Montag, 9. Mai 2022

Ein "Stolperstein" erinnert nun an das Schicksal von Rudolf Wohlfart aus Dirmingen

Der Terror und die skrupellose rechte Ideologie der Nationalsozialisten forderten unzählige Opfer. Menschen wurden aus ihrem Leben, aus ihren Familien herausgerissen, weil sie einem anderen Volk angehörten, weil sie einer vermeintlich "anderen Rasse" zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren, ihr Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten oder auch nur, weil sie einfach unbequeme Zeitgenossen waren, die den Mund aufmachten und den Parolen und der Willkür der Nazi-Ideologie mutig widersprachen und entgegentraten.
Sie wurden verleumdet, verschleppt, misshandelt, gequält, gefoltert und ermordet. Hunderttausend- und millionenfach. 
Bundesweit und in vielen anderen europäischen Ländern erinnern sogenannte "Stolpersteine" zumindest an einige dieser Menschen, die der unvergleichbaren Unmenschlichkeit der Nazidiktatur zum Opfer fielen. Und seit gestern erinnert ein Stolperstein für den 1902 geborenen und 1941 ermordeten Rudolf Wohlfart aus Dirmingen an eines dieser Opfer auch in unserer Gemeinde. 

Die Verlegung des Stolpersteines, dessen goldglänzende Messingplatte nun aus dem grauen Trottoir der Illinger Straße in Dirmingen hervorsticht, war ein besonderes Ereignis für mich, für zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunalpolitik und Gesellschaft und vor allem auch für die Familie von Rudolf Wohlfart. 
Unermüdlich hatte sich in den vergangenen Jahren der Sohn des Ermordeten für einen Stolperstein eingesetzt. Nun hat der mittlerweile 95jährige Rudi Wohlfart, der den Namen seines Vaters trägt, gemeinsam mit seiner Tochter Bärbel Wohlfart-Hell und auch mit Unterstützung von Ortsvorsteher Frank Klein und Bürgermeister Andreas Feld dieses wichtige Ziel erreicht.

Der Stolperstein ist ein Gedenkstein und ein Stück weit Rehabilitation seines Vaters von Rudi Wohlfart, vor allem aber ist er die stete Mahnung: "Nie wieder!" 
Eingraviert in die Messingplatte sind der Name und das Geburtsdatum von Rudolf Wohlfart, seine Unterbringung in sogenannten "Heilanstalten" sowie seine Verlegung und Ermordung im Rahmen der "Aktion T4", die dem ideologischen Wahn der Nationalsozialisten folgte. 

Mehr als 90.000 Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig bereits in 21 Ländern Europas verlegt und er ließ es sich nicht nehmen, auch den Gedenkstein für Rudolf Wohlfart in Dirmingen selbst einzupflastern. 
Seine Steine sind zusammengerechnet ein gigantisches dezentrales Denkmal für die Opfer des NS-Regimes. Sie nehmen den Ermordeten die Anonymität und rücken ihre Namen und Geschichten in den Vordergrund. Dort, wo die Menschen lebten und von wo sie unter den neugierigen, ängstlichen und besorgten, oft vielleicht aber auch gleichgültigen Blicken ihrer Nachbarn "weggebracht" wurden, erzeugen die Stolpersteine im besten Falle Betroffenheit und sorgen hoffentlich auch für die Sensibilisierung, die es in heutigen Tagen so dringend wieder braucht. 





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