Krankenhäuser sind mehr als bloße Wirtschaftsunternehmen. Sie sind Orte der Fürsorge, des medizinischen Fortschritts – und vor allem Teil unserer Kritischen Infrastruktur (KRITIS). Umso wichtiger ist es, dass sie nicht nur medizinisch auf der Höhe der Zeit sind, sondern auch digital gut aufgestellt und gegen Cyberangriffe geschützt sind.
Um einen Überblick über den Stand der Digitalisierung in unseren saarländischen Kliniken zu erhalten, habe ich vor einigen Wochen eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Die Antwort liegt nun vor – und sie hat bei mir ein gewisses Störgefühl ausgelöst. Warum? Weil sich die SPD-Alleinregierung in ihrer Vorbemerkung faktisch aus der Verantwortung zieht.
Wörtlich heißt es dort:
„Digitalisierung und Cybersicherheit […] sind nicht Teil der Krankenhausplanung und der diesbezüglichen staatlichen Kontrolle im Ressort der Gesundheit.“
Und weiter: „In der Wahl und der Umsetzung der Fördertatbestände und der Beauftragung von Unternehmen sind die Krankenhäuser autark.“
Mit anderen Worten: Die Landesregierung sieht sich hier in erster Linie als Zuwendungsgeber, nicht aber als strategischer Gestalter. Für IT-Sicherheit? Nicht zuständig. Für interoperable Standards? Kein Thema. Für die digitale Transformation der Gesundheitsversorgung? Verantwortung liegt bei den Kliniken.
Ich finde: Das greift zu kurz.
Andere Bundesländer sind deutlich weiter, haben Kompetenzzentren eingerichtet, unterstützen und kontrollieren die Krankenhäuser und stehen fest an deren Seite, in allen Fragen rund um Digitalisierung und Cybersicherheit.
Auch die EU entwickelt längst einen Aktionsplan für die Cybersicherheit von Krankenhäusern und Gesundheitsdienstleistern - während sich im Saarland der Gesundheitsminister und seine Kabinettskolleginnen und -kollegen ganz offensichtlich gemütlich in ihren Sesseln zurücklehnen.
Digitalisierung braucht politische Führung
Natürlich sind Krankenhäuser eigenverantwortliche Einrichtungen. Aber sie agieren im Rahmen staatlicher Gesundheitsplanung, werden überwiegend öffentlich finanziert – und sind auch bei Fragen ihrer eigenen digitalen Sicherheit und damit der Patientensicherheit Teil unserer öffentlichen Daseinsvorsorge. Gerade angesichts wachsender Cyberbedrohungen braucht es eine stärkere, koordinierende Rolle des Landes. Es darf nicht sein, dass jedes Krankenhaus für sich allein kämpft, während das Land zuschaut.
Kliniken brauchen klare Standards, konkrete Unterstützung und verlässliche Ansprechpartner – etwa durch eine landesweite Koordinierungsstelle für Cybersicherheit im Gesundheitswesen. Andere Bundesländer denken längst in diese Richtung. Im Saarland? Fehlanzeige.
Folgeanfrage: Verantwortung muss geklärt werden
Ich habe daher eine weitere parlamentarische Anfrage vorbereitet. Die erste Antwort in der Landtagsdrucksache 17/1526 war derart oberflächlich und befremdlich, dass sich konkrete Nachfragen hier regelrecht aufdrängen.
Ich will nun ganz konkret von der Landesregierung wissen:
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wie sie ihre eigene strategische Rolle im Bereich Digitalisierung und IT-Sicherheit definiert,
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ob es ein landesweites Frühwarnsystem bei Cyberangriffen gibt,
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welche konkreten Unterstützungsangebote die Krankenhäuser über die reinen Förderabwicklungen hinaus erhalten.
Denn wer Digitalisierung ernst nimmt, muss sie auch politisch gestalten. Es geht um die Sicherheit der Patientinnen und Patienten, die Effizienz unserer Gesundheitsversorgung und nicht zuletzt um das Vertrauen in unsere öffentliche Infrastruktur.
Mein Fazit
Digitalisierung darf gerade im Gesundheitswesen kein Nebenschauplatz sein – und Cybersicherheit keinesfalls eine Frage des Zufalls.
Wenn Antworten wie in der Landtagsdrucksache 17/1526 die Haltung der gesamten Landesregierung und nicht nur des Gesundheitsministers wiedergeben, kann nicht mehr von einem Einzelversagen die Rede sein.
Die Landesregierung ist deshalb dringend gefordert, ihre Rolle neu zu definieren.
Weg vom bloßen Verwalten von Fördermitteln, hin zu einem strategischen Anspruch als Mitgestalterin einer digitalen und sicheren Gesundheitsversorgung im Saarland; vor allem aber als verantwortliche Stelle für die Sicherheit unserer Kritischen Infrastruktur in ihrer Gesamtheit.