Gestern war ein wirklich besonderer Tag in der Geschichte der Bundeswehr und insbesondere im Hinblick auf die in erheblichem Maße gewachsenen Herausforderungen bei der Landes- und Bündnisverteidigung. Umso mehr war es für mich eine besondere Ehre, gemeinsam mit Oberst Staab, dem Kommandeur des Landeskommandos Saarland, und auf Einladung des Generalinspekteurs der Bundeswehr Carsten Breuer an dem Appell zur Aufstellung der Heimatschutzdivision und der feierlichen Übergabe der Heimatschutzkräfte an das Heer in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin teilzunehmen.
Dieses Ereignis markiert einen weiteren wichtigen Schritt in der sogenannten Zeitenwende – einer grundlegenden Neuausrichtung der Sicherheitsstrategie unseres Landes.
Die Gründung der Heimatschutzdivision steht sinnbildlich für die Transformation der Bundeswehr in einer Zeit, in der der Schutz der heimischen Bevölkerung und kritischer Infrastrukturen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ursprünglich konzipiert, um in Krisenzeiten die öffentliche Sicherheit und den Erhalt essenzieller Einrichtungen zu gewährleisten, wird diese neue Formation nun als zentraler Bestandteil der nationalen Sicherheitsarchitektur ausgebaut.
Die Heimatschutzdivision fasst alle bisherigen Heimatschutzregimenter und -kompanien zusammen und bildet eine eigenständige Einheit innerhalb des Heeres. Anders als das reguläre Feldheer, das im Verteidigungsfall vorwiegend an der NATO-Ostflanke aktiv wird, ist der Einsatzbereich der Heimatschutzdivision ausschließlich auf das deutsche Staatsgebiet begrenzt.
Ihr Auftrag umfasst den Schutz der territorialen Integrität – etwa durch die Sicherung von Verkehrswegen, Schlüsselstandorten und kritischen Infrastrukturen. Darüber hinaus unterstützt sie zivile Behörden bei Naturkatastrophen und anderen Notlagen, wie es Artikel 35 des Grundgesetzes vorsieht, und leistet sogenannten Host Nation Support für verbündete Streitkräfte, die sich in Deutschland aufhalten oder neu gruppiert werden müssen. Zudem übernimmt sie bei Krisensituationen die Vorbereitung des Aufmarsches für NATO-Kräfte und stärkt durch enge Zusammenarbeit mit Polizei und Katastrophenschutz die innere Sicherheit.
Neuer Kommandeur der Heimatschutzdivision ist Generalmajor Andreas Henne.
Ein zentraler Vorteil der neuen Struktur liegt in der einheitlichen Führung der Heimatschutzkräfte. Während diese bislang dezentral von den Landeskommandos gesteuert wurden, ermöglicht die Neuorganisation eine klare, zentrale Steuerung – ein Schritt, der zu optimierten Ausbildungs- und Einsatzstandards sowie einer verbesserten Zusammenarbeit mit dem Feldheer führt. Die Heimatschutzregimenter sind strategisch über ganz Deutschland verteilt: Aktuell existieren Regimenter in Roth (Bayern), Münster (Nordrhein-Westfalen), Nienburg (Niedersachsen), Alt Duvenstedt (Schleswig-Holstein) sowie in Gotha/Ohrdruf (Thüringen). Darüber hinaus ist vorgesehen, zum 1. April 2025 ein sechstes Regiment in Möckern/Altengrabow (Sachsen-Anhalt) aufzustellen.
Ein Blick auf die konkreten Zahlen unterstreicht den Umfang und die Bedeutung dieses Vorhabens:
Die Heimatschutzdivision wird zunächst rund 6.000 Soldatinnen und Soldaten umfassen, muss jedoch noch weiter deutlich anwachsen. Bereits im zurückliegenden Haushaltsjahr dringend erforderliche finanzielle Mittel für die Aufstockung und Modernisierung der Heimatschutzkräfte bereitgestellt – ein klares Bekenntnis zur Priorisierung des Heimatschutzes - und die Union wird diese Mittelansätze weiter deutlich erhöhen.
Der gestrige Appell in der Julius-Leber-Kaserne war deshalb weit mehr als nur eine formelle Zeremonie – er war ein bewegender Moment, der die Entschlossenheit und Weitsicht unserer Sicherheitsstrategie unterstrich.
Besonders beeindruckend war die Rede von Bundespräsident a.D. Gauck, der eindrucksvoll die Bedeutung der neuen Heimatschutzdivision und ihre Rolle im Schutz unserer inneren Sicherheit hervorhob und sie in den Gesamtkontext einer massiven Bedrohung durch das imperialistisch agierende Russland und eine dadurch notwendig gewordene neue und gemeinsame europäische Sicherheitspolitik rückte.
Die Heimatschutzdivision symbolisiert den entschlossenen Schritt, sich auf zukünftige Herausforderungen – von hybriden Bedrohungen bis hin zu Cyberangriffen – vorzubereiten. Gleichzeitig sendet diese Entscheidung ein klares Signal an diejenigen, die auf ein Scheitern der politischen Mitte gehofft haben, da politische Extreme oft erst in Krisenzeiten an Zulauf gewinnen.
Mit der Aufstellung der Heimatschutzdivision wird ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung unserer Sicherheitsarchitektur vollzogen. Es bleibt spannend, wie sich diese neue Einheit in den kommenden Jahren entwickeln wird und welchen Beitrag sie zur inneren Stabilität und zum Schutz unserer Gesellschaft leisten kann.
Für mich war es eine beeindruckende Erfahrung, diesen historischen Moment live miterleben zu dürfen. Die Heimatschutzdivision steht als Symbol für eine zukunftsorientierte und entschlossene Sicherheits- und Verteidigungspolitik in einer Zeit des Wandels.
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