Gestern fand in Eppelborn die letzte Gemeinderatssitzung unter dem Vorsitz von Bürgermeister Fritz-Hermann Lutz statt.
28 Jahre lang hat er unsere Gemeinde geprägt - nun nähert sich der wohlverdiente Ruhestand.
Einst aus Saarbrücken angereist, hat er im Flug die Annerkennung vieler Menschen gewonnen und wurde zur Galionsfigur der Eppelborner Kommunalpolitik.
Unter seiner Ägide wurden unter anderem wichtige Kulturdenkmäler, wie zum Beispiel das aus einem regelrechten Dornröschenschlaf geweckte Schloss Buseck in Calmesweiler oder das alte Bauernhaus in Habach, nicht nur vor dem Verfall gerettet, sondern den Menschen zugänglich gemacht
Lange Jahre schaffte er es in enger Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat für ausgeglichene Haushalte zu sorgen.
Und selbst, als die Verschuldungsspirale sich immer schneller zu drehen begann, schaffte er es, noch einmal aus diesem Teufelkreis auszubrechen: Gemeinsam mit seinem damaligen geschäftführenden Beamten Hermann Josef Schmidt, dem jetzigen Bürgermeister von Tholey, holte Lutz zu Beginn dieses Jahrtausends die Stadt Saarbrücken als potenten Partner ins Boot und realisierte ein neues und innovatives unternehmerisches Konzept unserer Gemeinde.
Die Gemeindewerke Eppelborn entstanden, der Abfallzweckverband Eppelborn und auch der Abwasserzweckverband Eppelborn.
Gleichzeitig wurde der Schuldenberg pulverisiert und es blieb sogar noch Geld übrig - Geld, das in den Bau unseres kulturellen Aushängeschildes "Big Eppel" investiert wurde.
Das neue unternehmerische Konzept und die Kooperation mit Saarbrücken waren der ganz große Coup des Fritz-Hermann Lutz - ein gelungenes Projekt, das wahrscheinlich nur exakt zum damaligen Zeitpunkt möglich war.
Auch seine letzte Gemeinderatssitzung als Bürgermeister
managte Fritz-Hermann Lutz (Bildmitte) souverän - unterstützt wie immer von seinen engagierten Fachbereichsleitern
Auch in der Folgezeit versuchte Lutz stets die Finanzen der Gemeinde zusammenzuhalten - wegen eines strukturellen Defizits ein Kampf auf aussichtslosem Posten, den er und seine Verwaltung trotzdem bis heute nie aufgaben.
Trotz schwieriger Kassenlage wurde vieles auf die Beine gestellt - und auf unsere intakte Infrastruktur sind manche Gemeinden in der Umgebung richtiggehend neidisch.
Stets wusste der (noch) 64jährige die CDU an seiner Seite, oft sogar den gesamten Gemeinderat - in aller Regel eine fruchtbringende Zusammenarbeit.
Auch im Naturschutz setzte Lutz Akzente: Das erfolgreiche Projekt zur Renaturierung des Ill und ihrer Nebenbäche trägt auch seine Handschrift.
Eppelborn wurde modern und bürgernah, Eppelborn wurde zur umweltfreundlichsten Gemeinde des Saarlandes.
Ein Liste, die sich fortsetzen ließe: 28 Jahre lang große Projekte, kleine Projekte. Neues wurde geschaffen, manches Alte erhalten.
Weichgespült war unser scheidender Bürgermeister allerdings nie, ist es bis heute nicht.
Wenn ihm etwas nicht passt, kann er zünftig streiten.
Auch polarisieren und zuspitzen kann er - ist aber gleichzeitig ein absolut verlässlicher Partner, wenn es um eine gemeinsame Idee geht.
Vieles gäbe es zu schreiben über den Losten, der nun von Bord geht.
Und eigentlich war er ja nicht nur der Loste, sondern Kapitän.
Er kennt manchen Weg, um auch in unsicherem Fahrwasser zum ZIel zu kommen - und er steuerte das Schiff Gemeinde Eppelborn jahrzehntelang so, dass stets der Wind in die Segel blies und zu keinem Zeitpunkt Flaute herrschte.
Dass er nun bald däumchendrehend zuhause sitzen wird, mag keiner ernsthaft glauben.
Ich bin mir sicher, dass es noch immer Aufgaben gibt, die auf jemanden wie Fritz-Hermann Lutz warten.
Fitz-Hermann Lutz uns "seine" Ortsvorsteher - als nicht gerade kleines Abscheisgeschenk gab es für den passionierten Eulen-Sammler eine überlebensgroße Eule aus Holz
(im Hintergrund zu sehen)
Seiner designierten Nachfolgerin Birgit Müller-Closset, die ihr Amt am 16, August antreten wird sei ein glückliches Händchen gewünscht.
Den Ratschlag, sie solle in seine Fußstapfen treten, wehrt der Lutz jedoch ab: "Wenn Sie nur in meine Fußstapfen treten, werden sie mich niemals überholen können", gibt unser scheidender Bürgermeister ihr mit auf dem Weg.
Auch sie wird ihre Rolle finden, in ihr Amt hineinwachsen und ihre eigenen Akzente setzen.
Gemeinderatssitzungen aber werden in Zukunft anders ablaufen.
So ganz ohne Fritz-Hermann Lutz.
Wir werden sehen.
Eine Verabschiedung ist dieser Blogpost übrigens noch nicht - höchstens ein kleiner und unvollständiger Rückblick.
Die Amtszeit von FHL dauert schließlich noch bis zum 15. August.
Zeit genug, um noch Adieu zu sagen.
Alles Gute wünsche ich ihm allerdings schon jetzt. Denn das ist zu jeder Zeit erlaubt.
Vielen Dank für deine hervorragende Arbeit, Fritz-Hermann!