Während eines Kurzurlaubs in den Niederlanden führte uns unser Weg in die Region Utrecht – genauer gesagt zum Kasteel de Haar, einem Ort, der wie direkt aus einem Bilderbuch entsprungen wirkt. Schon von weitem ragen die schlanken Türme in den Himmel, die Backsteinfassaden strahlen in satten Rottönen, und der weitläufige Schlosspark mit seinen geometrisch angelegten Hecken und kunstvollen Skulpturen lässt das Herz eines jeden Romantikers höherschlagen.
Das heutige Kasteel de Haar hat eine lange Geschichte. Ursprünglich im 14. Jahrhundert als Festung erbaut, verfiel es über die Jahrhunderte immer mehr, bis Ende des 19. Jahrhunderts der Wiederaufbau begann. Auftraggeber war der aus einer wohlhabenden Adelsfamilie stammende Baron Etienne van Zuylen van Nijevelt, der durch seine Ehe mit Hélène de Rothschild die finanziellen Mittel hatte, ein wahres Märchenschloss entstehen zu lassen. Der berühmte Architekt Pierre Cuypers, bekannt für den Bau des Rijksmuseums und des Amsterdamer Hauptbahnhofs, setzte ihre Vision um – mit viel Liebe zum Detail, prächtigen Sälen, aufwendigen Holzvertäfelungen und einem Hauch französischer Eleganz.
Beim Rundgang durch die prunkvollen Innenräume fühlt man sich unweigerlich in eine andere Zeit versetzt. In den Salons mit ihren schweren Brokatstoffen und kunstvollen Wandteppichen scheint die Geschichte lebendig zu werden. Ritterrüstungen bewachen die Ecken, und die großen Kamine laden dazu ein, sich vorzustellen, wie hier einst illustre Gäste empfangen wurden. Und davon gab es einige: Im 20. Jahrhundert waren unter anderem Brigitte Bardot, Maria Callas, Roger Moore und Gregory Peck hier zu Besuch.
Besonders beeindruckend ist auch der zentrale Festsaal mit seinen filigranen Steinmetzarbeiten, hohen Fenstern und detailreichen Skulpturen. Das Licht fällt in bunten Strahlen durch die Bleiglasfenster und taucht den Raum in eine fast sakrale Atmosphäre – ein perfekter Ort für Empfänge und festliche Anlässe.
Draußen lädt der Park zum Spazierengehen ein. Zwischen Rosengarten, Wassergraben und weitläufigen Rasenflächen kann man den Blick immer wieder zum Schloss zurückschweifen lassen – und jedes Mal entdeckt man neue architektonische Details. Selbst an einem leicht bewölkten Tag hat dieser Ort eine fast magische Ausstrahlung.
Mein Fazit: Kasteel de Haar ist weit mehr als nur ein schönes Fotomotiv. Es ist ein Stück lebendige Geschichte, ein Ort, an dem sich Architektur, Natur und Kultur zu einem einzigartigen Erlebnis verbinden. Wer in den Niederlanden unterwegs ist, sollte sich dieses Märchenschloss auf keinen Fall entgehen lassen – selbst Neuschwanstein müsste hier ein bisschen neidisch werden.
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