Eines gleich vorweg:
Immer wieder gibt es Bücher, die kontrovers diskutiert werden.
Selten aber wurden Buch und Autor noch vor der eigentlichen Veröffentlichung von einer geballten Medienmacht derart niedergemacht und gar mit Häme überzogen, wie bei dem an diesem Dienstag erschienenen Werk "Vorerst gescheitert: Karl-Theodor zu Guttenberg im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo".
Vielleicht, liebe Leser des EppelBlogs, sollte aber gerade diese außergewöhnlich heftige Reaktion auf ein Buch doch den einen oder anderen aufmerksam Bürger stutzig machen. Schließlich soll es ja doch hin und wieder vorkommen, dass die öffentliche Meinung und die sogenannte "veröffentlichte" Meinung ein wenig auseinanderdriften (Stuttgart21 lässt grüßen ;-)
Konsequenterweise hab ich also besagtes Buch beim Buchhändler meines Vertrauens käuflich erworben. Vor allem um die bereits in vielen Medien zitierten Passagen selbst und im eigentlichen Kontext lesen zu können und mir meine eigene Meinung zu bilden.
Übrigens etwas, das - wie ich finde - jeder tun sollte, bevor er bei facebook, twitter & Co., in Printmedien und woauchimmer seine Sicht der Dinge plakativ und lautstark kundtut.
Es stimmt schon: Wer politische Bücher, Biographien und Ausarbeitungen kennt, kennt sie oft als dröge, schönfärberisch und über weite Strecken durchaus auch ermüdend. Nur selten findet man ein Buch in diesem Genre, das man voller Interesse und Leselust verschlingen kann.
"Vorerst gescheitert" allerdings ist so ein Buch.
Eines, das man - sofern man nicht bereits im Vorfeld sowohl den Autoren als auch dem Buch ablehnend und voreingenommen gegenübersteht - tatsächlich mit Spannung und Interesse liest.
Zugegeben: als homo politicus ticke ich ein wenig anders als die meisten meiner Zeitgenossen. Abgesehen davon, dass ohnehin nur eine überschaubare Zahl jener überhaupt regelmäßig zu Büchern greift, sind gerade politische Bücher nicht unbedingt der größte Renner. Es soll sogar Menschen geben, die kaufen solche Bücher nur, damit ihr Regal etwas anspruchsvoller wirkt.
Aber immerhin:
Die Verkausfzahlen des Buches sprechen für sich.
"Vorerst gescheitert" ist in jedem Fall ein Buch, das man lesen und nicht einfach als Deko ins Regal stellen sollte.
Es ist ein Buch, in dem ein einstiger "Überflieger" einige prägende Ereignisse Revue passieren lässt und aus seinem Herzen keine Mördergrube macht.
Es ist ein Buch, in dem einige klare Worte gesagt werden und das durchaus polarisiert.
Sind aber ehrliche Worte falsch, wenn sie die eigene Überzeugung widergeben?
Ich glaube nicht, dass Karl-Theodor zu Guttenberg in seinem Gespräch mit Giovanni di Lorenzo gezielt provoziert. Vielmehr spiegeln seine Aussagen seine eigene, seine oft ganz persönliche Sicht der Dinge wider.
Dass dabei einige, die im normalen Tagesgeschäft selbst gern austeilen, nicht unbedingt mit Glanz und Glorie überhäuft werden, ist nichts, weswegen zu Guttenberg sich schämen müsste.
In Gespräch mit di Lorenzo äußert sich KTG detailliert zur Entstehung seiner Doktorarbeit, aber auch zu den Vorgängen rund um die "Kundus-Affäre", die Gorch Fock und auch seine Auftritte in Presse, Funk und Fernsehen.
Schiebt man alle persönlich oder politisch motivierten Scheuklappen einmal beiseite, so scheint vieles, was "KT" von sich gibt, einfach nur ungeschminkte Realität. Vielleicht eine Realität, wie zu Guttenberg sie sieht, aber nichtsdestotrotz eine von vielen möglichen Wahrheiten.
Warum der 40jährige dieses Interview gegeben hat, sagt er selbst: "Ich habe in den letzten Jahren Prinzipien vertreten und von diesen brauche ich nicht Abschied zu nehmen, auch wenn ich selbst einmal fehle oder scheitere. Wer fällt, muss auch wieder aufstehen können, und genau das tue ich jetzt mit großer Motivation."
Zu Guttenberg und meine Saarlandfahne: Was haben beide gemeinsam?
Beide waren in Afghanistan.
Zu Guttenberg mehrmals, auch mit seiner Gattin. Und meine Fahne gar mehrere Monate ohne Unterbrechung.
Beide haben unseren Soldatinnen und Soldaten - auch von der Saarlandbrigade - Mut gemacht und ihnen immer wieder gezeigt, dass zuhause in der Heimat an sie gedacht wird.
Der erfahrene Journalist Giovanni di Lorenzo ist zu keinem Zeitpunkt ein Erfüllungsgehilfe Zu Guttenberg'scher Rachegelüste oder Comeback-Phantasien, falls es die in dieser Form überhaupt geben sollte.
Di Lorenzo hakt provokant nach.
Er will Hintergründe und will wissen, was diesen jungen Spross eines alten Adelsgeschlechts immer wieder antreibt.
Und egal was gefragt wird: Zu Guttenberg liefert.
Nur selten weicht er aus. Fast nie.
Und genau das macht dieses Buch so lesenwert. Es ist ein Buch, das Vorhänge lüftet. Ein Buch, das den Blick hinter die Kulissen der Ereignisse gewährt und das manches gerade rückt. "Wer also die Rückkehr des Karl-Theodor zu Guttenberg auf die politische Bühne befürchtet, der fürchtet sich nach diesem Buch völlig zu Recht." (Giovanni di Lorenzo)
Ein Buch, das zum exakt richtigen Zeitpunkt erschienen ist.
Sie sollten es lesen.