Als Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., aber auch ganz persönlich, war es mir ein tiefes Anliegen, heute an der Gedenkveranstaltung und Kranzniederlegung zum 70. Jahrestag der Kriegsgräberstätte Sandweiler in Luxemburg teilzunehmen.
Gemeinsam mit Vertretern der Gruppe „Die Lebacher“, die sich seit Jahrzehnten mit großem ehrenamtlichem Engagement, Fleiß und handwerklichem Geschick für die Pflege deutscher Kriegsgräberstätten im Ausland einsetzen und damit in besonderer Weise Völkerverständigung und Versöhnung über den Gräbern fördern, durfte ich an diesem besonderen Tag ein starkes Zeichen des Erinnerns und des Friedens miterleben.
Ein Ort der Mahnung und der Hoffnung
Die Kriegsgräberstätte Sandweiler wurde 1955 feierlich eingeweiht – als erste Kriegsgräberstätte, die der Volksbund nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete. Schon damals kamen über 2.000 Angehörige aus Deutschland und viele Luxemburger Bürgerinnen und Bürger zusammen, um den Opfern der beiden Weltkriege zu gedenken.
Dieser Ort steht seither für Versöhnung über Grenzen hinweg, für ein Miteinander nach den Schrecken des Krieges und für die Hoffnung, dass Frieden möglich ist, wenn Menschen aufeinander zugehen.
Der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker fasste die Bedeutung dieses Ortes einst in Worte, die bis heute nichts von ihrer Kraft verloren haben:
„Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen. Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher, nirgendwo bewegender ist zu spüren, was das europäische Gegeneinander an Schlimmstem bewirken kann.“
Gerade in Sandweiler, wo Tausende junge Männer ihre letzte Ruhe gefunden haben, wird diese Mahnung eindringlich spürbar.
Bewegende Worte von Richard Reisinger
Besonders beeindruckend war die Ansprache von Richard Reisinger, Vizepräsident des Volksbundes, der mit klaren und tiefgründigen Worten den Bogen spannte vom Ersten Weltkrieg – dem „Grande Guerre“ – über den Zweiten Weltkrieg bis in unsere aktuelle Gegenwart.
Er erinnerte daran, dass Kriegsgräber nicht nur stumme Zeugen der Vergangenheit sind, sondern lebendige Mahnmale für den Frieden. Seine Worte machten deutlich, dass das Gedenken an die Opfer nicht im Rückblick verharren darf, sondern uns heute verpflichtet:
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Demokratie und Freiheit zu schützen,
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Krieg und Gewalt entschieden entgegenzutreten und
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gemeinsam für Verständigung und Respekt zwischen den Völkern zu arbeiten.
Gerade in einer Zeit, in der Krieg wieder mitten in Europa Realität ist, gewinnen diese Gedanken bedrückende Aktualität. Reisingers Rede war ein Appell an uns alle, aus der Geschichte zu lernen und Verantwortung zu übernehmen.
Gelebte Völkerverständigung
Neben Richard Reisinger sprachen auch Dr. Heike Peitsch, Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg, sowie Claude Mousel, Bürgermeister der Gemeinde Sandweiler.
Ein ökumenischer Beitrag von Chanoine Patrick Müller, Generalvikar Luxemburg, und Pastor Dr. Frank Mertin gab der Veranstaltung einen feierlichen und hoffnungsvollen Rahmen.
Allen Redebeiträgen war eines gemeinsam: Sie unterstrichen, dass Frieden und Versöhnung keine Selbstverständlichkeit sind, sondern immer wieder neu erarbeitet werden müssen.
Dank an die Ehrenamtlichen
Mein besonderer Dank gilt der Gruppe „Die Lebacher“, die seit vielen Jahren mit großem Einsatz deutsche Kriegsgräberstätten pflegen. Ihr Engagement ist gelebte Friedensarbeit und ein kostbarer Dienst an der Erinnerungskultur.
Sie tragen dazu bei, dass die Würde der Toten gewahrt bleibt und dass wir den Auftrag, der von diesen Gräbern ausgeht, nicht vergessen.
Die Kriegsgräberstätte Sandweiler ist ein Ort der Stille, der Mahnung und der Hoffnung.
Sie erinnert uns daran, dass Frieden nicht einfach gegeben ist – sondern dass wir ihn Tag für Tag gestalten und verteidigen müssen.
Es war für mich eine Ehre und ein persönliches Bedürfnis, heute hier ein Zeichen der Dankbarkeit und des Gedenkens zu setzen.
Weitere Informationen zur Kriegsgräberstätte Sandweiler finden Sie hier auf der Website des Volksbundes.
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