Montag, 1. Juni 2020

Sterbefallzahlen im April 2020 um acht Prozent höher als der Durchschnitt der Vorjahre

(ots) Im April 2020 sind nach vorläufigen Ergebnissen mindestens 82.246 Menschen in Deutschland gestorben. Das berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis).
Wie die Behörde weiter mitteilt, sind das 8 % (+5 942 Fälle) mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre. Mehr als 80 000 Sterbefälle in einem April gab es in Deutschland zuletzt im Jahr 1977.


Diese Befunde zu einer sogenannten Übersterblichkeit decken sich bei Betrachtung der absoluten Zahlen mit den Daten zu bestätigten COVID-19-Todesfällen, die beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet werden, so das Statistische Bundesamt. 


Ein Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ist naheliegend

In den Kalenderwochen 13 bis 18 starben nach Angaben des RKI insgesamt 7 083 Personen, die zuvor laborbestätigt an COVID-19 erkrankt waren. Die zeitliche Entwicklung verlief ebenfalls annähernd parallel: Sowohl die Abweichung vom Durchschnitt bei den Gesamtzahlen als auch die Zahl der COVID-19-Todesfälle waren in der 15. Kalenderwoche am größten. Dies bedeutet aber nicht, dass alle zusätzlich gezählten Fälle in der Sterbefallstatistik an COVID-19 gestorben sind. Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben. Die Grippewelle als ein möglicher Einflussfaktor gilt in diesem Jahr jedoch bereits seit Mitte März als beendet und scheidet damit weitgehend aus. Üblicherweise beeinflussen Grippewellen bis Mitte April die Sterblichkeit.


Ausmaß der Übersterblichkeit in Deutschland vergleichsweise gering

Im europäischen Vergleich ist das Ausmaß der sogenannten Übersterblichkeit in Deutschland vergleichsweise gering. Das Statistische Amt Frankreichs beispielsweise weist für den Zeitraum vom 1. März bis zum 20. April gegenüber 2019 eine um 27 % erhöhte Sterblichkeit aus. Das nationale Statistische Amt Italiens (Istat) berichtet sogar von einer um 49 % erhöhten Sterbefallzahl für den März 2020 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. Die nationalen Statistischen Ämter Belgiens, Großbritanniens, der Niederlande, Österreichs, Portugals, Schwedens, der Schweiz und Spaniens stellen ebenso erhöhte Sterbefallzahlen fest. In vielen Ländern wurde der bisherige Höchststand bereits überschritten und das Ausmaß der Übersterblichkeit nimmt wie in Deutschland wieder ab. 
In Schweden, das lange für seinen lockeren Sonderweg gelobt wurden, ist die Zahl der Todesfälle je hunderttausend Einwohner mittlerweile gegenüber Deutschland auf das Vierfach gestiegen.
Keine auffälligen Veränderungen zu den Vorjahren, so berichtet das Statistische Bundesamt ebenfalls, wurden bislang in Norwegen und Tschechien beobachtet.