Am Rande der Internationalen Grünen Woche traf ich mich als agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Saarländischen Landtag am 19. Januar 2023 in Berlin mit meinen Fachkollegen sowie den jagdpolitischen Sprecherinnen und Sprechern CDU- und CSU-Fraktionen in Europa, dem Bund und den Ländern. Dabei haben wir eine gemeinsame Positionierung zum künftigen Umgang mit dem Wolf erarbeitet - denn die Fragen hierzu werden von Tag zu Tag drängender:
Für das Monitoringjahr 2021/ 2022 hat das Bundesamt für Naturschutz bundesweit 161 Wolfsrudel bestätigt. Der Deutsche Bauernverband leitet daraus einen Bestand von 1554 bis 2722 Wölfen in Deutschland – zugleich wachsen die Bestände exponentiell um rund 30 Prozent jährlich. Verbreitungsschwerpunkte mit sehr hohen Populationen sind insbesondere in Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Sachsen zu beobachten. Bezogen auf die Fläche leben in Deutschland mittlerweile mehr Wölfe als in Kanada oder der russischen Taiga.
Die Auswirkungen der rasant wachsenden Wolfspopulation für unsere Landwirte ist verheerend – die Zahl der Nutztierrisse steigt täglich, immer mehr Landwirte geben aus Frust und Angst ihre Betriebe auf. Dadurch geht die offene Weidehaltung und Grünlandnutzung als wichtiger Teil unserer Kultur- und Landschaftspflege immer weiter zurück.
Mein Kollege Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der bayrischen CSU-Landtagsfraktion und Vorsitzender der agrarpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktionen der Länder, machte im Rahmen unserer Tagung eindrucksvoll deutlich, wie die Situation mittlerweile im Süden Deutschlands ist:
"Die für den Alpen- und Naturschutz so wichtige Alm- und Alpwirtschaft ist unmittelbar gefährdet! Der strenge Wolfsschutz schadet dem Tierwohl und der Biodiversität, wenn die Weidehaltung weiter in Gefahr ist.“, so Martin Schöffel,
Sarah Schweizer, sein Pendant der jagdpolitischen Sprecher ergänzte: „Offenlandhaltung und der Wolf vertragen sich nicht. Wir verlieren die Akzeptanz der Menschen im Ländlichen Raum, wenn wir Sie mit ihren Problemen alleine lassen.“
Tatsächlich hat sich die Zahl der Nutztierrisse in den vergangenen zehn Jahren fast verzwanzigfacht: Von unter 200 Tieren im Jahr 2012 auf beinahe 4.000 Tiere im Jahr 2020.
Im Positionspapier „Mehr Monitoring, mehr Management, natürliche Bestandsgrenzen anerkennen“ schlagen wir als Unionsabgeordneten konkrete Maßnahmen vor. Zentrale Forderung ist es, dass das Bundesumweltministerium von Cem Özdemir nun endlich den günstigen Erhaltungszustand nach Brüssel meldet.
Länder wie Frankreich oder Schweden zeigen längst, wie ein modernes und zukunftsfähiges Wolfsmanagement aussehen kann. Es ist festzustellen, dass der Wolf - dank der Schutzmaßnahmen der letzten Jahre - nicht mehr im Bestand gefährdet ist. Deshalb hat sich die Mehrheit des Europäischen Parlament auch zurecht auf einen von der EVP-Fraktion initiierten Entschließungsantrag für eine Neubewertung der EU-Wolfsstrategie und eine Überprüfung des Schutzstatus des Wolfes ausgesprochen. Die Kommissionspräsidentin hat bereits angewiesen, eine eingehende Analyse der zur Verfügung stehenden Daten durchzuführen.
Gastgeber des Treffens, Henning Otte, MdB, Fachsprecher ländlicher Raum der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie Vorsitzender des Gesprächskreises Jagd, Fischerei und Natur stellt klar: „Wir brauchen endlich ein nationales Bestandsmanagement. Regionale Überbestände, wie zum Beispiel in meinem Wahlkreis in der Lüneburger Heide müssen reguliert werden. Auch in Regionen, in denen kein effektiver Herdenschutz möglich ist, wie Deiche und Almen, ist schnelles Handeln nötig! Das proportionale Wachstum der Bestände lässt kein Verzögern mehr zu.“
Ich bin froh, dass wir als agrarpolitische Sprecher ebenso wie die jagdpolitischen Sprecher unserer Fraktion in Brüsssel, im Bund und in den Ländern so eng vernetzt und in einem stetigen Austausch sind. Das gilt insbesondere auch in der Frage des Wolfmanagements: Es ist wichtig, dass wir innerhalb der Unions-Familie unsere Positionen in diesem Bereich länderübergreifend koordinieren, um gemeinsam entschlossen zu handeln. Unsere Landwirtinnen und Landwirte dürfen durch die Gefahr von Rissereignissen nicht zusätzlich belastet werden. Nachbarländer wie Frankreich oder Schweden zeigen uns, wie ein modernes Wolfsmanagement funktioniert. Dabei kommt der Jagd eine ganz elementare Rolle zu.
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