Montag, 4. Oktober 2010

Tag der Deutschen Einheit. Und Erntedank. Zwei Feste, die mich nachdenklich machten.

I. Der Tag der Deutschen Einheit

Wir schreiben den 3. Oktober 2010.
Heute war der Tag der Deutschen Einheit. Unser Nationalfeiertag.
Der Tag der Wiedervereinigung.
Er jährte sich zum 20. Mal.
Zurückblickend war die Deutsche Einheit ein Glücksfall wie man ihn nur selten erlebt. 
Hervorgegangen aus einer Revolution, die so ganz anders war als andere Revolutionen: 
Sie war friedlich.
Und das Zeitfenster in der sie gelingen konnte, war denkbar eng. Denn es hätte auch anders kommen können.
Ganz anders.
Es ist schade, dass wir diesen Glücksfall nicht so feiern, wir er es eigentlich verdient hätte. Es ist schade, dass wir ihn nicht so feiern, wie viele unserer Landsleute in Ost und West einst den wirklichen Tag der Deutschen Einheit gefeiert haben: den 9. November 1989.
Den Tag des Mauerfalls.
Das Datum, an dem wir heute feiern, ist ein Datum vom Reißbrett. Von der Politik und von Verwaltungsleuten generalstabsmäßig  geplant. 
Es ist ein Datum, in dem man nicht den Herzschlag der Geschichte spürt, sondern das aus verwaltungstechnischen und wirtschaflichen Erwägungen so gewählt wurde.
Entsprechend wird dieser Tag heute vielerorts "gefeiert".
Ohne Bezug zum eigentlichen Anlass.
In der Landeshauptstadt Saarbrücken beispielsweise mit einem verkaufsoffenen Sonntag.
Das ist schade.

II. Erntedank

Viele Menschen in unserer Gemeinde haben heute das Erntedankfest gefeiert. In Gottesdiensten und auch auf den Festen der Obst- u. Gartenbauvereine. 
Auch Erntedank ist ein Fest, das zum Nachdenken einlädt. 
Wer auch immer die bunte Obst- und Gemüseausstellung des Obst- und Gartenbauvereins im Habach oder die Gaben vor dem Altar der Kinderkirche St. Laurentius in Bubach zusammengetragen und aufgebaut hat, zeigt stolz, welche Früchte unsere Erde mit Gottes Hilfe hervorbringt, wenn man sich selbst ein klein wenig Mühe macht und seinen eigenen Garten, seine eigenen Felder, pflegt.
Er oder sie zeigen aber auch, dass sie dafür dankbar sind.
Das ist der Sinn von Erntedank.


Ich finde, diese Menschen haben unseren Respekt verdient.
Wie viele von uns diskutieren in bunten Runden über Nachhaltigkeit, über Klimaschutz, über den Schutz von Umwelt und Natur - und kaufen doch ihre Lebensmittel fast ausschließlich in Discountern.
Und das oft ohne einen Gedanken darüber zu verlieren, wieviele hunderte oder gar tausende von Kilometern manche Ware bereits hinter sich hat?
Oder unter welchen Bedingungen sie in ihrem Herkunftsland angebaut, produziert oder verarbeitet wird?

Unsere Obst- und Gartenbauer hingegen sind ein Beispiel für verantwortungsvolles Handeln. Sie produzieren ihr Obst und ihr Gemüse im eigenen Garten. Und es wird nicht erst durch ganz Europa oder noch weiter gekarrt, bevor es auf ihrem (und manchmal auch auf meinem) Teller landet.
Das gleiche gilt für unsere Landwirte, die ihre Felder bestellen und dafür sorgen, dass wir zumindest noch einen Teil unserer Grundversorgung vor unserer eigenen Haustür sicherstellen können.

Das bringt mich zu der Frage, ob es nicht ein Ziel der Kommunalpolitik sein muss, dieses Handeln zu fördern.
In dem wir beispielsweise die lokale Vermarktung fördern.
Im Landkreis St. Wendel oder im Bliesgau beschäftigt man sich bereits engagiert mit diesem Thema. Erste Erfolge sind sichtbar.
Gemeindeübergreifend sollten auch wir uns im Landkreis Neunkirchen Gedanken darüber machen, wie wir einen funktionierenden Lokal- und Regionalwarenmarkt aufbauen können - gemeinsam mit den Obst- und Gartenbauvereinen, mit Landwirten und mit unseren regional ansässigen Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Eine Aufgabe für unsere neue Landrätin und ihre Verwaltung ebenso wie für unsere Bürgermeister und die Kommunalpolitiker in den Räten vor Ort.

Ich weiß, unsere Region kann mehr. Und das sollte sie auch zeigen.
Auch aus Respekt vor der Schöpfung und aus Verantwortung vor unseren Kindern.
Das jedenfalls ist meine Botschaft des Erntedankfestes.



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