Dienstag, 12. August 2025

„Sparen darf nicht krank machen“ – Mein Blick auf den 10-Punkte-Plan der Techniker Krankenkasse (TK)

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steht finanziell unter Druck: Für 2026 wird ein Minus von bis zu 8 Milliarden Euro erwartet. Um das zu verhindern, hat die Techniker Krankenkasse (TK) einen 10-Punkte-Plan vorgelegt. Das Ziel: kurzfristig so viel einsparen, dass die Beiträge für Arbeitnehmer und Arbeitgeber stabil bleiben.

Klingt gut – aber geht das wirklich, ohne dass Patientinnen und Patienten es zu spüren bekommen?
Als gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion im Saarland habe ich mir den Plan genau angeschaut.


Was die TK vorschlägt – verständlich erklärt

Der Plan greift in mehreren Bereichen an:

  • Arzneimittel: Hersteller von teuren, patentgeschützten Medikamenten sollen mehr Preisnachlässe an die Krankenkassen geben. Außerdem will die TK Listen erstellen, auf denen vergleichbare Medikamente stehen, damit Kassen gezielt günstigere Mittel bevorzugen können.

  • Krankenhäuser: Die jährlichen Budgetsteigerungen für Kliniken sollen begrenzt werden. Außerdem sollen auch dort einheitliche, von der Politik festgelegte Preise für neue Medikamente gelten. (Anmerkung: Dieses Verfahren nennt sich AMNOG. Es legt fest, zu welchem Preis ein neues Medikament nach seiner Zulassung von den Krankenkassen erstattet wird. Solche Preise sollen auch in Kliniken konsequent gelten.)

  • Arztpraxen: Einige Zuschläge für schnelle Terminvergabe oder bestimmte Behandlungen sollen wegfallen. Die regelmäßige Anpassung der Honorare an steigende Kosten soll einmalig ausgesetzt werden.

  • Heil- und Hilfsmittel: Zum Beispiel Physiotherapie oder Hörgeräte sollen wieder stärker an die allgemeine Lohnentwicklung gekoppelt werden, und es soll mehr Ausschreibungen geben, um günstiger einzukaufen.


Wo der Plan Sinn macht

Kurzfristig könnte der TK-Plan tatsächlich helfen, einen Beitragsanstieg zu verhindern.

  • Manche Vorschläge setzen bei nachweislich zu hohen Kosten oder Fehlanreizen an – etwa wenn vergleichbare Medikamente zu unterschiedlichen Preisen verkauft werden.

  • Preisverhandlungen mit der Pharmaindustrie können dazu führen, dass Krankenkassen mehr Geld für andere Leistungen übrig haben.

  • Die Idee, wirtschaftlicher einzukaufen, ist grundsätzlich richtig.


Wo große Risiken lauern

Der Spitzenverband der Fachärztinnen und Fachärzte (SpiFa) und andere sehen den Plan kritisch – und das aus durchaus guten und nachvollziehbaren Gründen:

  • Längere Wartezeiten: Wenn Ausnahmen für dringende Facharzttermine gestrichen werden, müssen viele Patientinnen und Patienten noch länger auf einen Termin warten.

  • Wirtschaftlicher Druck auf Praxen: Gerade kleinere Praxen, besonders im ländlichen Raum, könnten ohne Kostenausgleich in Schwierigkeiten geraten – bis hin zur Schließung.

  • Abwanderung von Ärzten: Schon heute geben viele ihre Kassenzulassung zurück oder gehen früher in den Ruhestand. Mehr finanzieller Druck könnte diesen Trend beschleunigen.

  • Forschung und Entwicklung: Wenn Hersteller bei patentgeschützten Medikamenten deutlich weniger verdienen, bedeutet das kurzfristig zwar Ersparnis – aber es kann auch die Entwicklung neuer, dringend benötigter Arzneimittel bremsen. Denn viele Innovationen werden durch Einnahmen aus bestehenden Medikamenten querfinanziert.


Mein Fazit

Ich erkenne an, dass wir im Gesundheitssystem effizienter werden müssen. Beitragsstabilität ist wichtig – aber nicht um jeden Preis. Sparen darf nicht krank machen.

Wenn wir bei Praxen, Kliniken und Arzneimitteln zu stark den Rotstift ansetzen, riskieren wir längere Wartezeiten, weniger Ärztinnen und Ärzte in der Versorgung und am Ende sogar höhere Folgekosten, weil Krankheiten später oder schlechter behandelt werden.

Darum sage ich: Sparen ja – aber mit Augenmaß. Wir brauchen eine Kombination aus kurzfristiger Entlastung und langfristigen Reformen:

  • Weniger Bürokratie, damit Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten haben.

  • Digitalisierung, die wirklich den Arbeitsalltag erleichtert.

  • Bessere Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Fachärzten und Kliniken.

  • Mehr Prävention, damit teure Erkrankungen gar nicht erst entstehen.


Mein Standpunkt

Der TK-Plan enthält einige vernünftige Ideen, die man diskutieren kann. Aber in seiner jetzigen Form birgt er zu viele Risiken für die Versorgung.
Deshalb setze ich mich dafür ein, ihn so nachzubessern, dass Patientinnen und Patienten am Ende nicht die Verlierer sind.

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