Sonntag, 13. November 2022

Laternenumzüge und Martinsfeuer in fast allen Orten der Gemeinde Eppelborn

Nur wenige Heilige werden so gefeiert und verehrt wie der heilige Martin, Bischof von Tours. Auch in unserer Gemeinde war sein Namenstag in dieser Woche wieder Anlass für zahlreiche Feiern: In  Habach, Eppelborn, Bubach-Calmesweiler, Hierscheid, Humes, Dirmingen und Wiesbach wurden große Martinsfeuer angezündet und fanden Laternenumzüge. Begleitet wurden diese Feiern nicht selten von Reiterinnen oder Reitern mit Pferden, gekleidet in nachempfundende Uniformen römischer Soldaten, die ebenso wie die hell lodernden Martinsfeuer die zahlreichen Kinderaugen zum Leuchten brachten.

Aber wen feiern wir da eigentlich und warum ist Martinus uns bis heute ein Vorbild?
Im "Lexikon der Namen und Heiligen", herausgegeben 1984 von der Verlagsanstalt Tyrolia in Innsbruck (ISBN 3-7022-1523-9), erfahren wir einiges über den "Wundertäter von Tours", den Soldaten, den Missionar und Klostergründer und Bischof von Tours (Westfrankreich):

Geboren sei Martinus 316/317 in Sabaria in Pannonien, (dem heutigen Szombathely oder Steinamanger im westlichen Ungarn) als Sohn eines römischen Tribunen aus dem oberitalienischen Pavia, kann man dem umfangreichen Lexikon entnehmen. Er sei in Pavia erzogen worden und mit 15 Jahren in die römische Armee eingetreten, wo er in Gallien in der Garde von Kaiser Constantius II. diente, dem Sohn von Kaiser Konstantin dem Großen.
"In diesen Jahren spielte die berühmte Szene seiner Wohltätigkeit, als er am Stadttor von Amiens (nördlich von Paris" seinen Soldatenmantel mit einem frierenden Bettler teilte. Er ließ sich mit 18 Jahren taufen und verlies ein Jahr später die Armee. Er wurde Schüler des Bischof Hilarius von Poitiers und ging dann in seine Heimat, um seine Eltern zu bekehren, vielleicht auch im Namen des Bischofs Hilarius in Illyrien zu missionieren", heißt es im "Lexikon der Namen und Heiligen" und weiter: Die Arianer leisteten aber großen Widerstand . Daher zog er sich als Einsiedler auf die Insel Gallinaria bei Genua zurück."
In der Folgezeit sei er dann vor allem in Gallien unterwegs gewesen, wo er predigte, missionierte und mehrere Klöster gründete: "Er predigte auch in Paris, wo er einen Leprakranken wunderbar heilte und in Vienne, wo er mit Bischof Paulinus von Nola zusammentraf", schilderte das fast 1000 Seiten umfassende Lexikon, das auch erwähnt, dass Martinus mehrere Male auch die Bischofsstadt Trier besuchte. "Er starb auf einer Seelsorgsreise zu Candes (westlich von Tours) am 8.11.397. Zu seinem Begräbnis strömte eine riesige Menschenmenge zusammen", sagen die Quellen, die dem Bericht im Lexikon zugrunde liegen. 

Im Anschluss habe sich die Verehrung des heiligen Martin schnell in Liturgie und Volksfrömmigkeit ausgebreitet, heißt es weiter. Sein Grab sei bis ins späte Mittelalter fränkisches Nationalheiligtum gewesen und sei auch heute noch ein Zentrum berühmter Wallfahrten.
Das Vertrauen auf den heiligen Martin sei so groß gewesen, dass Chlodwig ihn zum Schutzheiligen der fränkischen Könige machte und seinen Mantel in Schlachten mitgeführt worden sei, viele Klöster seien ihm geweiht ("angeblich 3667") und zahlreiche Orte, Städte und Burgen nach ihm benannt.

Zur Verehrung des Heiligen und seinem Namenstag berichtet das "Lexikon der Namen und Heiligen" weiter: "Der Martinstag war bes. im Mittelalter im Bewusstsein des Volkes lebendig: Er war Abschluss des Wirtschaftsjahres (Termin für Arbeitsverträge, Pachtverträge, Steuern) und Markttag.
Er galt als Beginn des Winters und des Advents; die Martinsgans war der letzte Festbraten vor dem Adventsfasten (bzw. dem Weihnachtsquatember). Dazu konsumierte man neuen Wein und allerlei Martinsgebäck. Man veranstaltete Fackel- und Laternenumzüge, die Kinder und Jugendliches sangen vor den Häusern Martinlieder und wurden mit Gaben belohnt.)

Ich finde es schön, gut und richtig, dass die Martinsfeiern gerade auch im Saarland als alte Tradition fortgeführt werden, denn das selbstlose Teilen seines Mantels hat gerade auch in unserer schnelllebigen Zeit des fortschreitenden Individualismus in unserer Gesellschaft eine ganz besondere Symbolkraft.
St. Martin ist eine der wenigen Feiern, bei dem sich durch alle Generationen hinweg, vom Greis bis zum Kindergartenkind, die meisten Menschen des Hintergrundes auch tatsächlich noch bewusst sind.






 








  







 
 

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