Samstag, 13. Dezember 2025

Geothermie-Beschleunigungsgesetz: Große Chance für die Wärmewende – auch im Saarland

Mit dem jüngsten Beschluss des Deutschen Bundestages zum Geothermie-, Wärmepumpen- und Wärmespeicher-Beschleunigungsgesetz wurde ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Wärmewende auf den Weg gebracht. Ziel des Gesetzes ist es, Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich zu verkürzen und damit den Ausbau klimafreundlicher Wärmeversorgung spürbar zu beschleunigen.
Als umwelt- und klimaschutzpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion begrüße ich diesen Schritt ausdrücklich – gerade auch mit Blick auf die Chancen, die sich daraus für das Saarland ergeben.


Wärmewende braucht Tempo – aber auch Verlässlichkeit

Der größte Hebel des Gesetzes liegt in der klaren politischen Priorisierung:
Geothermieanlagen, große Wärmepumpen, Wärmespeicher und Wärmeleitungen werden nun als Vorhaben von überragendem öffentlichen Interesse eingestuft. Das erleichtert Abwägungen, beschleunigt Verfahren und schafft Investitionssicherheit – ein entscheidender Punkt, wenn wir die Wärmewende nicht nur diskutieren, sondern tatsächlich umsetzen wollen.

Zugleich ist wichtig: Beschleunigung darf nicht zu Lasten von Sicherheit, Umwelt- und Trinkwasserschutz gehen. Genau hier wurden im parlamentarischen Verfahren auf Initiative von CDU/CSU wichtige Nachschärfungen vorgenommen – etwa bei Haftungsfragen und der finanziellen Absicherung möglicher Berg- oder Bohrschäden. Das stärkt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger und ist eine Grundvoraussetzung für Akzeptanz vor Ort.

Was bedeutet das konkret für das Saarland?

Gerade für ein industriell geprägtes Flächenland wie das Saarland eröffnen sich durch die neuen Regelungen echte Perspektiven:

1. Geothermie als stabile Wärmequelle
Geothermie ist grundlastfähig, wetterunabhängig und langfristig verfügbar. Für kommunale Wärmenetze, Industrie- und Gewerbestandorte oder größere Wohnquartiere kann sie eine tragende Säule der Wärmeversorgung werden. Die beschleunigten Verfahren erleichtern es nun auch kleineren Ländern wie dem Saarland, entsprechende Projekte überhaupt in Angriff zu nehmen.

2. Wärmespeicher und Netze als Rückgrat der kommunalen Wärmeplanung
Viele saarländische Kommunen stehen aktuell vor der Aufgabe, ihre Wärmeplanung neu aufzustellen. Wärmespeicher und Wärmeleitungen sind dabei unverzichtbar. Dass diese nun planungsrechtlich gestärkt und Verfahren gestrafft werden, ist ein klarer Vorteil für Städte und Gemeinden – insbesondere dort, wo bestehende Infrastruktur umgebaut oder erweitert werden muss.

3. Abwasserwärme: Ein bislang unterschätztes Potenzial
Ein besonders spannender Punkt für das Saarland ist die stärkere Fokussierung auf Abwasserwärme. In unseren Kanalnetzen und Kläranlagen steckt ein enormes, bislang kaum genutztes Wärmepotenzial. Die Aufforderung des Bundestages an die Bundesregierung, hierfür ein eigenes Beschleunigungsgesetz und konkrete Ausbauziele vorzulegen, eröffnet gerade für kommunale und regionale Energieversorger neue Möglichkeiten.

4. Stärkung regionaler Wertschöpfung
Der Ausbau von Geothermie, Wärmenetzen und Speichern schafft Arbeitsplätze vor Ort – im Handwerk, im Anlagenbau, bei Planungsbüros und kommunalen Unternehmen. Gerade im Strukturwandel ist das ein Aspekt, den wir nicht unterschätzen dürfen.

Trinkwasserschutz bleibt zentral

Für das Saarland mit seinen sensiblen Wasserschutzgebieten ist klar:
Der Schutz unseres Trinkwassers hat oberste Priorität. Dass der Bundestag die Bundesregierung verpflichtet hat, die Auswirkungen von Geothermievorhaben in Trinkwasserschutzzonen systematisch zu evaluieren und transparent zu berichten, ist ein wichtiges Signal. Hier wird es auch auf die Umsetzung durch Länder und Behörden ankommen. Schnelligkeit darf niemals Vorrang vor Sicherheit haben.

💧 Abwasserwärme in Illingen – Vorbild im Saarland, aber ohne klare Landesförderung

Ein besonders spannendes Beispiel dafür, wie die Wärmewende direkt vor Ort funktionieren kann, liefert die Gemeinde Illingen (Saar). Dort hat das kommunale Gaswerk Illingen als erstes Versorgungsunternehmen im Saarland erfolgreich einen Abwasserwärmetauscher in einen neuen Abwassersammler integriert. Mit rund 800 kW Leistung soll dieser künftig das Rathaus, die Kulturhalle Illipse, mehrere Kindertagesstätten und weitere Gebäude klimaneutral beheizen – ein wegweisendes Projekt für die lokale Wärmeversorgung. 

Dieses Projekt ist technisch bemerkenswert: Aus dem Abwasser wird thermische Energie genutzt, um nachhaltige Wärme bereitzustellen – unsichtbar im Kanal integriert und mit hoher Akzeptanz in der Bevölkerung. 

Was zeigt das Projekt?

  • Kommunale Akteure können Abwasserwärme schon heute wirtschaftlich und klimaschonend nutzen. 

  • Die Technologie verbindet lokale Ressourcen mit kommunaler Wärmeversorgung – gerade für kleine und mittlere Gemeinden ein bedeutender Vorteil. 

Herausforderung: Landesförderung
Trotz dieser Vorreiterrolle ist derzeit keine gezielte Landesförderung speziell für Abwasserwärmeprojekte im Saarland erkennbar, die über allgemeine energetische Förderprogramme hinausgeht. Landesprogramme wie die Saarland-Förderrichtlinien unterstützen in der Regel energetische Sanierung, Energieeffizienz oder klassische erneuerbare Energien, etwa Solarthermie oder Wärmepumpen im Gebäudebereich – aber keine maßgeschneiderten Zuschüsse oder Zuschussprogramme für Abwasserwärmenutzung als Infrastrukturprojekt

Das bedeutet:
Illingen und ähnliche Projekte realisieren solche innovativen Ansätze bislang weitgehend ohne spezifische Unterstützung seitens des Landes, sondern auf Basis kommunaler Initiative, Zusammenarbeit mit dem Entsorgungsverband Saar (EVS) und eigenen Investitionen der kommunalen Energieversorger. 

Gerade vor dem Hintergrund der beschlossenen Beschleunigungsgesetze auf Bundesebene und der steigenden Bedeutung von Abwasserwärme als erneuerbare Energiequelle wäre es ein starkes politisches Signal, wenn das Saarland eine eigene Förderlinie für solche Projekte entwickeln würde – etwa im Rahmen der bestehenden Klima- und Infrastrukturprogramme. Das Saarland kann damit nicht nur Vorreiterprojekte honorieren, sondern auch weitere Kommunen und Energieversorger aktiv ermutigen und unterstützen.

Fazit

Das Geothermie-Beschleunigungsgesetz ist kein Allheilmittel – aber es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es bringt mehr Tempo in die Wärmewende, schafft neue Möglichkeiten für Kommunen und Länder und setzt zugleich auf notwendige Schutzmechanismen.
Für das Saarland gilt nun: Chancen aktiv nutzen, Projekte klug planen und die Menschen frühzeitig mitnehmen.
Als CDU-Landtagsfraktion werden wir diesen Prozess konstruktiv, kritisch und verantwortungsvoll begleiten – mit dem klaren Ziel, Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit zusammenzudenken.

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