossen:
Erstens: So gut die Nachricht ist, darf sie doch nicht verdecken, dass es noch immer weniger Ausbildungsplätze als Bewerber gibt und dass die regionale Verteilung noch alles andere als optimal ist.
Das BBIB weist zurecht und nicht ohne Grund darauf hin:
"Der demografische Trend und der nur verhaltene Zuwachs bei der Entwicklung der Ausbildungsplatznachfrage können die zunehmenden Besetzungsprobleme bei den Lehrstellen jedoch allein nicht erklären. Denn immer noch waren zum Abschluss des Berichtsjahres 2011 (Ende September) wesentlich mehr Ausbildungsstellenbewerber auf Lehrstellensuche (insgesamt 76.700) als Lehrstellen noch zu besetzen waren (29.700)."
Rein rechnerisch hätte somit jede der noch offenen Lehrstellen mehr als zweimal besetzt werden können, so das BIBB. Dass dies nicht gelang, sie im Wesentlichen Folge starker regionaler und beruflicher Ungleichgewichte auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Mit der Aussage "Die ausbildungsinteressierten Jugendlichen leben oft nicht in ausreichender Zahl dort, wo es genügend Lehrstellen zu besetzen gäbe, und dort, wo besonders viele ausbildungsinteressierte Jugendliche leben, gibt es zum Teil immer noch viel zu wenig Lehrstellen" bringt das BIBB die Fakten auf den Punkt.
Und zweitens: Ausgerechnet Bund, Länder und Kommunen geben als Lehrherr ein schlechtes Beispiel. Ausgerechnet der Öffentliche Dienst streicht Ausbildungsplätze.
Albert Rupprecht, bildungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion legt zu Recht den Finger in die Wunde und betont:
"Eine besondere Vorbildfunktion für die Ausbildung auch der schwächeren Schulabgänger hat traditionell der öffentliche Dienst. Das deutliche Minus der von öffentlichen Arbeitgebern abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist daher nicht zu akzeptieren. Wer sich selber nicht um die Schwächsten kümmert, kann auch andere nicht in die Verantwortung nehmen.“
Vor allem bei den handwerklichen Berufen hält sich "Papa Staat" zunehmend zurück - und verliert so wertvolle Fachkräfte für dringend anstehende Unterhaltungsarbeiten, deren Stau unübersehbar ist.
Nur mit dem ausgestreckten Finger auf andere zu zeigen ziemt sich jedoch nicht: Als aktives Gemeinderatsmitglied kann ich nicht umhin, auch beschämt einen Teil der Schuld bei mir selbst zu suchen.
Auch wenn wir jungen Leuten die Möglichkeit einer profunden Ausbildung im Verwaltungsbereich bieten: Es ist zu wenig!
Die Infrastruktur und mittelbar auch die Haushaltslage unserer Heimatgemeinde Eppelborn würden meiner Meinung nach erheblich davon profitieren, wenn wir auf dem gemeindlichen Bauhof Ausbildungsplätze für Straßenwärter bereitstellen würden.
In Kooperation mit Nachbargemeinden und auch mit dem Landesbetrieb für Straßenwesen könnten wir gemeinsame Ausbildungsgänge anbieten und uns junge, gezielt für kommunale Anforderungen geschulte Fachkräfte heranziehen.
Stetige Unterhaltung statt teuerer Sanierung - das ist keine Worthülse sondern kann ein elementarer Eckpfeiler für die Zukunftsfähigkeit unserer Infrastruktur sein.
Manches ließe sich bereits früh und in Eigenregie schneller, effektiver und vor allem effizienter erledigen.
Darüber müssen wir ernsthaft nachdenken.
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