Die Entwicklung des Internets und seiner Möglichkeiten machte insbesondere in den letzten dreißig Jahren Riesensprünge. Und nicht immer, so scheint es, konnte ein Teil wachsenden Gemeinde der Internet-User mit der Entwicklung Schritt halten. Die Intensivität der Mediennutzung und des Medienkonsums übersteigen erkennbar in vielen Fällen das vorhandene Maß an Medienkompetenz. Das breite Angebot an Seminaren, Kursen und Fortbildungen, wie es die Landesmedienanstalt Saar und viele andere anbieten, wird leider noch viel zu wenig in Anspruch genommen. Dabei wäre es so dringend nötig, wie es scheint.
Memes sind ein gutes, einfaches Beispiel. Fangen wir also damit einmal an.
Bilder oder auch kurze Videos werden durch einen prägnanten kurzen Text in einen anderen Kontext gesetzt. Sie haben sich in der Netzkultur lange schon etabliert. Sie sind meist witzig, ironisch oder satirisch.
Sie sind aber leider auch ganz oft manipulativ, hetzerisch, beleidigend, irreführend und bösartig falsch.
Viele Nutzer Sozialer Netzwerke erkennen nicht, was dahinter steckt.
Oder können es nicht auseinanderhalten.
Vor allem dann nicht, wenn das Dargestellte ja vielleicht so sein könnte, weil es Klischees bedient oder weil es Vorurteile oder gar die eigene Grundeinstellung bestätigt.
Vor allem sogenannte Digital Immigrants fallen leichtgläubig den einfachen Botschaften zum Opfer und teilen sie, ohne sich näher mit Wahrheitsgehalt oder Hintergrund zu beschäftigen. Damit spielen sie das Spiel der Hinterfrauen- und Männer naiv mit, sind Multiplikator und helfen, Stimmungen zu erzeugen.
Dass sie sich damit zum Teil selbst kräftig blamieren könnten oder ein Bild von sich nach außen zeichnen, dass eigentlich nicht in ihrem Sinne sein kann, merken sie nicht.
Die Algorithmen und Funktionsweisen der unterschiedlichen Plattformen sorgen dafür, dass die User in Echokammern gefangen bleiben, in denen ihnen immer wieder ähnliche Inhalte in die Timeline gespült werden und ihr Weltbild auf diese Weise nachhaltig beeinflusst wird.
Geradezu virtuos
Aber auch Digital Natives sind längst nicht gefeit, denn die Strategien der Urheber werden immer perfider, immer ausgeklügelter. Hinzu kommt, dass in unserer schnelllebigen Gesellschaft oft Zeit und Muße fehlen, sich mit den Hintergründen zu beschäftigen.
Dass dann auch noch eigentlich etablierte Medien aus dem Printbereich im Kampf um die meisten Klicks ihre Überschriften noch reißerischer formulieren, als es vor zwanzig Jahren selbst der Boulevard kaum wagte, ist schlägt dann noch in die gleiche Kerbe. Clickbaiting nennt man diese Masche, bei die Überschrift viel mehr verheißt, als dann der eigentliche Artikel liefern kann.
Wer dann auf den Link klickt, weil er mehr lesen will, erhält mehr Werbung als Inhalt. Und die Kasse beim Anbieter klingelt.
Ebenfalls beliebt um die Leichtgläubigkeit der User auszunutzen, sind die sogenannten Hoaxes. Die getürkten Warnungen vor irgendwelchen Handynummern, die möglicherweise den Computer, Frau und Kind verschlingen könnten, wenn man abhebt, oder die vor Asbest in Tampons warnen.
Weil das alles gefährlich klingt, wird schnell geteilt. Denn man muss ja Familie, Freunde und alle nahen und entfernten Bekannten schließlich schnell vor der nur vermeintlich realen Gefahr warnen.
Dabei hätte eine kurze Recherche bei mimikam.de oder dem Hoax-Info-Service auf den Internetseiten der TU Berlin gereicht, um zu erkennen, dass der Wahrheitsgehalt der Warnung gleich null ist und der ganze Mist nur dem Zweck dient, anderen Leuten die Messenger vollzumüllen.
Des Dramas (wahrscheinlich leider noch längst nicht) letzter Akt ist dann das Geklicke auf die fragwürdigen Angebote, mit denen man 90.000 Euro die man in nur fünf Tagen verdienen kann und wegen denen wahlweise schon Günter Jauch, Frank Thelen oder der Sheriff von Nottingham zu Milliardären wurden.
Oder noch viel schlimmer: Die Messenger-Videos mit den Überschriften "Bist du das in diesem Video?" / "Schau mal, was ich gefunden habe" / "Bist du es?"
Vorwitzig wie der unaufgeklärte Internet-User von heute sich gibt, wird munter draufgeklickt, als gäbe es kein morgen. Die Folge: Der Account wird quasi gekapert und der ganze Müll wird an die gesamte Kontaktliste weitergesendet.
Von denen dann einige wieder fleißig auf alles draufklicken, was da so kommt.
Es ist das Geschäft mit der Unachtsamkeit. Mindestens.
Und es ist ermüdend für alle, die es besser wüssten, denen aber trotzdem von den anderen Smartphone, Tablet und PC zugemüllt werden.
Es bleibt letztlich nur der Appell:
Klickt nicht, ohne nachzudenken!
Teilt nicht, ohne nachzudenken!
Glaubt nicht alles, ohne nachzudenken.
Sucht euch bitte stets mindestens eine weitere (seriöse!) Quelle, die eine Meldung bestätigt.
P.S.:
Und verdammt noch mal, ihr Facebook-Programmierer:
Es muss doch möglich sein, mit euren ausgeklügelten Algorithmen, die alles an Daten abgreifen, was ihnen vor diese Nase kommt, gerade diesen Müll mit den Fake-Videos nachhaltig zu unterbinden!
Euren Messenger habe ich jedenfalls heute deinstalliert!
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