Wer kennt es nicht: Man ruft beim Facharzt an und hätte gerne einen Termin. Wenn man dann endlich durchkommt, heißt es nicht selten, man könne einen Termin in drei oder vier Monaten erhalten.
Das erweckt zumindest den Eindruck, als gebe es schon jetzt nicht mehr genügend (Fach-)Ärzte bei uns im Saarland.
Als gesundheitspolitischer Sprecher unserer CDU-Fraktion im Landtag des Saarlandes habe ich das Problem aufgegriffen und gemeinsam mit meinen jeweils örtlichen Abgeordnetenkolleginnen und -kollegen Parlamentarische Anfragen zur fachärztlichen Versorgung in den Landkreisen und im Regionalverband gestellt. Die Landesregierung machte in ihrer Antwort deutlich: Im Saarland gibt es in fast allen Fachrichtungen und eine Überversorgung mit Fachärztinnen und Fachärzten. Wieso aber muss man trotzdem so lange auf einen Termin warten?
Die Kassenärztliche Vereinigung nennt nun einen der Gründe: Es gibt Patienten, die machen einen Termin und kommen dann nicht - oft sogar ohne vorher abzusagen. Und es sind leider keine Einzelfälle.
"Uns erreichen regelmäßig Rückmeldungen ihrer Mitglieder (der saarländischen Ärztinnen/ Ärzte sowie Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten), dass Patientinnen und Patienten vereinbarte Termine nicht wahrnehmen", teilt die Kassenärztliche Vereinigung Saarland (KVS) aktuell in einer Presseerklärung mit und ergänzt: "Das verursacht nicht nur einen erhöhten organisatorischen Aufwand in den Praxen, es führt auch zu Ausfallzeiten und verlängert so die Wartezeit für andere Patienten!"
Deshalb habe die KVS eine Umfrage in den Praxen der saarländischen Ärztinnen/ Ärzte sowie Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten durchgeführt:
"Die Praxen wurden gebeten, im zweiten Quartal (01.04. – 30.06.2023) zu dokumentieren, wie viele Patientinnen und Patienten ihre Termine abgesagt bzw. ohne Absage nicht wahrgenommen haben. Gleichzeitig sollten die Praxen erfassen, wie viele Stunden Arbeitszeit in diesem Zeitraum durch „geplatzte“ Termine verloren gingen.
Von 1.289 saarländischen Arzt- und Psychotherapeutenpraxen haben sich 478 an der Umfrage beteiligt (37,1 %). Diese hohe Beteiligung spiegelt die Aktualität des Problems wider."
Die Ergebnisse der Umfrage lassen aufhorchen und zeigen die ganze Breite des Problems;
Insgesamt wurden fast 30.000 Termine in diesen Praxen abgesagt, über 44.000 Termine wurden ohne Absage nicht wahrgenommen („No Show“)!387 der teilnehmenden Praxen haben zusätzlich zu den abgesagten/ohne Absage nicht wahrgenommenen Terminen den Zeitverlust geschätzt/ dokumentiert: Insgesamt wurde ein Zeitverlust von 16.274 h in den Praxen dokumentiert (Ausfallzeit Arzt/ Ausfallzeiten Geräte für bestimmte Untersuchungen/ erhöhter Aufwand Praxisteam). Das entspricht einer geschätzten Ausfallzeit von ca. 42 h pro Praxis und Quartal.
Besonders hoch sind die Terminausfälle in den fachärztlichen Praxen:
Sanitätsrat Prof. Dr. med. Harry Derouet, Vorsitzender des Vorstandes, macht deutlich:
„Wenn Termine in relevanter Anzahl durch Patienten nicht wahrgenommen werden, stört dies nachhaltig die Praxisabläufe. Es erhöht nicht nur den organisatorischen Aufwand.
Dadurch werden zusätzlich Termine für alle Patienten künstlich verknappt. Bei zunehmend sinkenden Personalressourcen bei Ärzten und MFA wird so die Zukunft der Praxen weiter gefährdet“.
Thomas Rehlinger, stellv. Vorsitzender des Vorstandes, ergänzt:
„Im hausärztlichen Bereich spielen Termine eine geringere Rolle als im fachärztlichen Bereich, da viele
Die beiden Vorstandsmitglieder der KVS appellieren an die Eigenverantwortung der Patienten:
"Wenn Sie absehen können, dass Sie einen vereinbarten Termin bei Haus- oder Facharzt nicht
Nur so kann ein anderer Patient für diesen Termin eingeplant werden.
Wir können es uns nicht leisten, das System durch mangelnde Termintreue zusätzlich zu strapazieren. Langfristig müsste bei anhaltender Problematik darüber nachgedacht werden, die Ressource nicht wahrgenommener Patiententermine zu sanktionieren“, so beide Vorstände abschließend.
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