"Das war heute ein bewegender Tag, ein nachdenklicher Tag", so das Resumée von Hermann Scharf, dem sozialpolitischen Sprecher unserer CDU-Landtagsfraktion. "Es gilt jetzt, die entsprechenden Lehren zu ziehen, Systeme zu verbessern, zu vernetzen. Es sind viele Punkte da, die wir aufgreifen müssen."
Mit diesen Worten fasste mein Freund und Kollege sehr gut zusammen, was wir in mehr als acht Stunden gehört und erfragt hatten. Mehr als 20 Fachleute standen uns Rede und Antwort in verschiedenen Themenblöcken rund um das Virus und seine Bekämpfung, die Impfung und die Teststrategie, aber auch die Situation in den Krankenhäusern und Pflegeheimen, in den Gesundheitsämtern sowie auch die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und insbesondere unsere Kinder und Jugendlichen.
Die politischen Entscheidungen in den letzten zwölf Monaten waren eine ständige Gratwanderung. Die Meinungen, was richtig oder falsch war, was angemessen schien, zu zögerlich vielleicht für die einen oder zu übereilt wiederum für andere war, sind vielfältig. Und nicht selten liegen die Ansichten weit, ja sehr weit auseinander.
Ich bewundere die, die schon vor Monaten gewusst haben wollen, was wir - und auch die klügsten Köpfe aus Wissenschaft, Forschung und Politik - selbst heute noch nicht genau wissen und auch nicht wissen können. Und ich wundere mich, dass es bei diesen hellseherischen Fähigkeiten nicht mehr Lottomillionäre gibt. Aber das ist ein anderes Thema.
Auf jeden Fall jedoch war die Tatsache, dass wir uns seit gut einem Jahr mit dem perfiden Virus SARS-CoV2 und der von ihm ausgelösten Pandemie herumplagen, ein guter Grund uns heute im Rahmen einer Großen Anhörung im Gesundheitsausschuss einen ganzheitlichen Blick zu verschaffen. Mehr als 20 Fachleute aus den unterschiedlichsten Disziplinen unterstützten uns dabei mit ihren Erkenntnissen, Ansichten und Meinungen: Virologen und Epidemiologen wie Prof. Streeck aus Deutschland, die Professoren Nehrbass und Willmes Luxemburg und natürlich unser saarländischer Experte Dr. Rissland ebenso wie ein Vertreter von AstraZeneca, die stellv. Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) Frau Prof. Dr. Sabine Wicker, der Leiter der Impfzentren Neunkirchen und Saarbrücken, Vertreter des Kinderschutzbundes oder des Landkreistages.
Auch Vertreter und Vertreterinnen des Landesjugendhilfeausschusses, der Arbeitskammer, von Ver.di, von der saarländischen Pflegegesellschaft und der Krankenhausgesellschaft waren uns zugeschaltet und auch der der Pflegebeauftragte des Saarlandes und der Beauftragte für die Belange behinderter Menschen im Saarland kamen zu Wort.
Es wird nun unsere Aufgabe der nächsten Tage sein, das Gehörte auszuwerten und einzuordnen und auch unsere Lehren daraus zu ziehen. Eines aber ist schon jetzt klar: Corona hat wie ein Brennglas aufgezeigt, wo die Lücken klaffen und wo nachgesteuert werden muss. Die Krise hat aufgezeigt, wo überbordender Bürokratie endlich Einhalt geboten werden muss, wo Digitalisierung endlich Realität werden und auch wo Kleinstaaterei ihre Grenzen finden muss.
So bin ich beispielsweise - wenn ich abschließend an dieser Stelle vorweg einen Punkt herausgreifen darf - ganz der Meinung von Dr. Rissland der betont hat, wir brauchen ein Konzept für ein "Muster-Gesundheitsamt" - ein Gesundheitsamt das technologisch und digital auf der Höhe der Zeit ist, dessen Abläufe straff durchorganisiert ist und dessen Kommunikation klar und effektiv sowie gleichzeitig empathisch und mitnehmend ist. Ein Gesundheitsamt, das über modernste Schnittstellen verfügt und dessen Netzwerke nachhaltig, redundant und grenzüberschreitend sind.
Es ist, wie Hermann Scharf es heute im Nachgang gesagt hat: "Es kann nicht sein, dass im Jahre 2021 für jeden einzelnen Verwaltungsvorgang Unmengen von Papier schwarz gemacht werden müssen."
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