Freitag, 26. September 2025

EU-Zulassung von Kisunla (Donanemab): Ein Meilenstein – und ein Weckruf für die Forschung in Deutschland

In dieser Woche  wurde eine wichtige Neuerung bekannt: Der in den USA entwickelte Alzheimer-Wirkstoff Donanemab (Handelsname Kisunla) hat von der Europäischen Kommission die Zulassung erhalten. 
Dieser Schritt markiert einen bedeutsamen Fortschritt in der Forschung gegen Alzheimer — und er wirft zugleich ein Schlaglicht auf die Bedeutung einer starken pharmazeutischen Forschung am Standort Deutschland.

  • Bislang ist Leqembi (Lecanemab) in Europa das bekannteste Medikament, das den Krankheitsverlauf bei Alzheimer moderat verzögern kann. Mit der Zulassung von Kisunla gibt es nun eine zweite Therapieoption, die an einer der zentralen Ursachen ansetzt — nämlich den krankhaften Proteinablagerungen (Amyloid) im Gehirn.

  • Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal: Kisunla wird nur einmal monatlich als Infusion verabreicht und kann abgesetzt werden, sobald die krankheitsrelevanten Ablagerungen weitgehend beseitigt sind. Im Gegensatz dazu muss Leqembi alle zwei Wochen gegeben werden und ist als Dauertherapie ausgelegt.

  • Die Behandlung mit Kisunla ist allerdings nicht für alle Alzheimer-Patientinnen und -Patienten geeignet: Sie richtet sich vor allem an Menschen im frühen Krankheitsstadium (milde kognitive Beeinträchtigung oder beginnende Demenz). Zudem ist ein Nachweis von Amyloid-Ablagerungen erforderlich, und es dürfen maximal eine Kopie des ApoE4-Gens vorliegen — bei zwei Kopien steigt das Risiko für Nebenwirkungen deutlich an.

  • Auch wenn Kisunla keine Heilung bringt, ist es ein Fortschritt: Es ist eine Therapie, die direkt an eine der Ursachen ansetzt — und der Ansatz, die Behandlung beenden zu können, eröffnet neue Perspektiven.

Dennoch bleibt viele offene Fragen: Wie wirksam ist der Wirkstoff langfristig bei unterschiedlichen Patientengruppen? Welche Kombinationstherapien oder neue Ansätze (etwa gegen Tau-Ablagerungen oder entzündliche Prozesse) werden in Zukunft nötig sein? 

Warum gerade Deutschland als Forschungsstandort entscheidend ist

Die Zulassung solcher innovativen Therapien zeigt eindrücklich, wie wichtig die medizinisch-pharmazeutische Forschung ist — und wie essenziell es ist, dass sie in Deutschland auch wieder stärker gefördert wird. Hier sind einige zentrale Punkte:

  1. Wissenschaftliche Kompetenz und Infrastruktur
    Deutschland verfügt über exzellente Universitäten, forschungsnahe Kliniken, hochqualifizierte Wissenschaftler:innen und modernste Labore. Nur mit dieser Basis können anspruchsvolle, translational orientierte Projekte realisiert werden, die von der Molekularbiologie über Tiermodelle bis hin zu klinischen Studien reichen.

  2. Regulatorisches Umfeld und Zulassungsprozesse
    Die Nähe zu europäischen Zulassungsbehörden, Beteiligung an EU-weiten Genehmigungsverfahren und Erfahrungen mit Arzneimittelprüfung ist ein Standortvorteil. Deutschland kann hier als Brücke zwischen Forschung, Industrie und Politik agieren.

  3. Finanzierung und Investitionen
    Innovative Forschung braucht langfristige, verlässliche Finanzierungen — von staatlicher Seite, aber auch durch private Investoren und pharmazeutische Unternehmen. Je stärker das Umfeld dafür in Deutschland ist, desto höher ist die Chance, dass wegweisende Therapien hier entwickelt werden (und nicht ins Ausland abwandern).

  4. Patientenzugang, Studiennetzwerke und Real-World-Daten
    Deutschland kann im Rahmen klinischer Studien Patienten früh einbinden, Daten erheben und Erfahrungen sammeln, die wichtige Hinweise liefern für Wirksamkeit und Sicherheit. Ein stabiles Netzwerk aus Kliniken, Studienzentren und Versorgungsstrukturen ist dafür unerlässlich.

  5. Gesundheits- und Versorgungsrelevanz
    Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen gehören in einer alternden Gesellschaft zu den größten Herausforderungen. Wenn Deutschland hier Spitzenforschung betreibt und innovative Therapien möglich macht, profitiert nicht nur das Land selbst — der gesamte europäische und globale Raum kann mitziehen.


Fazit & Ausblick

Die EU-Zulassung von Kisunla (Donanemab) ist ein bedeutender Schritt nach vorn in der Alzheimertherapie — nicht die Heilung, aber ein wichtiger Meilenstein. Zugleich erinnert sie eindrücklich daran, dass wir mehr, dass wir bessere und dass wir eine stärker unterstützte Forschung brauchen: die Erforschung neuer Wirkstoffe, die Kombination verschiedener Therapieansätze und das tiefergehende Verständnis der Krankheitsmechanismen.

Deutschland als Forschungsstandort muss hier wieder eine Schlüsselrolle spielen — mit geballter Expertise, guter Infrastruktur und konsequenter Förderung. Nur so können wir hoffen, dass in Zukunft Patienten nicht nur Lebenszeit gewonnen wird, sondern Lebensqualität erhalten bleibt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen