Die Sicht der Dinge ändert sich nicht, ein Beschluss bleibt manchmal - auch aus zeitlicher Distanz gesehen - schlichtweg verantwortungslos und falsch. Einen solchen Beschluss gab's letzte Woche. Ein Beschluss, der teuer wird. Sehr teuer.
Die Details:
Im Juni 2013 hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit (19:13) beschlossen, dass die katholische Kita auf dem Dirminger Rothenberg von der Gemeinde übernommen und saniert wird. Kosten ca. 1 Million Euro insgesamt. Die Alternative wäre ein Neubau im Bereich der Grundschule im Alsbachtal für mehr als 2 Millionen Euro gewesen.
Die Fakten, warum damals so abgestimmt wurde, könnt ihr hier noch einmal nachlesen.
Weil jedoch Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset entweder nicht in der Lage oder nicht willens war (ihr könnt's euch aussuchen, ich vermute eher letzteres), diesen Beschluss des Gemeinderates umzusetzen, hat sich ganze zwei Jahre nichts in Dirmingen getan.
Normalerweise könnten die Dirminger Kinder wahrscheinlich jetzt schon eine funktionierende, lebendige Kita besuchen.
Zwischen damals und heute liegt nun eine Kommunalwahl, die zwar der SPD nicht die erhoffte Mehrheit beschert, die Verhältnisse im Gemeinderat jedoch erheblich komplizierter gemacht hat.
Ganz nach dem Motto "Wir stimmen solange ab, bis es uns endlich passt!" wurde das Thema seither von der Bürgermeisterin & Co. KG immer wieder aufgewärmt, bis es ihr in der vergangenen Woche dann endlich gelang, bisherige Beschlüsse des Gemeinderates auf den Kopf zu stellen. Im Alsbachtal soll eine neue Kita gebaut werden.
Mehr als 1 Million Euro Mehrkosten!
Während die CDU-Fraktion sich immer und immer wieder bemühte, sachlich auf die offensichtlichen und unübersehbaren Fakten zu verweisen, zählten Argumente beim politischen Mitbewerber immer weniger, bis es letztlich anscheinend nur noch darum ging, Recht zu behalten. Koste es, was es wolle.Selbst wenn die Mehrkosten zum Schluss mehr als 1 Million Euro betragen.
Und das in einer Gemeinde, die aus eigener Tasche im Jahr gerade mal noch um die 700.000 Euro ingesamt in allen Ortsteilen investieren darf.
Was also in Zukunft noch geht, kann sich jeder selbst ausmalen.
Der Schuldenberg wächst schneller als je zuvor, die historisch niedrigen Zinsen halten uns gerade noch so am Leben.
Inklusion war gestern!
Nun also soll trotz allem eine neue Kindertagesstätte an der Dirminger Grundschule gebaut werden. Wurde dabei seit Jahren noch die Inklusion von Kindern mit Behinderung als Hauptargument für ein solches Projekt angeführt, so wird man davon künftig im Zusammenhang mit Dirmingen nicht mehr viel hören: Die Inklusion wurde auf dem Altar der Ideologie geopfert. Im gesamten Erdgeschoss der Dirminger Grundschule wird es nach den vorliegenden Planungen kein Klassenzimmer mehr geben. Die Kinder müssen alle, ausnahmslos, in den ersten Stock.Das Argument, man könne ja einen Raum tauschen, falls ein "Inklusionskind" eingeschult werde, würde in der Wirklichkeit nur kurz stand halten: Spätestens wenn in zwei Jahrgängen Kinder mit einer Gehbehinderung sind, ist eine Inklusion in Dirmingen nicht mehr möglich.
(Übrigens: in der Kita Rothenberg, wo alle Räume zu Fuß erreichbar sind, plante man kostensteigernd einen Aufzug ein. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.....)
Zu wenig Kinder? Egal! Man kann ja welche mit dem Bus von Humes und Wiesbach nach Dirmingen fahren!
Außer Acht gelassen wird auch die demografische Entwicklung. Dass künftig im Schnitt die Kinderzahl nur noch für vier Klassen in der gesamten Gemeinde ausreichen wird (bei vier Standorten!), spielt für die Bürgermeisterin und die Dirminger SPD keine Rolle: Hauptsache der Schulstandort Dirmingen bleibt.Es schert sie wenig, dass künftig neben den Kindern aus Humes auch Wiesbacher Kinder nach Dirmingen gefahren werden müssen und somit an einem weiteren Ort ganze Jahrgänge auseinander gerissen werden.
"Die Feuerwehr kann ja künftig in der Borrwieshalle tagen!"
Auch die Helferinnen und Helfer der Freiwilligen Feuerwehr werden sich nach der nun beschlossenen Lösung erheblich einschränken müssen: Der Tagungsraum wird auf 44 Quadratmeter verkleinert.Das sei nicht schlimm, findet ein Bubacher Gemeinderatsmitglied und empfiehlt den Dirminger Feuerwehrleuten, ihre Einsatzbesprechungen und Gruppenabende künftig in der Borrwieshalle abzuhalten.
In den Plänen, die dem Gemeinderat vorgelegt wurden, sind übrigens auch keine Duschen und Sanitärräume für die Feuerwehr zu finden. (Die sollen sie bestimmt auch in der Borrwieshalle nutzen....).
Als ich dieses Problem im Gemeinderat thematisierte, wurde mir wieder einmal über den Mund gefahren. Dieses Mal mit dem Argument, das sei ja alles bereits im Ausschuss besprochen worden. Stimmt. In einem Ausschuss, desses Vorberatungen immer hinter verschlossenen Türen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden!
Mehr darüber in "Schmitts Notizen"
Ich könnte noch einiges schreiben. Zum Beispiel, was es für die Kinder bedeutet, wenn wir nicht mehr zukunftsfähige Schulstandorte künstlich am Leben erhalten wollen. Oder auch, dass durch den nun getroffenen Beschluss der Kindergartenstandort Wiesbach ebenso gefährdet ist, wie dringende Investititionen in allen anderen Dörfern unserer Gemeinde. Alles das, was noch gesagt und geschrieben werden müsste, um die Tragweite des nun gefassten Beschlusses auch nur annähernd transparent zu beschreiben, würde den Rahmen eines Blogposts bei weitem sprengen.Die hier genannten Argumente bleiben also nur ein kleiner, ein minimaler Ausriss.
Ihr wollt mehr darüber wissen? CDU-Fraktionschef Berthold Schmitt geht in seinem Blog "Schmitts Notizen" auf weitere wichtige Fakten ein.
Dort solltet ihr unbedingt auch einen Blick hineinwerfen.