In der zurückliegenden Woche durfte ich gemeinsam mit den umweltpolitischen Sprecherinnen und Sprechern der CDU-Landtagsfraktionen aus ganz Deutschland an einer Delegationsreise nach Marokko teilnehmen. Ziel der Reise, die uns nach Rabat und Casablanca führte, war der Austausch über Fragen der Energiewende, Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und insbesondere auch der internationalen Zusammenarbeit.
Organisiert und begleitet wurde die Reise durch die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), deren Team vor Ort eine beeindruckende Arbeit leistete. Vom ersten Briefing bis zum letzten Gespräch war spürbar, mit wie viel Kompetenz, Netzwerkstärke und persönlichem Engagement die Stiftung den deutsch-marokkanischen Dialog fördert. Mein besonderer Dank gilt dem bestens vernetzten Büroleiter Steven Höfner, der umtriebigen Programmmanagerin Abir Ibourk, der nicht weniger engagierten Praktikantin Pia sowie dem gesamten Team der KAS Marokko - aber auch meinem engagierten Berliner Kollegen Danny Freymark, von dem die Initiative zu dieser Reise ausging.
Dialog auf höchster Ebene
Während unseres Aufenthalts trafen wir führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft – darunter Nizar Baraka, Minister für Wasser und Ausrüstung, Amina Benkhadra, Generaldirektorin des Office National des Hydrocarbures et des Mines (ONHYM), Khalid Benhamou, den Gründer & Leiter von Sahara Wind sowie führende Vertreterinnen und Vertreter unserer Partnerparteien in Marokko, RNI und Istiqlal.
Auch der Austausch mit Robert Dölger, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Marokko, und mit Expertinnen und Experten der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zeigte eindrucksvoll, welch enge und vertrauensvolle Partnerschaft zwischen beiden Ländern bereits besteht.
Marokko verfolgt ehrgeizige Ziele: Bis 2030 sollen mehr als 50 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Schon heute entstehen entlang der Atlantikküste große Windparks und im Süden des Landes einige der leistungsfähigsten Solarenergieanlagen der Welt. Hinzu kommt eine klare strategische Ausrichtung auf den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, bei der Deutschland ein zentraler Partner ist. Wie weit Marokko hier schon ist, wurde nicht zuletzt auch bei unserem Besuch der neuen und beeindruckenden Universität Mohammed VI. deutlich.
Grüner Wasserstoff als Brücke zwischen Europa und Afrika?
Besonders spannend war der Einblick in die marokkanischen Pläne zur Produktion von grünem Wasserstoff, die sich wie ein roter Faden durch viele Gespräche zogen. Mit seiner hohen Sonneneinstrahlung, den stetigen, verlässlichen und starken Küstenwinden sowie natürlich auch der geographischen Nähe zu Europa, verfügt Marokko über ideale Voraussetzungen, um in den kommenden Jahren zu einem führenden Exportland für klimaneutral erzeugten Wasserstoff in unterschiedlicher Form zu werden.Für Deutschland und seine Industrie eröffnen sich hier neue Perspektiven: Der Import grüner Energie aus Nordafrika kann helfen, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu beschleunigen, industrielle Prozesse zu dekarbonisieren und die Versorgungssicherheit zu stärken. Gleichzeitig schafft die Kooperation Investitions- und Innovationschancen – sowohl für große Industrieunternehmen als auch für den mittelständischen Maschinenbau, der bei Anlagenbau, Speichertechnologien oder Wasserstoffinfrastruktur gefragt sein wird.
Mich persönlich interessierten auch in meiner Eigenschaft als landwirtschaftspolitischer Sprecher unserer Fraktion auch die Aspekte der Düngemittelherstellung. Runde 70 Prozent der weltweiten Vorkommen an Phosphat befinden sich in der marokkanischen Erde. Das macht Marokko zum größten Exporteur an Phosphat - während bei anderen Düngerprodukten wenig verlässliche Länder wie Russland an der Spitze liegen. Durch die Nutzung von Wind für die Herstellung von Wasserstoff und Ammoniak bieten sich riesige Chancen für Marokko, diesen Ländern mit einem klimafreundlichen Weg zum Stickstoffdünger und Kombinationsprodukten auch den Rang bei den anderen Düngemitteln abzulaufen. Marokko könnte in diesem Bereich zum wichtigsten Partner für unsere heimische Landwirtschaft aufsteigen.
Dies gilt umso mehr, als dass die Gespräche mit Vertretern der Deutsch-Marokkanischen Investorengesellschaft, der Germany Trade & Invest (GTAI) und mit Wirtschaftsvertretern vor Ort machten eindrucksvoll deutlich gemacht haben, dass Marokko ein Land im Aufbruch ist – offen für deutsche Investitionen, innovationsfreudig und vor allem auch politisch stabil.
Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz als gemeinsame Aufgabe
Ein weiteres zentrales Thema unserer Gespräche, das mir besonders wichtig ist, war die Kreislaufwirtschaft. Marokko steht hier noch am Anfang, hat aber bereits eine nationale Strategie entwickelt, um Abfallvermeidung, Recycling und nachhaltiges Wirtschaften systematisch zu fördern.
Deutsche Unternehmen können auch hier eine wichtige Rolle spielen – mit Know-how in Abfalltechnologien, Umweltmanagement und Ressourceneffizienz.
Die Vision ist klar: Von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaft zu gelangen, die Energie, Rohstoffe und Wasser so nutzt, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Ziel, sondern gelebte Praxis wird.
Chancen für eine starke Partnerschaft
Die Reise hat eindrucksvoll gezeigt, dass die deutsch-marokkanische Zusammenarbeit enorme Potenziale bietet – ökologisch, ökonomisch und politisch.
Marokko positioniert sich als verlässlicher Partner in Nordafrika, der Stabilität und Fortschritt miteinander verbindet. Deutschland wiederum kann seine technologische Stärke, seine Innovationskraft und seine Erfahrung beim Strukturwandel in diese Partnerschaft einbringen.
Gerade für den deutschen Mittelstand eröffnet sich hier ein Zukunftsmarkt:
- Beteiligung an Solar- und Windprojekten,
- Aufbau von Anlagen zur Wasserstoff- und Düngemittelproduktion,
- Entwicklung von Speicher- und Transporttechnologien,
- Beratung und Ausbildung im Bereich Kreislaufwirtschaft
- Erschließung sowohl neuer Märkte als Rohstoffquellen und Lieferwege auf dem afrikanischen Kontinent
- Zusammenarbeit in den Bereichen Digitalisierung und Cybersicherheit
Diese Kooperation könnte zu einem Musterbeispiel dafür werden, wie Klimaschutz und Wirtschaftskraft Hand in Hand gehen können – über Kontinente hinweg.
Mein Fazit
Marokko ist ein Land im Wandel – dynamisch, jung, aufgeschlossen und mit einem klaren Blick nach vorn. Die Offenheit für Innovation, das Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und die gelebte Partnerschaft mit Deutschland haben mich tief beeindruckt.
Ich nehme viele Anregungen mit für unsere Arbeit im Saarland: Die Themen Energiewende, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Ressourcennutzung sind global, aber sie beginnen im Kleinen – bei uns vor Ort, in unseren Gemeinden, Betrieben und Haushalten.
Mein herzlicher Dank gilt noch einmal der Konrad-Adenauer-Stiftung, die diesen Dialog möglich gemacht hat, und allen Gesprächspartnern in Marokko für ihre herzliche Gastfreundschaft und den offenen Austausch.





Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen