Donnerstag, 27. November 2025

„Der Kohlhof ist Herz – und Herzen gibt man nicht auf“: Eindrücke von der Kundgebung auf dem Stummplatz und warum dieser Protest so wichtig ist

Gestern hat Neunkirchen ein starkes Zeichen gesetzt. Auf dem Stummplatz kamen viele hundert Menschen zusammen, um gegen die geplante Schließung bzw. Verlagerung der Kinderklinik Kohlhof, der Geburtshilfe, der Gynäkologie und des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) demonstrieren. Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, der Mitarbeitervertretung, des DGB, Hebammen, Pflegekräften, Ärztinnen und Ärzten – und viele Familien aus der ganzen Region – standen gemeinsam auf der Bühne und vor ihr. 
Als Landtagsabgeordnete haben meine Kolleginnen Sandra Johann, Anja Wagner-Scheid und ich uns bereits im Vorfeld ganz klar geäußert - und unsere Argumente für den Standort Kohlhof wurden gestern allesamt noch einmal untermauert.

Und eines wurde gestern besonders deutlich:
Neunkirchen steht zusammen.
Für seine Kliniken. Für seine Kinder. Für seine Familien.
Für alle, die hier leben und hier arbeiten.


„Der Kohlhof ist Herz – und Herzen gibt man nicht auf“

Dieser Satz, der auf der Kundgebung mehrfach fiel, bringt genau das auf den Punkt, was viele im Landkreis Neunkirchen empfinden. Der Kohlhof ist nicht irgendein Standort. Er ist Identität, Tradition, Vertrauen, Sicherheit – und seit fast 100 Jahren eine unverzichtbare Säule der regionalen Gesundheitsversorgung.

Für viele Familien ist die Kinderklinik am Kohlhof der Ort, der ihrem Kind das Leben gerettet hat. Für unzählige Eltern ist die Geburtshilfe dort der Ort, an dem ihr größtes Glück begann. Für viele chronisch kranke Kinder ist die Klinik ein zweites Zuhause – mit vertrauten Ärztinnen und Ärzten, vertrauten Abläufen und einer Versorgung, die über Jahrzehnte gewachsen ist.

Diese Strukturen verlagert man nicht einfach.
Diese Strukturen kann man nicht ersetzen.
Diese Strukturen kann man nicht „optimieren“, ohne die Menschen zu gefährden.


Was auf dem Stummplatz besonders klar wurde

Die Rednerinnen und Redner haben gestern eindrücklich geschildert, was eine Verlagerung für den Landkreis bedeuten würde:

1. Einbruch in der Versorgung – gerade für die Schwächsten

Schon jetzt ist die kinderärztliche Versorgung in Neunkirchen angespannt.
Das Schreiben der Kinderärztinnen und Kinderärzte, das mich vor wenigen Tagen erreichte, zeigt es schwarz auf weiß:

  • Das Einzugsgebiet des Kohlhof ist riesig – weit über Neunkirchen hinaus.

  • St. Wendel kann die dortige Patientenzahl nicht annähernd bewältigen.

  • Für chronisch kranke Kinder wäre der Wegfall des Kohlhof eine Katastrophe.

  • Familien ohne Auto wären besonders hart betroffen.

  • Neunkirchen trägt eine größere soziale Last als viele ländliche Regionen – gerade hier sind kurze Wege lebenswichtig.

2. Gefährdung des SPZ – einer der wichtigsten Einrichtungen im ganzen Saarland

Die Kinderärzte schreiben klar:
Ohne die enge Verzahnung mit der Kinderklinik kann das SPZ nicht bestehen.
Ein Umzug würde zentrale Angebote zerstören:
✓ Krisenintervention
✓ Psychologische Betreuung
✓ Kinderschutzgruppe
✓ Notfallversorgung in der Nacht
✓ Versorgung der vielen komplexen Fälle
Das SPZ lebt von der Nähe zur Klinik.
Man kann beides nicht voneinander trennen.

3. Personal, dem der Boden unter den Füßen weggezogen wird

Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte, Hebammen:
Alle haben gestern gesprochen – und alle haben dieselbe Sorge.
Eine Verlagerung bedeutet:

  • längere Wege

  • unsichere Verträge

  • Verlust von Expertise

  • Zerfall über Jahrzehnte aufgebauter Teams

Ärztinnen und Ärzte betonen:
Ohne sie funktioniert St. Wendel überhaupt nicht.
Aber viele könnten diesen Schritt nicht mitgehen.

4. Ein Minister, der mit voreiliger Kommunikation Vertrauen zerstört

Die Kundgebung richtete sich nicht gegen Veränderungen – aber gegen Veränderungen ohne Transparenz.
Und gegen einen Gesundheitsminister, der am 18. November Pläne verkündet, die weder abgestimmt noch fachlich geprüft waren – sodass Marienhaus drei Tage später öffentlich widersprechen musste.

Die Menschen spüren das.
Sie sehen die Widersprüche.
Sie fühlen die Verunsicherung.
Und sie haben gestern gezeigt, dass sie diese Art der Politik nicht hinnehmen.


Warum der Kohlhof für Neunkirchen mehr bedeutet als nur ein Standort

Der Kohlhof ist:

  • ein Standort mit 100 Jahren Geschichte

  • eine der renommiertesten Kinderkliniken im Saarland

  • die einzige Geburtsklinik im Land, die vollständig mit Beleghebammen arbeitet

  • ein wichtiger Arbeitgeber und hochspezialisierter Ausbildungsort

  • ein Anker für Familien, die oft in schwersten Momenten dort Hilfe finden

  • ein Standort mit perfekter Verkehrsanbindung – im Gegensatz zu St. Wendel

Verliert Neunkirchen den Kohlhof, verliert es ein Stück Zukunft.


Was gestern spürbar war: Wir lassen uns das nicht gefallen

Auf dem Stummplatz war ein Gefühl zu spüren, das man selten hat:
Ein kollektiver Wille. Eine gemeinsame Haltung. Ein Bewusstsein dafür, dass es hier um mehr geht als um Strukturen – es geht um Menschen.

Es geht um Kinder.
Es geht um Familien.
Es geht um Versorgungssicherheit.
Es geht um soziale Gerechtigkeit.
Es geht um Respekt vor dem, was über Jahrzehnte aufgebaut wurde.


Mein Fazit

Ich bin dankbar für alle, die gestern auf dem Stummplatz waren – für diejenigen, die Mut zeigen, ihre Stimme erheben und deutlich machen, dass es hier um weit mehr geht als um Strukturen auf einem Papier. Es geht um Kinder, um Familien, um Versorgungssicherheit, um soziale Gerechtigkeit und um Respekt vor dem, was über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Und ich verspreche: Hand in Hand werden wir als CDU-Stadtratsfraktion, im Landkreis und auch als Abgeordnete im Saarländischen Landtag dafür arbeiten, dass der Kohlhof bleibt – dass die Kinderklinik bleibt, dass die Geburtshilfe bleibt, dass das SPZ bleibt und dass die Menschen hier ernst genommen werden.
Wir brauchen Transparenz, Vernunft und eine Politik, die die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger nicht ignoriert, sondern ernst nimmt und in ihre Entscheidungen einbezieht. Neunkirchen hat gestern gezeigt, wozu es fähig ist – und ja: Wir geben unser Herz nicht einfach auf.

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