Montag, 10. November 2025

Biogas: Chance für Versorgungssicherheit, Wertschöpfung im ländlichen Raum – und ein Prüfstein für die Landeregierung

In Zeiten von Windflaute und Dunkelflaute rückt die Frage der Versorgungssicherheit erneut in den Mittelpunkt. Ein aktueller Artikel bei ntv.de mit dem Titel „Dunkelflaute: ‘Biogas leistet dasselbe wie Gaskraftwerke – 50 Milliarden Euro günstiger’“ macht deutlich: Die Technik der Bioenergie und insbesondere der Biogas­/Biomethan­-Anlagen ist nicht nur Teil der Energiewende, sondern ein unverzichtbarer Baustein für eine zuverlässige Energieversorgung und auch für kommunale Wärmenetze.
Als agrar- und klimapolitischer Sprecher unserer CDU‑Fraktion im Landtag des Saarlandes sehe ich Biogasanlagen als große Chance — für das Saarland, für unsere ländlichen Regionen und für die heimische Landwirtschaft. Gleichzeitig muss ich feststellen: Während wir von der CDU hier klar aktiv sind, lässt die Landesregierung diese Chance bislang in vielen Punkten liegen.
Und ganz vorneweg um nicht missverstanden zu werden:
Dass Saarland braucht Energie! Das heißt, dass unser Einsatz für Biogas ausdrücklich keine Argumentation gegen neue Gaskraftwerke als Brückentechnologie für die Industriestromerzeugung ist. Im Gegenteil: Es geht uns um eine kluge Ergänzung und die Schaffung eines nachhaltig sicheren Energiemix. 

Warum Biogas und Bioenergie so wichtig sind

Der n-tv-Artikel macht zu Recht wesentliche Punkte deutlich:

  • Biogasanlagen können Strom und Wärme erzeugen – gerade dann, „wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht“. 

  • Sie bieten die Möglichkeit, über vorhandene (Land-)Wirtschaftsstrukturen Wertschöpfung zu erzeugen und regionale Rohstoffe zu nutzen – statt fossiler Importe.

  • Wichtig: Mit Maßnahmen zur Flexibilisierung (z. B. Wärmespeicher, Blockheizkraftwerke, Aufbereitung zu Biomethan) können vorhandene Biogasanlagen exakt das leisten, was heute häufig neuen Gaskraftwerken zugeschrieben wird.

  • Der Artikel nennt eine beeindruckende Größenordnung: Im Vergleich zu neuen Gaskraftwerken könnte die Absicherung der Energieversorgung bis zu 50 Milliarden Euro günstiger erfolgen, wenn man verstärkt auf Biogas setzt.

Für das Saarland bedeutet das: Wir haben Agrar- und Forststrukturen, landwirtschaftliche Betriebe, kommunale Infrastrukturen – das Potenzial ist vorhanden. Es geht darum, dieses Potenzial gezielt auszuschöpfen.

Als CDU-Fraktion im saarländischen Landtag haben wir das im Blick und auch bereits mehrere Initiativen gestartet:

  1. Planungssicherheit und Bestandsschutz für Biogasanlagen
    Wir haben in der Fraktion gefordert, dass bereits bestehende Anlagen erhalten bleiben und nicht wegen fehlender finanzieller oder regulatorischer Rahmenbedingungen stillgelegt werden. Planungssicherheit ist zentral, damit Investitionen getätigt werden können.

  2. Förderung der Flexibilisierung und Auf-/Umrüstung
    Es reicht nicht mehr, einfach nur „zu produzieren“. Die Anlagen müssen flexibilisiert werden: Wärmespeicher, Kopplung mit Wärme- oder Mobilitätsanwendungen, Biomethan-Aufbereitung. Genau darauf verweisen auch die Studien im n-tv-Artikel.
    Ich setze mich dafür ein, dass wir im Saarland Förderprogramme und regulatorische Rahmen schaffen, die diese Flexibilität ermöglichen.

  3. Regionale Wertschöpfung & ländlicher Raum
    Biogas-Anlagen bieten für ländliche Regionen Beschäftigung, Wertschöpfung und Perspektiven. Die CDU-Fraktion betont diese Dimension stets – etwa im Zusammenhang mit Streuobstwiesen, Agrarstrukturen und regionaler Energieproduktion.
    Mein persönliches Engagement: Als Vizepräsident des Verband der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland‑Pfalz und als Mitglied im Agrar- und Umwelt­ausschuss vernetze ich Landwirtschaft, Energiepolitik und kommunale Ebenen – damit Bioenergie nicht nur ein Thema für Technik-Expert*innen bleibt, sondern praxisnah vor Ort umgesetzt wird.


Kritik an der SPD-Landesregierung: Chancen verspielt?

Während das Potenzial klar beschrieben ist und wir von der CDU aktiv Rahmenbedingungen einfordern, sehe ich bei der SPD-Landesregierung folgendes Defizit:

  • Fehlende Priorisierung
    Obwohl Bioenergie im Bund diskutiert wird (u. a. im Kontext des „Biomassepakets“), fehlt in der saarländischen Landespolitik ein vergleichbarer Fokus bei der SPD-Regierung auf Biogas/Biomethan – insbesondere was Flexibilität und Ausbau betrifft. Der n-tv-Artikel spricht davon, dass die Branche „von der Politik vergessen oder ignoriert“ werde. 
    Zumindest was die SPD-Alleinregierung und auch die zuständige Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz angeht, trifft das voll und ganz zu.

  • Zu wenig Förder- und Investitionsanreize
    Wenn vorhandene Anlagen nicht weiterentwickelt werden können, wenn Ausbauhemmnisse bestehen, dann bleibt das Potenzial – wie im Artikel beschrieben – ungenutzt. Hier muss die Landesregierung tätig werden.

  • Nicht ausreichend Rahmenbedingungen für die Wärmewende & regionale Kreisläufe
    Biogas kann in der Wärmeversorgung eine bedeutende Rolle spielen. Wenn dies von der Landesregierung nicht erkannt oder umgesetzt wird, droht das Saarland hinter anderen Regionen zurückzufallen.


Was jetzt zu tun ist:

Aus meiner Sicht lassen sich folgende Handlungspunkte ableiten:

  • Rahmenprogramm Biogas/Flexibilität: Das Saarland braucht ein eigenes Förderprogramm, das Biogasanlagen modernisiert, flexibilisiert und in konzeptionelle Gesamtsysteme (Strom, Wärme, Mobilität) einbindet.

  • Kommunale Wärme- und Energieplanung stärken: Kommunen im Saarland sollten unterstützt werden, Biogasanlagen und Biomethan-Netze in ihre Wärmekonzepte aufzunehmen.

  • Agrar- und Forstwirtschaft einbinden: Landwirtschaftliche Betriebe und Forstbetriebe müssen Partner bei Bioenergie sein – mit neuen Wertschöpfungsperspektiven, regionalen Kreisläufen und betrieblichen Zusatzverdiensten.

  • Regionale Wertschöpfung sichtbar machen: Das Potenzial für Beschäftigung, Umsatz und Wertschöpfung im ländlichen Raum muss kommuniziert und aktiviert werden.

  • Dialog mit Landesregierung: Wir fordern die Landesregierung auf, gemeinsam mit uns und vor allem auch mit der Landwirtschaft im Saarland in einen zielgerichteten Dialog zu gehen – damit Bioenergie im Saarland nicht nur als Randnotiz existiert, sondern als zentraler Bestandteil der Energiewende wahrgenommen wird.

Die Energiewende steht nicht allein unter dem Primat von Photovoltaik und Windkraft – gerade in Zeiten ohne Sonne und Wind zeigt sich: Wir brauchen Systeme, die regelbar, regional und erneuerbar sind. Der n-tv-Artikel zeigt eindrücklich, dass Biogas genau diese Rolle einnehmen kann – und dass Deutschland damit Milliarden sparen könnte.

Als zuständiger Sprecher der CDU im Saarländischen Landtag stehe ich dafür, dieses Potenzial aktiv zu nutzen – im Interesse unserer Region, unserer Landwirtschaft und unserer Energieversorgung.
Und ich fordere die Landesregierung der SPD auf:
Tun Sie das Gleiche! Erkennen Sie die Chancen! Packen Sie es endlich an!


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