Ein Kommentar zur widersprüchlichen Kommunikation rund um den Kohlhof
Die letzten Tage haben eindrucksvoll gezeigt, wie verantwortungslose Kommunikation in sensiblen Fragen der Gesundheitsversorgung unnötige Ängste auslösen kann – und wie wichtig es ist, die Fakten zu kennen.
Denn weil das Gesundheitsministerium am 18. November weitreichende Pläne veröffentlichte, die den Eindruck einer bereits getroffenen Entscheidung erweckten, musste die Marienhaus-Gruppe am 21. November eine eigene Pressemitteilung herausgeben, um die Dinge wieder geradezurücken.
🔴 18. November: Der Minister geht mit einem „Zukunftsszenario“ an die Öffentlichkeit – als wäre alles schon entschieden
In seiner Pressemitteilung vom 18. November präsentiert Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung ein scheinbar fertiges Modell:
-
Konzentration aller stationären Leistungen in Neunkirchen bei der Diakonie
-
Verlagerung der Geburtshilfe, Frauenheilkunde und Kinderklinik nach St. Wendel
-
Überlegungen zur Zukunft des SPZ am Kohlhof
-
Umbau des Standortes zu neuen Strukturen
-
Aussagen über dreistellige Millioneninvestitionen
-
„weit fortgeschrittene Prüfungen“
-
breite politische Einigkeit
Für die Menschen im Landkreis Neunkirchen klang das wie ein fertiger Beschluss – und genau so wurde es in der Öffentlichkeit verstanden.
Die Folge:
👉 massive Verunsicherung
👉 tausende Diskussionen
👉 beunruhigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
👉 entsetzte Eltern und werdende Mütter
👉 besorgte Hebammen am Kohlhof
🔵 21. November: Marienhaus reagiert – und widerspricht dem Minister in zentralen Punkten
Drei Tage später und nachdem eine von Beschäftigten organisierte Unterschriftensammlung bereits weit mehr als 20.000 Unterschriften erbracht hat, sah sich deshalb die Marienhaus-Gruppe gezwungen, hier öffentlich klarzustellen:
-
Es gibt drei (!) Planungsvarianten – NICHT eine.
-
Nichts sei entschieden, nichts beschlossen.
-
Die öffentlich dargestellten Modelle seien „faktenlos“, „vorschnell“ und „ohne Substanz“.
-
Der Eindruck eines feststehenden Modells sei falsch.
-
Am Kohlhof werde es weiterhin rund um die Uhr Versorgung geben – inkl. Geburtshilfe, Kinderklinik, SPZ-Perspektive und Ausbildung.
Das ist eine bemerkenswert deutliche Korrektur der ministeriellen Kommunikation.
⚠️ Der Kern des Problems: Widersprüche, Intransparenz und Hinterzimmerpolitik
Es ist schwer zu übersehen:
👉 Der Minister sprach am 18.11. von weit fortgeschrittenen Plänen.
👉 Marienhaus stellt am 21.11. klar, dass genau diese Pläne weder abgestimmt, noch geprüft, noch derzeit als realistisch anzusehen sind.
Zwischen beiden Mitteilungen liegen drei Tage – aber kommunikativ ganze Welten.
Und genau diese Lücke hat der Minister selbst geschaffen.
Als jemand, der als lokaler Abgeordneter eine der wichtigsten Kinderkliniken des Landes aus Überzeugung auch politisch begleitet, sage ich deutlich:
So darf man in dieser Phase nicht kommunizieren.
-
nicht über die Köpfe der Menschen hinweg
-
nicht ohne Abstimmung mit dem Träger
-
nicht mit Szenarien, die Ängste schüren
-
nicht mit Aussagen, die medizinische Strukturen infrage stellen, die für die Region lebenswichtig sind
🟦 Mein Fazit: Der Minister muss seinen Kurs dringend korrigieren
Ich begrüße sehr, dass Marienhaus endlich Klarheit geschaffen und die Dinge zurechtgerückt hat.
Aber ich sage ebenso klar:
🔹 So kann ein Gesundheitsminister nicht kommunizieren.
🔹 So darf ein Krankenhausplan nicht erarbeitet werden.
🔹 Und so führt man keine Region in eine stabile medizinische Zukunft.
Der Minister hat mit seinen vorschnellen Aussagen immensen Schaden angerichtet. Er bestätigt damit selbst die längst kursierenden Gerüchte, dass er mit der Krankenhausplanung hoffnungslos überfordert wirke.
Jetzt ist es an ihm, endlich für wirkliche und ehrliche Transparenz zu sorgen – und die Menschen nicht länger mit widersprüchlichen Botschaften und seiner unsäglichen Hinterzimmerpolitik zu verunsichern.
? Eine Frage bleibt: Warum?
Warum ist der Gesundheitsminister in einer Weise vorgeprescht, die jegliche Professionalität vermissen lässt? Was hat ihn hier getrieben?
Wollte er sich selbst als "Macher" präsentieren?
Wollte er aufgrund negativer Schlagzeilen für die SPD insbesondere im Landkreis Neunkirchen wieder in die Vorhand kommen?
Oder hat er es nicht geschafft, Konsens zwischen den unterschiedlichen Playern im Gesundheitswesen zu schaffen und versuchte es nun mit öffentlichem Druck in der Hoffnung, seine Meinung würde zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung?
Was auch immer die Absicht war: Das ging daneben. Nur leider auf Kosten von Eltern, der Hebammen, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Kohlhof und der Menschen der gesamten Region, bei denen er nun Unsicherheit und Besorgnis in einem Höchstmaß zu verantworten hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen