Mittwoch, 20. Juli 2022

Nachhaltigkeit neu definiert: Dillinger Unternehmen Pyrum Innovations AG setzt neue Maßstäbe beim Recycling

Die Dillinger Pyrum Innovations AG definiert das Recycling von Altreifen durch ihr patentiertes Verfahren der Pyrolyse bzw. Thermolyse neu und löst damit einen wichtigen Teil des weltweiten Müllproblems. In der vergangenen Woche habe ich die Hauptversammlung der Pyrum AG besucht, ihren Gründer Pascal Klein kennengelernt und mit sowohl das bestehende Werk in Dillingen als auch die Baustelle zur Erweiterung des Pyrolysewerks angeschaut und mich vor Ort über die innovative Technik informieren lassen.


Sprach man bisher von "Reycling", bedeutete das bei alten Autoreifen im Einzelfall die sogenannte Runderneuerung: die Karkasse abgefahrener Reifen blieb als Basis bestehen, die abgenutzte Lauffläche wurde abgeschält und erneuert. Das geht aber nur einmal. Danach ist Schluss für den Reifen und es ergeht ihm, wie es den meisten seiner Artgenossen längst schon vorher ergangen ist: Rund 200.000 Tonnen werden jährlich nämlich dem "thermischen Recycling" zugeführt.
Also verbrannt.
Meistens in Zementfabriken.
Falls sie nicht doch irgendwo in der Wüste von Kuwait auf der weltgrößten Reifendeponie gelandet sind, wo man sie mittlerweile sogar schon aus dem Weltall sehen kann.

"Alles das kann doch nicht die Lösung sein", dachte sich vermutlich der Gründer und CEO von Pyrum Innovations Pascal Klein und tüftelte an einem System, mit dem es möglich ist, aus Altreifen wieder neue Rohstoffe wie Pyrolyseöl, Gas und sogenanntes recovered Carbon Black zu gewinnen.
Während also für viele der alten Pneus ihr Leben in Feuer und unter anderem in schädlichem CO² endete, sorgt nun ein aufstrebendes Dillinger Unternehmen mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür, dass sich auch bei Altreifen der Wertstoff-Kreislauf schließen kann.
Und die Wertstoffe werden benötigt: Als Partner und Kunden stehen unter anderem BASF, Conti und der Fahrradreifen-Hersteller Schwalbe mittlerweile an der Seite der Pyrum Innovations AG.

Sehr anschaulich erläuterte Pascal Klein im Rahmen der Hauptversammlung im Dillinger Lokschuppen das Verfahren, mit dem sein Unternehmen neue Maßstäbe setzt. Das Pyrolysewerk funktioniere dabei dank des angeschlossenen Blockheizkraftwerks fast vollkommen energieautark und spare bis zu 98 % der üblicherweise bei der Entsorgung von Altreifen in einem Zementwerk anfallenden CO2-Emissionen ein, so Klein.
Seit etwas mehr als zwei Jahren läuft nun das Werk bereits in einem zuverlässigen, industriellen Maßstab, so dass die Pyrum AG den nächsten Schritt ihrer Entwicklung in Angriff nehmen und zwei weitere, moderne Reaktoren in Betrieb nehmen kann. Und im Rahmen eines Joint Ventures wird wohl bald auch in Bayern ein neues Werk entstehen.

Das Geschäftsmodell ist dabei natürlich sehr clever, denn es löst nicht nur ein Entsorgungsproblem sondern bedeutet gleichzeitig neue Wertschöpfung. Das bedeutet: Pyrum erhält Geld für die Entsorgung, erhält Geld beim Verkauf wiedergewonnener Rohstoffe und arbeitet dazwischen überwiegend auch noch energieautark.
Ein Stück weit ähnelt dieses Konzept wirklich der Entdeckung der eierlegenden Wollmilchsau und macht die Pyrum Innovations AG zu einem innovativen, industriellen Leuchtturm im Saarland.

"Wenn der neue Teil des Werkes seine Arbeit aufnehmen kann, wird das eine Verdreifachung der Verarbeitungskapazitäten auf rund 20.000 Tonnen Altreifen im Jahr möglich machen," betonte der Firmengründer. Ein weiterer Meilenstein in der noch jungen Geschichte des aufstrebenden Unternehmens.

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